Auf seinem neuen Album „Nu King“ thematisiert Jason Derulo die schwerste Zeit in seinem Leben. Im Interview mit dem stern spricht der Musiker auch über seinen früheren Hang zu wilden Partys und seinen kleinen Sohn. 

Die „Nu King„- Tour führt Sie durch Europa und die USA. Wie wichtig sind für Sie tägliche Routinen, wenn Sie alle paar Tage in einer anderen Stadt sind?
Wenn ich nicht auf Tour bin, kann mein Leben zuweilen ziemlich unstrukturiert sein. Deshalb genieße ich es sehr, dass ich aktuell ein paar Monate mit sehr vielen Routinen verbringe. Es ist herrlich, dass ich jeden Morgen ganz genau weiß, wie mein Tag aussehen wird.

Und wie sieht Ihr Tag derzeit ganz konkret aus?
Fangen wir doch erst einmal mit dem Abend an: Wilde Aftershow-Partys sind für mich auf jeden Fall tabu! So jung bin ich nämlich nicht mehr, um das bei so einem anstrengenden Tourleben noch locker wegzustecken. (lacht) Früher habe war ich derart verrückt nach Partys, dass ich es immer wieder übertrieben habe und manchmal auch meine Auftritte darunter litten. Diese Zeiten sind definitiv vorbei!

Was steht stattdessen an?
Eigentlich dreht sich den ganzen Tag fast alles nur um die Tour: Soundchecks, Teambesprechungen, Analysen. Es ist mir nämlich sehr wichtig, dass sich die Show mit jeder Performance besser wird; dass sich die Produktion weiter entwickelt und wir Fehler beheben.  Dazu noch meine Social-Media-Arbeit, manchmal Interviews geben so wie heute, mein tägliches Workout – abends dann die Show; schon ist ein weiterer Tag vorbei und ich gehe relativ früh ins Bett.

Apropos Workout: Ende Februar war es in der deutschen Presse Thema, dass Sie in Aachen in einem Fitnesscenter trainiert haben – ganz lässig in Anwesenheit diverser anderer Gym-Mitglieder…
Ja, und warum denn auch nicht? Ich mag es gar nicht, Star-Allüren heraushängen zu lassen und Sonderwünsche zu äußern. Sollte das Gym jetzt extra für alle anderen gesperrt werden? Allerdings fand ich es schon witzig, dass außer mir fast niemand mehr trainiert hat, weil die meisten so sehr mit schauen beschäftigt waren. (lacht) Ich muss aber auch sagen, dass die anderen Gym-Gäste sehr respektvoll waren und mich mein Training in Ruhe haben machen lassen. Das ist mir nämlich sehr wichtig!

Und nach dem Workout?
Habe ich mir noch ein wenig Zeit für Fans genommen, die unbedingt Selfies mit mir machen wollten.

Auf der Tour spielen Sie auch ein paar Songs vom neuen Album „Nu King“. Das Cover hat für Aufsehen und eine Kontroverse gesorgt, weil sie eine goldene Dornenkrone tragen…
Die vergangenen Jahre waren für mich sehr herausfordernd. Ich hatte eine Vielzahl von Problemen – mit meiner Familie, mit meinem alten Label und ich musste die Trennung von der Mutter meines Kindes verarbeiten. Ich hatte zuweilen das Gefühl, dass eine tonnenschwere Last auf meinen Schultern lastet und mir psychisch viel zugemutet wurde. Ich möchte meine Probleme natürlich nicht mit den Leiden von Jesus vergleichen. Trotzdem kann ich mich und meine Geschichte in gewisser Weise in Jesus wieder erkennen.

Mit seinem Cover zum Album „Nu King“ sorgte Jason Derulo für Aufsehen

Und wieso der Titel „Nu King“?
Der hat definitiv mit den Kämpfen zu tun, die ich zuletzt durchgemacht habe. Im Jahr 2024 bin ich endlich der Jason Derulo geworden, der ich immer sein wollte und von dem ich immer geträumt hatte. Mein neues Album feiert dieses neue Ich. Zudem hat die Geburt meines Sohnes Jason King mein Leben auch stark verändert.

Ihr Sohn Jason King wird demnächst drei Jahre alt. Wie oft sehen Sie ihn, während Sie auf Tour sind?
Leider zu selten! Immerhin war er vor kurzen eine Woche bei mir und wir hatten einen super Zeit. Das war für mich eine ziemliche Herausforderung, weil ich ja im Tourmodus bin. Aber für meinen Kleinen nehme ich die sehr gerne an.

Wie gut kommen Sie mit Ihrer Ex-Freundin Jena, der Mama von Jason King, heute aus?
Zum Glück gut! Wir haben einen entspannten Weg gefunden, wie wir trotz unserer Trennung beide gute Eltern für unser Kind sein können. Jena ist wirklich sehr unterstützend und war auch so freundlich, Jason King nach Europa zu bringen, so dass ich Zeit mit ihm verbringen konnte. Jetzt ist sie mit unserem Sohn auf den Bahamas.

Auf „Nu King“ ist mit dem Song „Spicy Margarita“ auch ein Duett mit Michael Bublé. Verstehen Sie sich auch privat gut mit ihm?
Michael ist inzwischen ein guter Freund von mir geworden. Er ist der beste, lässigste und coolste Typ, den man sich nur vorstellen kann! Dass wir zusammen arbeiten und auch privat gemeinsam abhängen ist für mich der Wahnsinn, denn ich war bereits ein Fan von Michael, als ich noch auf dem College war. Fast jeden Tag habe ich damals seine Musik gehört.

Sie sind nicht nur ein Pop- und-TikTok-Superstar, sondern haben 2023 auch das Buch „Sing Your Name Out Loud“, einen Erfolgs-Ratgeber geschrieben. Einer Ihrer Tipps lautet: „Sprich immer so mit dir selbst, wie du es mit deinen besten Freunden tun würdest.“ Gab es Zeiten, in denen Sie nicht freundlich zu sich selbst waren?
Auf jeden Fall! Als ich jung war, habe ich sehr herablassend zu mir selbst gesprochen. Viel zu oft lag ich als Teenager abends im Bett, starrte an die Decke und dachte; Du bist fett, du hast Akne, du hast Asthma. Du bist hässlich, niemand will mich und du bist ein Loser!

Wie haben Sie es geschafft, da heraus zu kommen?
Irgendwann hat mir ein guter Freund den Tipp gegeben, mir jeden Morgen erst einmal selbst im Badspiegel ganz fest in die Augen schauen und dann laut zu mir selbst zu sprechen: Affirmationen wie „Du bist gut! Du bist stark! Heute wird ein richtig guter und erfolgreicher Tag“. Das hört sich für viele vielleicht erst einmal albern an, aber wenn man das wirklich durchzieht, dann macht das etwas mit deinem Unterbewusstsein.

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Gab es einen besonders prägenden Aha-Moment auf dem Weg zur Selbstliebe?
Das war ein langer und manchmal ganz schon schmerzhafter Prozess. Ein Prozess mit tiefen Gesprächen, mit dem Lesen von guten Ratgeber-Büchern und dem Sammeln eigener Erfahrungen. Die Beziehung zu dir selbst ist in meinen Augen wie eine Ehe.Und zwar die wichtigste Ehe deines Lebens, weil du dich eben niemals scheiden lassen kannst, sondern ein ganzes Leben lang gut mit dir auskommen musst. Wir müssen also dafür sorgen, dass die Beziehung zu uns selbst die beste Beziehung wird, die wir jemals im Leben haben.

Wie oft suchen Sie in Ihrem Leben nach einem neuen Weg und verlassen Ihre Komfortzone?
Das geschieht ständig. Und es gibt Zeiten, da beiße ich derart große Stücke vom Leben ab, dass ich sie kaum kauen und schlucken kann. Aber es ist typisch für mich, dass ich von allem immer viel zu viel will und mache – und das total super finde. Von mir aus könnte ein Tag gerne 48 Stunden haben. Und wenn ich mir eine Superheldenkraft wünschen dürfte, dann wäre es die Kraft, dass ich alles auf einmal machen könnte.

Was ist für Sie der Schlüssel zu einem zufriedenen und glücklichen Leben?
Immer das zu tun, was man gerne tut! Ich habe mich erst neulich mit einem Fan unterhalten, einer Frau Anfang 20, und sie gefragt, was sie in ihrem Leben ganz besonders liebt – und deshalb besonders oft machen möchte und was für ein Mensch sie sein möchte. Sie konnte mir auf diese Fragen keine Antworten geben… Das fand ich unglaublich traurig! Aber die bittere Wahrheit ist, dass es vielen Menschen so geht. Deswegen kann ich meinen Fans nur sagen; Findet unbedingt heraus, was ihr liebt! Denn nur wenn ihr darauf eine Antwort findet, könnt ihr auch wirklich glücklich werden.

Welchen guten Rat würden Sie Ihrem 18-jährigen Ich geben?
Dass ich dem Prozess des Lernens, des Wachsens und des Loslassens vertrauen muss. Ich würde mir selbst sagen: Sei nicht zu ungeduldig mit dir selbst! Alles im Leben braucht seine Zeit. Bleibe immer du selbst, höre lieber immer auf dein Herz als auf andere. Vertraue auf dein Bauchgefühl und vertraue auf deine Instinkte. Vor allem deine Instinkte sind nämlich aus einem ganz bestimmten und guten Grund da.