Ein Jugendlicher wird mitten in der Nacht auf einem Parkplatz in Asperg erschossen. „Warum?“, fragen sich Angehörige seither. Auch zum Abschluss des Prozesses wissen sie wenig mehr.
Etwas mehr als ein Jahr nach den tödlichen Schüssen auf einen 18-Jährigen in Asperg geht heute der Prozess gegen den mutmaßlichen Schützen zu Ende. Auch nach wochenlangen Vernehmungen, Verhandlungen und dem Geständnis des Hauptangeklagten bleibt allerdings unklar, warum es zur nächtlichen und fatalen Auseinandersetzung auf einem Parkplatz kommen konnte. Drogen? Ein Mädchen? Ein Bandenstreit? Alles nur Gerüchte. Auch vor dem Urteil der Jugendkammer des Landgerichts scheint es fast so, als sei ein 18-Jähriger gestorben – und niemand weiß, warum.
Sicher scheint, dass sich der mutmaßliche Täter mit dem Freund oder Bekannten im vergangenen April auf dem Parkplatz verabredet hatte, um einen Streit zu klären. Sein Cousin soll ihn als Fahrer begleitet haben. Sicher scheint auch, wer die mehr als 20 Schüsse abgegeben hat in der Nacht von Karfreitag auf Samstag. „Ich möchte die Verantwortung für mein Verhalten übernehmen“, hatte der mutmaßliche Schütze im Prozess gesagt und dies auch in seinem letzten Wort am Montag wiederholt. Das 18 Jahre alte Opfer war tödlich getroffen zusammengesackt, auch sein gleichaltriger Bekannter war auf dem Schotterparkplatz von Asperg bei Ludwigsburg mehrfach getroffen worden.
Die Staatsanwaltschaft hält Totschlag, versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung für erwiesen und fordert neun Jahre Jugendstrafe für den 21 Jahre alten Hauptangeklagten sowie fünfeinhalb Jahre Jugendstrafe für seinen gleichaltrigen mutmaßlichen Fahrer. Ein ebenfalls angeklagter 18-Jähriger war bereits aus der Haft entlassen worden, weil er laut Funkzellendaten nicht am Tatort gewesen sein soll. An seinem bevorstehenden Freispruch gibt es keine Zweifel. Die Eltern des Opfers fordern als Nebenkläger ein deutlich höheres Strafmaß. Ihr Anwalt plädiert auf Strafen von 15 und 13 Jahren, er sprach im Prozess von einem „absoluten Vernichtungswillen“.
Die Verteidigung hingegen hält eine Jugendstrafe von maximal fünf Jahren für den geständigen mutmaßlichen Schützen für angemessen. Sein Anwalt sprach von einem dynamischen, schnell ablaufenden Geschehen mit einem sehr tragischen Ausgang. Der 21-Jährige habe sich des Totschlags an dem 18-Jährigen und der gefährlichen Körperverletzung an dessen Freund schuldig gemacht, nach seiner eigenen Aussage unter Drogeneinfluss. Für den mutmaßlichen Fahrer forderte dessen Anwältin einen Freispruch. Gegen die drei jungen Männer – zwei Deutsche und ein Serbe – wird seit Mitte Januar verhandelt.
Ungeklärt bleibt, warum die Schüsse auf dem Parkplatz abgegeben wurden. „Das Bild bleibt leider unvollständig“, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Die Theorie, dass es Streit um ein Mädchen gab, habe sich nicht erhärten lassen. Am wahrscheinlichsten sei, dass es um Rauschgifthandel gegangen sei.