Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt an der Spitze des Politiker-Rankings, aber Kanzler Olaf Scholz gewinnt am stärksten hinzu. Die Analyse zu Chartstürmern, Evergreens und One-Hit-Wundern.

„Hör auf mich, glaube mir, Augen zu, vertraue mir!“, singt die Schlange Kaa im Disney-Film-Klassiker „Dschungelbuch“ zum Waisenjungen Mogli. Mit ihren Interviews, Reden und Social-Media-Schnipseln versuchen unsere Politiker etwas ganz Ähnliches. Wie erfolgreich sie damit sind, zeigt regelmäßig die Politiker-Hitparade, die das Meinungsforschungsinstitut für das RTL-ntv-Trendbarometer erhebt. Die Deutschen beantworten dabei die Frage, bei wem sie das Land „in guten Händen“ sehen. Dabei können die Befragten ihre Einschätzung auf eine einer Skala von 0 („überhaupt nicht in guten Händen“) bis 100 („voll und ganz in guten Händen“) abgeben. Der stern hat die neue Ausgabe des Rankings unter die Lupe genommen.STERN PAID 12_24 Scholz Pistorius7.57

Der Spitzenreiter: Boris Pistorius

Er kam, sah und siegte. Unmittelbar nach seiner Berufung zum Bundesverteidigungsminister im Januar vergangenen Jahres hat sich SPD-Mann Boris Pistorius an die Spitze der Politiker-Hitparade gesetzt und seitdem Platz 1 nicht mehr abgegeben. In der aktuellen Umfrage von Ende März legt er gegenüber dem Januar noch mal leicht zu und erreicht jetzt 57 „Vertrauenspunkte“ (plus zwei). Pistorius ist auf dem Weg vom Chartbreaker zum Evergreen. Kein anderer Politiker überspringt die Marke von 50 Punkten. Ob in West- oder Ostdeutschland – kein anderer ist populärer. Auch bei den Anhängern der SPD liegt der 64-Jährige mit 74 Punkten vorn.

Der Aufsteiger: Olaf Scholz

Als Olaf Scholz Anfang 2023 Boris Pistorius in sein Kabinett holte, stand er selbst noch bei 45 Vertrauenspunkten. Schon das war für einen Regierungschef in Krisenzeiten nur eine mittelmäßige Chart-Platzierung. Seitdem ging es nur bergab. Zum Jahreswechsel erreichte er nur noch 30 Punkte. Doch gibt es Anzeichen für ein kleines Comeback: Seit der Kanzler sich in der Frage der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine klar ablehnend positioniert hat, verbessern sich überall seine Umfragewerte. Es wirkt so, als ob „Ein bisschen Frieden“ bei den Deutschen verfängt. Auch im Forsa-Ranking legt der Kanzler nun gegenüber dem Jahreswechsel um drei auf 33 Punkte zu – die größte Veränderung unter den 20 abgefragten Politikern. Bei den Wählern der SPD kommt die Nummer mit dem „Friedenskanzler“ offenbar besonders gut an. Scholz gewinnt sechs Punkte hinzu. Mit 70 Punkten schließt wieder zu Pistorius auf – seinem möglichen Nachfolger als Lead-Sänger der Ampelkoalition.

Die Boygroup von der Union

Ob der umstrittene Party-Song über Puffmutter „Layla“ oder der Fremdgeh-Hit „Cordula Grün“ – der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther, 50, kennt beim Mitsingen von Schlagern keine Hemmungen. Erstaunlicherweise schadet das dem CDU-Politiker nicht, vielleicht nutzt es ihm sogar. Jedenfalls erreicht er im Ranking mit 49 Punkten unverändert Platz zwei. Direkt dahinter steht mit 48 Punkten sein Parteifreund Hendrik Wüst, 48, der in Nordrhein-Westfalen ebenfalls mit den Grünen koaliert. Die schwarze Boygroup komplettiert der 57-jährige Markus Söder. Mit 41 Punkten zählt der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident aber schon nicht mehr zur Top 3 der Deutschen. Der Favorit auf die Kanzlerkandidatur der Union, Friedrich Merz, 68, liegt abgeschlagen noch dahinter. Er erreicht gerade 34 „Vertrauenspunkte“. In den unionsinternen Charts kehren sich die Verhältnisse um – allerdings nicht zugunsten des Fraktionsvorsitzenden Merz, der auch bei den Wählern von CDU und CSU auf dem letzten Platz liegt (59 Punkte). Unbestrittener Star ist hier Markus Söder: Mit 79 Vertrauenspunkten setzt er sich klar vor die jüngeren Ministerpräsidenten. Kein anderer Politiker hat so eine treue Fan-Base im eigenen Lager. FS: Bücher Bundesregierung 20:03

One-Hit-Wonder

Mit einem Rekordwert von 15,8 Prozent schnitten die Freien Wähler im vergangenen Herbst bei der Landtagswahl in Bayern ab. Das brachte ihrem Vorsitzenden Hubert Aiwanger viel Popularität. Doch langsam scheint die „Musi“ ausgespielt. Aiwanger verliert bei den eigenen Wählern 19 „Vertrauenspunkte“ – so viel wie kein anderer Politiker. Die Anhänger der Freien Wähler bewerten ihn nur noch mit 56 Punkten. Ein ähnliches Schicksal als „One-Hit-Wonder“ könnte Sahra Wagenknecht drohen. Seit der Gründung ihrer eigenen Partei hat sie an Zustimmung verloren. Bundesweit erreicht sie nur 23 Punkte (minus zwei). Besonders groß sind Verluste bei den Wählern der AfD (minus vier), den Westdeutschen (minus zehn) und den verbliebenen Anhängern der Linken (minus 24). Nur bei den eigenen Anhängern hat die Politikerin unbestrittene Star-Qualitäten. 76 Prozent vertrauen ihr – das ist schon fast Söder-Niveau.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den  RTL Deutschland vom 21. bis 25. März 2024 erhoben. Datenbasis: 1519 Befragte, Bewertung anhand einer Skala von 0 bis 100; dargestellt ist jeweils der Mittelwert auf Basis derer, die den/die Politiker/in kennen; Veränderungen gegenüber Januar 2024.

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