Mit einem weiterhin im Krankenstand befindlichen König Charles und Kate auf dem Weg der Besserung soll William bald wieder mehr royale Termine wahrnehmen, darunter auch viel wichtige Aufgaben seines Vaters. Für ihn könnte die Vertretungsphase zur Bewährungsprobe als künftiger König werden.
Nach einer längeren Durststrecke für Royal Fans rund um die Osterfeiertage gab es vergangene Woche endlich wieder etwas zu gucken: Zumindest zwei prominente Mitglieder der Familie Wales waren in der Öffentlichkeit zu sehen, und gleich auf besonders sympathische Art. Thronfolger William und sein Stammhalter Prinz George sahen sich in Birmingham das Europa Conference League-Viertelfinalspiel ihres Lieblingsclubs Aston Villa gegen die Mannschaft aus dem französischen Lille an. Zwar trug nur George stolz den auffälligen blauen Fan-Schal um den Hals, doch beide Prinzen fieberten sichtbar mit und feierten nach dem Match in der VIP-Lounge begeistert den Sieg ihres Clubs.
Prinz William: Rückkehr an die royale Front
Und das soll nur der Auftakt gewesen sein zu einer weitgehenden Wiederaufnahme der royalen Pflichten für den Prinzen von Wales ab Mitte der Woche. Seit der geplanten Unterleibsoperation von Ehefrau Kate hatte er sowohl seine eigenen Pflichten, als auch die Vertretung seines ebenfalls ernsthaft erkrankten Vaters König Charles soweit es ging reduziert, um Kate und den gemeinsamen drei Kindern beizustehen.
Doch nun scheint es Kate wieder soweit gut zu gehen, dass ihr Ehemann regelmäßig fort kann, um den Betrieb der Familienfirma Windsor am Laufen zu halten. Denn Stiefmutter Camilla, die das trotz ihrer 76 Jahre die letzten Wochen federführend getan hatte, scheint mittlerweile etwas zu schwächeln.
Dankeschön-Drinks für die Schwiegermutter
Ein Indiz für diese Absichten war auch Williams Feierabend-Drink mit seiner Schwiegermutter vor ein paar Tagen in einem Pub in Norfolk nahe des Wales-Landsitzes Anmer Hall. Wie aus dem Freundeskreis des Thronfolgerpaares verlautete, ist es vor allem Kates Mutter Carole Middleton, die seit Anfang des Jahres zusammen mit William nicht von der Seite ihrer Tochter gewichen ist, bei der Krankenpflege direkt nach der OP unterstützt und auch oft den Schul-Fahrdienst für George, Charlotte und Louis übernommen hat.
Und auch jetzt hält Carole weiter die Stellung in Adelaide Cottage, damit ihr Schwiegersohn beruhigt seinen Pflichten nachgehen kann, soweit sich diese nicht per Video-Call von zu Hause aus oder aus dem nur wenige Autominuten entfernten Schloss Windsor erledigen lassen. Auf dem Stammsitz der Dynastie hat er die letzten Wochen über schon immer wieder in Stellvertretung seines Vaters Ordensverleihungen an verdiente Briten vorgenommen. Von dort arbeitet er auch an seinen Projekten oder nimmt remote an Terminen teil, da im heimatlichen Cottage mit seinen nur vier Schlafzimmern zu wenig Platz ist für ein richtiges Arbeitszimmer.
Probelauf für William V.?
Auch wenn bislang auf der offiziellen Website des Königshauses keine festen Termine für Prinz William angekündigt wurden, heißt es doch aus dem Umfeld des Palastes, dass William, bis König Charles wieder ohne Angst vor Ansteckung unter Menschen gehen kann, nach dem 17. April gezielt an seiner Stelle wichtige Termine wahrnehmen wird, wie es ja auch seiner Position als Thronfolger entspricht.
Ob daraus für den Prinzen von Wales eine Art vorübergehende Regentschaft, ein echter Probelauf für den zukünftigen William V. werden könnte, hängt davon ab, wie gut und wie schnell die Krebstherapie, derer sich der König zurzeit unterzieht, anschlägt, und wie schnell er sich davon wieder erholt. Die gesetzlichen Voraussetzungen gäbe es bereits in Form des Regency Acts von 1937. Der sieht allerdings eine völlige geistige oder körperliche Unfähigkeit des Monarchen zur Ausübung seiner royalen Pflichten vor. Und die ist nicht gegeben, solange Charles noch wichtige Aufgaben erfüllen kann, wie den Premierminister wöchentlich in Audienz zu empfangen und Staatspapiere zu unterzeichnen. Aber eine „Regentschaft-light“ wie zum Beispiel in Norwegen üblich (wo Kronprinz Haakon immer wieder zeitweise ganz offiziell als „Kronprinzregent“ fungiert, wenn sein Vater König Harald außer Landes oder so schwer erkrankt ist, dass er die Amtsgeschäfte nicht ausüben kann) könnte auch eine Zwischenlösung in Großbritannien sein.
Williams Reformpläne
Ein Freund des Paares sagte gegenüber dem US-Online-Magazin „The Daily Beast“ dazu: „In vielerlei Hinsicht werden die nächsten Wochen und Monate eine Vorlage für Williams künftige Herrschaft sein, denn er wird nach seiner Thronbesteigung über eine ähnliche Ausstattung an Personal und Mitteln verfügen, auch wenn das wohl erst in vielen Jahren der Fall sein wird. Ich denke, er wird versuchen, die Anforderungen der öffentlichen Rolle mit den Anforderungen eines guten Familienvaters in Einklang zu bringen, der sich um seine kranke Frau kümmert und dafür sorgt, dass es seinen Kindern gut geht. Ich bin mir sicher, dass das bedeutet, dass er mehr Dinge online erledigen wird (…). Das hat meist auch mehr Breitenwirkung, als persönliche Auftritte, weil es viel mehr Menschen auf einmal erreichen kann“, so der nicht namentlich genannte Freund.
Von Beratern des Thronfolgers ist auch immer wieder zu hören, dass William nicht die Absicht hat, dem Modell seiner Großmutter und auch dem seines Vaters nachzueifern, die traditionell mehrere hundert Auftritte pro Jahr hatten und Schirmherrschaften für Hunderte von Wohltätigkeitsorganisationen übernahmen. Stattdessen wird sein und Kates Ziel sein, sich zwar einer geringeren Anzahl guter Zwecke zu widmen, dabei aber mehr „Durchschlagskraft“ zu entwickeln – das scheint der Plan zu sein. Der Prinz von Wales selbst formulierte es vergangenen Herbst bei einem Auftritt in Singapur so: „Man muss fokussiert bleiben. Wenn man sich zu sehr verzettelt, kann man (…) nicht die Wirkung oder den Wandel erzielen, den man wirklich will.“ Sein Ziel sei es, sich „intensiver und länger“ für einzelne wichtige Anliegen zu engagieren, anstatt „einfach nur eine Menge Patronate zu halten, die man immer mal wieder besucht und ansonsten grob im Auge behält“.
Trooping the Colour als Test
Ein wichtiger Indikator im Hinblick auf die Zukunft wird die Vertretungsregelung für einen Anlass Mitte Juni im jährlichen königlichen Kalender sein: „Trooping the Colour“, die Geburtstagsparade zu Ehren des Königs. Noch heißt es, dass Charles, wenn irgend möglich, selbst teilnehmen möchte, wenn auch wohl nicht zu Pferde, wie letztes Jahr, sondern eher in einer Kutsche und dann auf dem Paradeplatz auf einem Podium sitzend, wie seine Mutter Elizabeth II. in ihren späten Jahren.
Doch sollte der König sich einem so langen Tag in der Öffentlichkeit nicht gewachsen fühlen, wird sich zeigen, ob Charles seine Gemahlin Camilla als Vertretung benennt (worüber in den britischen Medien schon spekuliert wurde), oder seinen Sohn und Nachfolger William. Die konstitutionell nachvollziehbarere und übliche Lösung wäre natürlich die letztere. Gerade für solche Fälle gibt es ja einen Thronfolger, damit er oder sie als ranghöchster Royal nach dem Monarchen im Notfall einspringen kann. So wurde es auch 1951 gehandhabt, als König George VI., schwer lungenkrebskrank, seine Tochter Prinzessin Elizabeth damit beauftragte, die Parade an seiner Stelle abzunehmen. Und so war es auch im Jahr 2022, als der damalige Prinz von Wales Charles für die unter Mobilitätsproblemen leidende Queen einsprang.
Königliche Vater-Sohn Konkurrenz
Dass der König überhaupt mit dem Gedanken spielt, seinen Erben NICHT als Vertretung einzusetzen, zeigt, dass er schon damit hadert, selbst nach nur einem guten Jahr auf dem Thron durch eine böse Laune des Schicksals schon so sehr außer Gefecht gesetzt zu sein. Dazu kommt, dass er und Gemahlin Camilla in den Beliebtheitswerten in jüngsten Meinungsumfragen merkbar hinter dem glamourösen jungen Thronfolgerpaar William und Kate liegen – sicher auch nicht einfach für ihn. Ein bisschen Eifersucht darauf wäre nur menschlich. Wer könnte Charles verübeln, dass er nach Jahrzehnten des Wartens auf die Rolle, für die er geboren wurde, nun auch selbst die Gelegenheit haben möchte, einen dezidierten Eindruck als Monarch zu hinterlassen, bevor William übernimmt. Dass er, ähnlich seinem Ur-Urgroßvater Edward VII., der auf seine ebenfalls ungeheuer lange regierende Mutter Queen Victoria folgte, eher als „Übergangskönig“ in die Geschichte eingehen wird, ist ihm bewusst. Doch er wäre sicher gerne mehr als ein „Sachverwalter-Monarch“, der nur das Erbe seiner Mutter beisammenhält, bis dann William mit einer absehbar deutlich längeren Regentschaft wieder so richtig Dinge bewegen und ein echtes Vermächtnis hinterlassen kann.
Insofern ist es vielleicht weniger die Frage, wieviel Pflichten William aus Sorge um Kate und die Kinder demnächst übernehmen möchte, sondern, welche mehr oder weniger wichtigen Aufgaben ihm sein Vater überlässt.
Eine andere Quelle, ein ehemaliger königlicher Höfling, sagte „The Daily Beast“ zu den Absichten des Thronfolgerpaares: „William und Kate hatten gehofft, mehrere Jahrzehnte als Prinz und Prinzessin von Wales vor sich zu haben. Und so Gott will, werden sie diese Zeit auch haben. Aber das Interessante an den nächsten Monaten ist, dass William gezwungen ist, die Königswürde viel früher zu erproben, als er sich das vorstellen konnte. Natürlich freut er sich nicht über den Grund dafür, aber es wird sicherlich einige faszinierende Einblicke geben, wie die Herrschaft von ‚König Wills‘ eines Tages aussehen könnte.“