Moorböden gelten als fruchtbar und wurden deshalb über Jahrhunderte von Bauern trockengelegt. Doch damit entweichen Gase, die das Klima schädigen, wie man heute weiß. Es gibt Gegenstrategien.

Ein kleiner Teil der einst trockengelegten Küstenmoore im Hinterland der Ostsee soll in Mecklenburg-Vorpommern zugunsten von Klimaschutz und Artenvielfalt wieder vernässt werden. Das Bundesumweltministerium fördert das auf zehn Jahre angelegte Projekt im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz mit rund 27 Millionen Euro.

Das Land steuert 2,3 Millionen Euro bei. Ausgewählt wurden zwölf Küstenmoor-Abschnitte zwischen Rostock und der Grenze zu Polen.

Moore als „Alleskönner“ 

„Intakte Moore sind echte Alleskönner. Sie sind natürliche Kohlenstoffspeicher und damit gut für das Klima, sie regulieren den Wasserhaushalt und helfen damit bei Starkregen und Überflutungen genauso, wie bei Hitze und Dürre“, erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei der Übergabe des Förderbescheids in Bresewitz am Barther Bodden (Vorpommern-Rügen). Sie äußerte die Hoffnung, dass das nun gestartete Modellvorhaben zum Vorbild für zahlreiche weitere Projekte dieser Art entlang der Küste wird. 

Mecklenburg-Vorpommerns Umwelt- und Agrarminister Till Backhaus (SPD), der an der Veranstaltung teilnahm, erneuerte seine Forderung nach mehr Geld für den Moorschutz, unter anderem aus Fonds der EU. Für Bauern müssten zudem Anreize geschaffen werden, von der intensiven auf alternative Bewirtschaftungsformen auf Moorflächen umzustellen. 

Wiedervernässung auf 850 Hektar 

Laut Bundesumweltministerium wurden die ursprünglich etwa 40.000 Hektar Küstenmoore in Mecklenburg-Vorpommerns über die Jahrhunderte zum größten Teil eingedeicht und entwässert, um sie landwirtschaftlich nutzen zu können. Ohne die schützende Wasserschicht entweichen aber große Mengen klimaschädlicher Gase, die in den Moorböden gebunden sind.

Das Modellprojekt umfasst laut Ministerium 850 Hektar. Eine Fläche, so groß wie der Goldberger See oder etwa 1.200 Fußballfelder. 

An dem Verbundprojekt sind die Ostseestiftung, die Universität Greifswald und das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde beteiligt. Neben der erwarteten Klimaschutzwirkung würden auf den restaurierten Moorflächen Daten zu wichtigen Ökosystemleistungen wie Moorwachstum, Hochwasserschutz, Nährstoffrückhalt, Grundwasserneubildung und die Entwicklung der Artenvielfalt erfasst, hieß es. Die Forscher erhoffen sich dabei weitere Erkenntnisse über die Auswirkungen auf Klima- und Naturschutz.

Skepsis bei Landwirten 

Die Wiedervernässung bringt allerdings auch Einschränkungen bei der Nutzung der Flächen mit sich, weshalb Landwirte den Vorhaben oft skeptisch gegenüberstehen. Zudem sind mitunter Änderungen im Hochwasserschutz für Siedlungen erforderlich. Angestrebt würden daher „möglichst einvernehmliche Lösungen zwischen allen Beteiligten“, hieß es.

Nach Berechnungen von Wissenschaftlern setzen künstlich trockengelegte Moore pro Jahr weltweit etwa zwei Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente frei. Das entspricht vier Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen. In Deutschland sind es demnach sieben Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern sogar 30 bis 40 Prozent. 

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es nach Angaben des Agrarministeriums rund 287.900 Hektar Moore. Das sind etwa zwölf Prozent der Landesfläche. Davon würden 159.098 Hektar landwirtschaftlich genutzt, davon wiederum 139.980 Hektar als Wiesen und 19.118 Hektar als Ackerland. Auf weiteren 49.509 Hektar wächst Wald.