Leonie Schley schlüpft auf ihren Social-Media-Kanälen in verschiedene Rollen und verkörpert wahlweise die Periode, den Darm, oder auch mal einen Vibrator. Hier erzählt sie, wie sie dazu gekommen ist.

Frau Schley, auf Social Media sieht man Sie in Kostümen und absurden Rollen. Sie spielen die Periode, den Darm, PMS, den Verstand, den Appetit, den Vibrator und viele mehr. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Kennen Sie das, wie man aus dem Nichts auf eine kreative Idee in seinem Kopf kommt? So ging es mir bei dieser. Die meisten Ideen habe ich beim Spazierengehen und auch die Perioden-Idee war plötzlich einfach da. Ich dachte mir „Was wäre, wenn man mit der Periode sprechen könnte?“. Zack, hatte ich auch schon eine Kostümidee und habe dann erstmal eine Weile auf dem Format rum gebrütet.

Wann war das ungefähr?
Das erste Periodenvideo habe ich vor ungefähr drei Jahren veröffentlicht und die Idee hatte ich aber tatsächlich schon so vier, fünf Jahre in meinem Kopf. Aber ich dachte dann auch: „Hm, ob das jetzt so witzig ist? Ob das verstanden wird?“ Manchmal hat man ja auch eine Idee im Kopf und findet sie selber total gut. Aber die anderen Leute denken sich „Hey, was soll das jetzt sein?!“

Wie haben Sie dann angefangen?
Mit einem YouTube-Video „Wenn die Periode sprechen könnte“. Und daraus hat sich ein kleines Universum entwickelt, wie zum Beispiel noch das personifizierte Gehirn. Kurze Zeit später habe ich angefangen die Charaktere zu mischen in einem Sketch. Eigentlich kann man alles personifizieren und dadurch auch Themen verkörpern, die man vielleicht sonst gar nicht ansprechen würde.

Zur Person

War das Konzept nur witzig gemeint oder sollen auch ernstere Themen angesprochen werden?
Also es war schon sketchy gemeint. Dennoch dachte ich mir, es wäre einfach schön, wenn man Themen wie der Periode die Schwere nimmt. Und ich glaube, das kann ich durch dieses Format ganz gut, denn ich spreche auch Tabuthemen und unangenehmere Themen an.

Wie war das Feedback Ihres Umfeldes, Familie und Freunde, als Sie zum ersten Mal als Periode auftraten?
Ich habe ihnen die Idee erst nach der Fertigstellung des ersten Videos gezeigt und zum Glück fanden es alle lustig, ich hatte echt ein bisschen Respekt davor. Zu der Rolle als Periode gehört beispielsweise auch eine Prise an Mut und Überwindung, dieses sehr extravagante Kostüm zu präsentieren und mit dieser Stimme und starken Mimik aufzutreten.

Gab es denn in der Social-Media-Welt auch mal negatives Feedback?
Wenig, zwischendurch gibt es mal Kommentare von Männern, wie, dass sie die Periode eklig finden, oder Äußerungen wie „Mit dem Thema will ich mich nicht auseinandersetzen“. Das perlt an mir ab, denn das ist jetzt nichts Persönliches. Dennoch, das ist nicht up to date. Wir haben 2024, da sollte man jetzt langsam mal verstanden haben, dass die Periode dazugehört, wenn auch diskreter, als wenn ich sie zum Leben erwecke.

Nutzen Sie Ihre Mimik-Fähigkeiten auch privat und geht das dem ein oder anderen im Umfeld auch mal auf die Nerven?
Nein, ich glaube nicht, dass ich außerhalb meiner Rolle diese überzogene Mimik habe, oder? Sagen Sie es mir.

Nein, Sie wirken anders, aber kommt Ihr Comedy-Ich nicht mal aus Versehen raus?
So extrem jetzt nicht. Aber es kommt schon mal vor, dass ich zwischendurch in andere Stimmlagen verfalle oder bestimmt auch mal einen anderen Blick draufhabe. Meine Freunde finden das aber meist dann auch unterhaltsam – zum Glück.

Wie sind Sie zur Comedy gekommen, wie hat sich das entwickelt?
Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Schauspiel, doch eher für laute und stärkere Rollen. In der Schule spielte ich einmal die Schildkröte Kassiopeia bei Momo. Damals lachte die ganze Schul-Aula, das hat sich natürlich unglaublich gut angefühlt, weil ich finde, es gibt nichts Schöneres, als Menschen zum Lachen zu bringen. Comedy und das Interesse dafür begleitet mich mein Leben lang, YouTube bot mir dann die Plattform, um dieses Talent auszuleben, dann kamen Instagram und TikTok hinzu, nun bald auch ein Podcast und zurück zu den Anfängen in der Schule: die Bühne.

Wie kann ich mir das vorstellen? Beim Podcast sieht man Ihre Gesichtsausdrücke nicht und auf der Bühne werden Sie dann die Outfits wechseln oder streben Sie ein neues Konzept an?
Der Podcast wird sich ein wenig von der Comedy entfernen, den mache ich mit einem Freund von mir und wir reden über verschiedene Themen, die junge Menschen betreffen. Es geht um Beziehungen, es geht darum, sich selbst zu finden. Außerdem darum, wie man als kreativ schaffende Person seinen Platz in der Gesellschaft findet, um Druck, den man sich macht, um alles Mögliche.

IV Periode

Und die Bühne? Führen Sie da Ihre Charaktere live auf?
Ja, da hätte ich wirklich große Lust drauf, die Periode auf die Bühne zu bringen. Vielleicht eine Mischung aus Stand-up und Acting sozusagen. Das könnte ich mir ganz gut vorstellen.

Die Comedy-Bühnen in Deutschland werden vorwiegend von Männern dominiert, ist da Platz für die große, rote Periode?
Comedy ist nach wie vor auf jeden Fall eine männerdominierte Szene. Ich glaube, es bricht nach und nach auf und dann braucht es eben auch Frauen, die sich da trauen, das zu machen und sich irgendwie entgegen den Stimmen, die sagen, „Frauen können nicht lustig sein“ stellen.

Tiktok

Sie beweisen, dass Frauen lustig sein können.
Ich hoffe, dennoch ist das Klischee verankert über Generationen wie eine Art Glaubenssatz: „Nur Männer können lustig sein und als Frau hat man so und so zu sein“. Jetzt braucht es Frauen, die das Gegenteil beweisen, auch Frauen dürfen laut und lustig sein.

War auch Ihr Werdegang von diesem Glaubenssatz geprägt?
Eine Zeitlang habe ich mich für diese Seite an mir geschämt. Einfach weil ich dachte, ich darf so nicht sein. Dann habe ich mich aktiv dafür entschieden dieses Comedy-Talent auch auszuleben.

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Haben Sie eine Botschaft für lustige Frauen?
Ich würde wahnsinnig gerne mehr Frauen dazu ermutigen, sich zu trauen, laut zu sein, ihr Ding zu machen, auch wenn das ja vielleicht nicht der Norm entspricht oder irgendwie aneckt und manchen Leuten bestimmt immer noch sauer aufstößt. Aber es bringt Spaß, wenn man sich traut, diese Seite nach außen zu tragen und lustig zu sein. Und ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Frauen sich das einfach trauen. So.

Würden Sie dieses Talent auch bei einer Comedy-Show wie „LOL: Last One Laughing“ zeigen? Ich kann Sie mir da gut als Periode vorstellen.
Ja total und ich glaube sogar, ich hätte gute Chancen. Weil ich gar nicht so schnell selbst lache, oder ich kann mir das schnell verkneifen. Oh Gott, das sage ich jetzt.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit, doch wie würde sich die Periode jetzt verabschieden?
Du siehst mich schneller wieder, als dir lieb ist.