Fleisch ist Fleisch? Bei Illustratorin Carolin Günther geht es Flipper an den Kragen und die Mieze landet auf dem Teller. Die morbiden Illustrationen übers Tiereessen sind schön anzusehen und nur schwer zu verdauen.
Die Miezekatze auf dem Schoß, das Steak auf dem Teller – warum werden die einen Tiere geliebt und verhätschelt, die anderen gemästet und geschlachtet? Malerin und Illustratorin Carolin Günther bringt die Unterteilung von Haus- und Nutztieren, essbar und nicht essbar, im Bilderbuch „So haben wir es schon immer gemacht“ aufs Papier. Dafür lässt sie in ihren surrealen Illustrationen die Grenzen verschwimmen. Es gehe „um die Wurst, die Wurst auf unserem Teller und das Haustier in unserem Bett“. PAID STERN 2020_10 Lasst die Sau raus!_14.40Uhr
Günther lässt Kinder um einen mit Fleisch und Wurst behangenen Baum Ringelreihe tanzen und die Küken werden im Smoothiemaker gehäckselt. Es sind detailverliebte Bilder, die einem düsteren Traum entstanden sein könnten und einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Und das ist Absicht. Die morbiden Illustrationen sollen Denkanregung sein und dazu einladen, „gesellschaftliche Normen und Moralvorstellungen hinsichtlich unseres Fleischkonsums zu reflektieren“.
Morbider Denkanstoß in Bildern
Carolin Günther selbst war noch ein kleines Mädchen, als sie Zeugin einer Schlachtung wurde. Die Bilder, die Geräusche und der Geruch machten sie zur Vegetarierin, später zur Veganerin. Sie sagt: „Die meisten von uns streicheln liebevoll ihren Hund oder ihre Katze und beißen im nächsten Moment in eine Bratwurst ohne den geringsten Schimmer zu haben, was da eigentlich drin ist, wo es herkommt und wie das Tier aussah, das dafür sterben musste.“ Das Bilderbuch ist der Abschluss des Kunstprojekts „About Meat“, gemacht „für alle, die es anders machen“ und eben auch für Menschen, die „fürs Tierheim spenden und dabei Mettbrötchen essen“.
„So haben wir das schon immer gemacht“ von Carolin Günther ist mit einem Crowdfunding finanziert worden und inzwischen auch im Buchhandel erhältlich.
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