Bei „GNTM“ steht für die Männer das Nacktshooting an. Nach dem Badetag müssen sie Laufen lernen. Frauen sollten zusehen und mitschreiben.
Endlich ist von „Jungs“ anstatt von „Mädchen“ die Rede. Endlich sollen Männer nackt vor Kameras posieren. Endlich sind sie es, die Aufforderungen bekommen wie: „Kannst du noch ein kleines bisschen heißer schauen?“
Erstmals in der Geschichte von „Germany’s Next Topmodel“ teilt sich die Sendung aktuell in reine Männer- und Frauenfolgen. Das heißt, Zuschauer kommen in den Genuss, ausschließlich Männern beim Modeln zuzusehen. Und, was soll man sagen: Es tut gut. Zur Abwechslung sind es mal die Männer, die nach ihrem Aussehen bewertet werden, sich nackt wie Würmer in der Wanne winden oder stolpernd in Glitzer, Korsett oder Latex über Laufstege staksen. So sieht Gleichberechtigung im Privatfernsehen aus.
Es ist ja nicht so, als würden die Teilnehmer gezwungen werden und hätten keinen Spaß dabei. Während viele Frauen oft spätestens beim Nacktshooting von Selbstzweifeln geplagt werden, sich verschämt bedecken oder in Tränen ausbrechen, weil sie sich fragen, was wohl der Freund zu Hause sagt – eine Sorge, die leider nicht immer unbegründet ist –, zeigen sich die männlichen Kandidaten auffallend unbefangen.
„GNTM“: Heidi schaufelt Schaum aufs Gemächt
Nachwuchsmodel Felix F. öffnet noch vor dem Shooting den Bademantel und präsentiert sich den Kameras so, wie Gott ihn schuf – oder vielmehr so, wie Pro Sieben ihn verpixelt hat. Kollege Gabriel verkündet, dass er mit Nacktheit kein Problem habe und sich nur „aus soziokulturellen Gründen“ mit Unterhose wohler fühle. Gut, dass wir das jetzt auch wissen.
Und die Partner daheim? Kein Problem! Anstatt dass Tränen kullern, fallen Sätze wie: „Ich wette, meine Freundin wird neidisch, das nicht gesehen zu haben.“ Oder: „Mein Mann liebt meinen Körper, der feiert das.“ Sieht so aus, als hätten die Männer tolerantere Partner als viele Frauen.
Vielleicht liegen die meisten Männer auch deshalb so gelassen in der Wanne, wie ein Meditationscoach im Whirlpool. Heidi schaufelt Schaum aufs Gemächt, damit Pro Sieben nicht so viel pixeln muss. „Erst war es etwas komisch, aber dann dachte ich: Warum? Ich bin hot!“, fasst Nachwuchsmodel Ethan sein Schaumbad zusammen. Vielleicht sollte man sich diesen Satz einfach mal aufschreiben und in verschiedenen Situationen anwenden.
Kandidatinnen fürchten bei solchen Shootings oft, jemand könnte irgendwo eine vermeintliche Problemzone entdecken. Die Männer haben ganz andere Sorgen – zum Beispiel „dass man eine Reaktion sieht“, wenn man an die Freundin denkt.
Johannes Hübl: „Stufen sind schwierig“
Doch auch das Leben eines Männermodels ist nicht leicht. Nach dem Badetag heißt es: Laufen lernen. Und zwar nicht nur über geraden Boden. „Stufen sind schon schwierig“, stellt Gastjuror und Männermodel Johannes Hübl ernst fest. Die Kandidaten sehen das genauso: „Unnormal schwer!“
Ihre großen Sonnenbrillen, silberglänzenden Shorts und bauchfreien Oberteile können nicht davon ablenken, dass sie das Laufen in Schuhen mit kleinem Absatz vor kaum zu bewältigende Herausforderungen stellt. Sie gehen wie gerade geschlüpfte Giraffen, die nicht wissen, wohin mit ihren Beinen – oder im Fall von Gabriel „als hätte er in die Hose gemacht“, wie Heidi Klum urteilt.
Aber auch hier zeigt sich der größte Unterschied zu vielen Kandidatinnen: Selbstbewusstsein. Da macht den Männern keiner was vor. Selbst als Kandidat Eliob stürzt, hat er danach noch ein Lob für sich übrig: „Ich bin gracefully weitergelaufen.“
Sieht so aus, als könnten die Frauen noch einiges von der männlichen Konkurrenz lernen. Vielleicht nicht beim Laufen, aber beim Thema Selbstliebe. Und beim Räkeln in der Badewanne. Da können die Männer auch nicht hinfallen.