An der Zapfsäule zucken Autofahrer dieser Tage zusammen: Der Spritpreis steigt wieder. Getrieben wird er vor allem von Krisen und Krieg. Für Autofahrer bleibt nur ein alter Trick.

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Wer dieser Tage tankt, macht eher nicht ganz voll: Seit Mitte März stiegen die Benzinpreise – und rissen sogar ihr Jahreshoch. Laut ADAC lag der bundesweite Tagesdurchschnittspreis für Super E10 am Dienstag bei 1,833 Euro pro Liter – 2,2 Cent höher als eine Woche zuvor und 7,3 Cent höher als am 12. März. Der Dieselpreis bleibt derweil nahezu unverändert, wobei er am Dienstag bei 1,732 Euro pro Liter lag, nur 0,2 Cent höher als in der Vorwoche und 1,5 Cent mehr als vor drei Wochen.

Laut ADAC ist der Haupttreiber für die gestiegenen Benzinpreise der parallel ansteigende Preis für Rohöl. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent hat kürzlich die Marke von etwa 89 Dollar erreicht, ein Niveau, auf dem er seit Oktober vorigen Jahres nicht mehr lag. Noch vor einer Woche notierte der Preis bei etwa 86 Dollar.

Spritpreise: Vor allem Krisen und Kriege Einflussfaktoren

Der Preis für Benzin wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Der wichtigste: der Ölpreis auf dem Weltmarkt. Da Treibstoffe aus Rohöl hergestellt werden, hängt ihr Preis stark vom Ölpreis ab. Steigt er, steigen in der Regel auch die Treibstoffpreise. Genau das ist gerade zu beobachten.

Vor allem der Krieg zwischen der Ukraine und Russland wirkt sich auf die Spritpreise aus. Aktuell greift die Ukraine vermehrt Infrastrukturen der russischen Ölindustrie an – mit erheblichen Auswirkungen. Die Ukraine hat sich dabei auf Drohnenangriffe auf russische Raffinerien konzentriert. Mindestens acht Raffinerien wurden seit Mitte März angegriffen, was nach Schätzungen zu einer Verringerung der Raffineriekapazität um rund 14 Prozent geführt hat.

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Parallel dazu planen die USA Sanktionen gegen Banken in China, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Zahlungen für russisches Öl nun verzögern. Die Auswirkungen davon sind bereits in Russland zu spüren. Man befürchtet Kraftstoffengpässe und steigende Benzin- und Dieselpreise. Schon jetzt importiert Russland zusätzliches Benzin aus Belarus, um den steigenden Bedarf zu decken.

Noch ist die Situation „fließend“, könnte aber erhebliche Auswirkungen auf die globale Ölwirtschaft haben – und so auch auf die Preise an der heimischen Zapfsäule.

Angespannte Lage in Nahost

Ein wesentlicher Faktor, der die Preise in die Höhe treibt, ist die wachsende Unsicherheit im Nahen Osten. Nachdem Israel mutmaßlich einen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus durchgeführt hat, der mehrere Todesopfer forderte, droht der Iran nun mit Vergeltung. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat unterdessen gewarnt, dass jeder Angriff auf sein Land Konsequenzen nach sich ziehen würde.

Zusätzlich zur geopolitischen Unsicherheit in der ölreichen Region ist auch die Preispolitik der Opec+, der kartellähnlichen Organisation der ölfördernden Länder, entscheidend. Trotz schwankender Marktsituation hat die Opec+ erst kürzlich beschlossen, ihre Förderkürzungen für die erste Jahreshälfte beizubehalten.

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Die Versorgung mit Öl ist seit geraumer Zeit angespannt. Zahlreiche Unternehmen vermeiden aufgrund der Bedrohung durch Huthi-Milizen die Route durch das Rote Meer. Dies führt indirekt zu längeren Transportwegen und somit zu höheren Kosten. Darüber hinaus führt dieser Umstand dazu, dass eine größere Menge Öl über einen längeren Zeitraum in Tanks gelagert und nicht zur weiteren Verarbeitung und zum Verbrauch freigegeben wird.

Der Automobilclub ADAC gibt trotz komplexer geopolitischer Entwicklungen pragmatischen Rat: Wer tankt, solle am besten die Preisunterschiede im Tagesverlauf beachten. Am günstigsten ist Kraftstoff laut einer ADAC-Studie in der Regel zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr. Mit dieser Strategie ließen sich bis zu 9 Cent pro Liter sparen.