Geschützt unter Folie sind die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Die Branche tüftelt auch an neuen Sorten. Für den Geschmack kommt es vor allem auf eines an.

Dank Folientunneln ist dieser Tage die Erdbeerernte im Südwesten Deutschlands gestartet. „Damit lässt sich jeder Sonnenstrahl in Wärme umwandeln“, sagt Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) in Bruchsal bei Karlsruhe. „Wenn es ein paar Tage Sonne gibt, kann es schnell gehen.“ Maßgeblich für die frühe Ernte seien die Tunnel. Sie sicherten den Ertrag und seien auch ein guter Schutz vor Pilzerkrankungen.

Deutlicher Zuwachs im geschützten Anbau

Die Fläche des sogenannten geschützten Anbaus wuchs im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts um fast sechs Prozent auf rund 2043 Hektar. Verglichen mit 2015 beträgt das Plus fast 180 Prozent.

Im Gegensatz dazu schrumpfte die ertragbringende Anbaufläche im Freiland binnen eines Jahres um knapp 6,5 Prozent und auf längere Sicht um ein Drittel auf etwa 9325 Hektar. Ein Grund: Der Ertrag je Hektar ist im geschützten Anbau fast doppelt so hoch wie im Freiland.

Wiederum sei der Anbau in den Folientunneln sehr teuer, sagt Schumacher. Auch das Management sei wichtig, etwa regelmäßiges und rechtzeitiges Lüften.

Dominic Ell vom gleichnamigen Beerenhof in Oberkirch im Ortenaukreis hat Hummelvölker zum Bestäuben der Erdbeeren im Tunnel eingesetzt, wie er erzählt. Mit den hohen Temperaturen am ersten April-Wochenende seien draußen auch die Bienen unterwegs gewesen. Die Sonne habe auch den Pflanzen gutgetan: „Man sieht, dass die richtig Gas geben.“ Aufgrund des rasanten Wetterumschwungs hätten die ersten Früchte allerdings auch Sonnenbrand bekommen, berichtet Ell. „Das betrifft aber nur eine kleine Menge.“

Tag der deutschen Erdbeere geplant

Die ersten Erdbeeren der Saison dürften nach Schumachers Erfahrung in den Hofläden zu finden sein. Etwa eine Woche nach dem Erntebeginn in Baden und der Pfalz gehe es in der Regel in Nordrhein-Westfalen entlang des Rheins und in Bayern los. Niedersachsen und Ostdeutschland seien meist zwei Wochen später, der Norden noch eine später. Je nach Wetter reicht die Saison bis Juli. Ab Mai ist mit Freilandware zu rechnen, weshalb die Erzeuger am 24. Mai zum ersten Mal den Tag der deutschen Erdbeere feiern wollen.

Der Geschmack ist Schumacher zufolge extrem vom Wetter abhängig. „Wenn es lange trüb, fehlt die Süße.“ Sonne sei das Allerwichtigste: „Die bringt die Süße und das Aroma in die Frucht.“ Gut sei es auch, wenn die Nächte kalt seien – denn dann werde weniger Zucker abgebaut. Nur Frost sei nicht gut.

Preise sinken nach Feiertagen

Entsprechend variieren die Preise. Gerade wenn es sonnig sei, hätten die Menschen oft mehr Lust auf Erdbeertorte oder Eis mit Erdbeeren. Hingegen sinken die Preise laut Schumacher oft nach den Feiertagen, wenn die Kühlregale voll sind. „Da sind wir dankbar für den Lebensmittelhandel.“ Der helfe, die Ware schnell zu verteilen. Ansonsten werde kein Obst so viel über Direktvermarktung verkauft wie Erdbeeren.

Die Lohnkosten machen 50 bis 60 Prozent des Preises aus. Sie stiegen tendenziell, könnten aber nicht eins zu eins an die Kundschaft weitergegeben werden, sagt der Experte. Auch deshalb gehe die Anbaufläche zurück. Auf der anderen Seite gebe es gute Argumente für den heimischen Erdbeeranbau. Zum Beispiel sei Deutschland weniger vom Wassermangel betroffen als Spanien.

Forschung zu neuen Nützlingen und Sorten

Mit dem Klimawandel steige auch der Druck durch Schädlinge wie Pilze, Wanzen und Fliegen, sagt Schumacher. Zugleich lasse die EU immer weniger Pflanzenschutzmittel zu, weshalb nach wirksamen Nützlingen gesucht werde – etwa Schlupfwespen, Raubmilben und Raubwanzen.

Zudem forscht die Branche an neuen Sorten. Schumacher zufolge geht es unter anderem darum, Lücken in der Vermarktung zu schließen. „Wir wollen möglichst früh und möglichst lange anbieten.“ So suche man Sorten, die spät, robust und lecker seien. Und solche, die die Zeit zwischen der Ernte der Tunnelware und dem Beginn im Freiland überbrücken oder die auch im zweiten Jahr große Früchte tragen.

Zum anderen gehe es um Züchtungsziele wie Aroma oder Farbe. Im Handel etwa sollten Erdbeeren hellrot glänzen, sagt Schumacher. „Dunkelrote gelten da als überreif.“

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