Der Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof wird offenbar von einem Konsortium aus dem US-Investor Richard Baker und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz übernommen. Für beide Männer wäre es eine Rückkehr.
Gleich drei Mal innerhalb von drei Jahren musste Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) zuletzt Insolvenz anmelden. Und auch wenn die Gründe mit der Corona-Pandemie und der Pleite des Mutterkonzerns Signa auf den ersten Blick extern lagen, sind die Probleme der Kaufhauskette unübersehbar. Nun soll alles anders werden. Mal wieder. Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz schickt sich offenbar an, den Konzern zu übernehmen und auf gesunde Beine zu stellen. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend.
Doch: Wer sind die beiden Investoren – und vor allem: Was haben sie mit der angeschlagenen Kaufhauskette vor?
Auf die letzte Frage gibt es wohl noch keine eindeutige Antwort, da der Deal noch nicht final unterschrieben ist. Aus der Vergangenheit der beiden lässt sich aber möglicherweise ableiten, wohin die Reise geht. Denn beide wären nicht zum ersten Mal für Teile des Konzerns verantwortlich.
Richard Baker 2015, als er schon einmal die Übernahme von Galeria Kaufhof verkündete
© sepp spiegl
Hinter NRDC Equity Partners verbirgt sich der Name Richard Baker. Der 58-Jährige Kanadier hat auch die Mehrheit an den Warenhausunternehmen Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue. Über HBC war er bereits zwischen 2015 und 2019 Eigentümer von Galeria Kaufhof, bevor die Warenhauskette an die Signa-Gruppe verkauft wurde und mit Karstadt fusionierte. Bereits 2018 hatte HBC eine Mehrheit von 50,01 Prozent an Signa verkauft, ein Jahr später folgte die Komplettübernahme.
Baker scheiterte krachend
Um Baker und sein Family-Office NRDC hatte es von Anfang an Gerüchte über ein Kaufinteresse gegeben. Für viele Branchenbeobachter kam das Interesse trotzdem überraschend, weil Baker beim letzten Mal krachend gescheitert war. Zwar hatte Baker am Ende lange gezögert, seine Galeria-Position für die kolportierte Summe von einer Milliarde Euro an Signa zu verkaufen. Doch dem Prozess gingen steile Wachstumsprognosen und ebenso große Enttäuschung voraus. Von 103 Filialen blieben vor der Fusion noch 97.
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Am Ende blieb ein Flurschaden und beschädigtes Führungspersonal. Unter anderem ging damals Olivier Van den Bossche, der heute wiederum CEO des Konzerns ist.
Umso spannender dürfte daher sein, wie sich Baker seine Rückkehr bei GKK vorstellt. Mit an Bord ist jedenfalls auch der bekannte deutsche Unternehmer Bernd Beetz. Der 73-Jährige aus Sinsheim in Baden-Württemberg hat für verschiedene Handels- und Luxusmarken wie Procter & Gamble, LVMH und Christian Dior gearbeitet, ehe er zwischen 2001 und 2012 das US-Kosmetikunternehmen Coty leitete. Neben dem Handel ist Beetz auch im Sport aktiv und Präsident beim Fußball-Drittligisten und Traditionsverein SV Waldhof Mannheim.
Bernd Beetz ist Präsident beim Fußballverein SV Waldhof Mannheim
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Für Beetz wäre es ebenfalls eine Rückkehr zu GKK. Er war in der Übergangsphase zwischen 2018 und 2019 Aufsichtsratsvorsitzender der frisch fusionierten GKK-Gruppe, und schied mit der Komplettübernahme durch Signa aus. Laut Medienberichten sind die internen Reaktionen auf eine Rückkehr von Beetz aber positiver als die bei Baker. Beetz gilt als gut vernetzt und mit einem festen Glauben an den traditionellen Handel.
Hohe Mieten der Kaufhäuser sind oberste Priorität
Ganz oben dürfte bei den neuen Investoren das Thema Immobilien stehen. Von „60+x“-Filialen ist immer wieder die Rede, die gerettet werden sollen – auch unter dem neuen Konsortium. Die genaue Zahl hängt davon ab, inwiefern die Immobilieneigentümer zu Mietkürzungen bereit sind.
Karstadt Reportage DAS KAUF AUS 19.58
Laut „Handelsblatt“ sind vor allem die Signa-Standorte gefährdet, da die Mieten dort bislang deutlich über dem Marktniveau lagen. Das wären zum Beispiel die Häuser in Heidelberg, Ulm, Aachen, Mainz, Würzburg und Wismar. Da diese keine Top-Lagen seien, gelten sie als Verhandlungsmasse.
Andersrum liegt die Mietquote bei den wichtigen Flagship-Stores in Köln, Berlin und anderen Großstädten häufig über 30 Prozent, was laut Immobilienexperten weit oberhalb wirtschaftlicher Vernunft liegt. Angestrebt wird hier ein Wert zwischen 10 und 15 Prozent. An kleineren Standorten sogar nur sieben bis elf Prozent.