Das soziale Netzwerk des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump legt einen fulminanten Börsenstart hin. Dann bricht der Kurs ein. Was ist da los?

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So ein Schlingerkurs ist an der Börse selten zu sehen: Der Aktienkurs der Medienfirma des früheren US-Präsidenten Donald Trump hat in den vergangenen zehn Tagen eine Volatilität von knapp 250 Prozent gezeigt. Zum Vergleich: Die Volatilität der Apple-Aktie liegt etwa bei 27 Prozent. 

Kurz nach dem Börsengang vergangene Woche brach an der Wall Street der Wahnsinn aus. Der Kurs der Trump Media & Technology hat am ersten Handelstag in der Spitze um 40 Prozent zugelegt. Die Bewertung lag bei knapp 9 Mrd. Dollar. Im Unternehmen steckt die Plattform „Truth Social“, Trumps Antwort auf den Bann von anderen Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram. Die hatte Ende vorigen Jahres nur wenige Nutzer: Die Zahl der monatlich Aktiven belief sich auf 500.000. Twitter kommt auf viele Millionen. Doch mit der Aktie wollen Trump-Befürworter ihren Präsidentschaftskandidaten durch den Wahlkampf tragen. 

Die mittlerweile veröffentlichten Zahlen des vergangenen Jahres erklären den Hype der ersten Tage nicht mal ansatzweise. Bei rund 4 Mio. US-Dollar Umsatz hat das Netzwerk von Trump einen Verlust von gut 58 Mio. Dollar gemacht. Das war zwar besser als 2022, als der Umsatz bei 1,4 Mio und der Gewinn lediglich dank einer Steuergutschrift bei 50,5 Mio. Dollar lag. 

Da wundert es nicht, dass die Investoren, hauptsächlich Hedgefonds und Vermögensverwaltungen, massenhaft ausgestiegen sind. Sie haben den Kurs um rund 30 Prozent ins Minus befördert, die Marktkapitalisierung liegt mittlerweile nur noch bei knapp 7 Mrd. Dollar. 

Doch die Zahlen helfen nicht viel weiter, wenn man die starke Schwankungen der Aktie verstehen möchte. Die meisten Anleger, wie etwa die Susquehanna International Group des US-Milliardärs Jeff Yass, sind schon viel länger investiert. 

Börsengang seit 2021 geplant

Trump-Fans und -Gegner investieren – und das schon lange. Trump Media & Technology versucht bereits seit zweieinhalb Jahren an die Börse zu kommen. Im September 2021 brachte das Unternehmen Digital World Akquisition einen SPAC an die Börse. Das ist eine leere Hülle, die von Anlegern Geld einsammelt, um damit ein Unternehmen zu kaufen. Bereits im Oktober verkündete Trump Media & Technology mit dem SPAC fusionieren zu wollen. 

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Das löste schon damals Hysterie aus: Der Kurs schoss nach der Ankündigung um 300 Prozent in die Höhe, Anleger gaben dem SPAC rund 1 Mrd. Dollar. Schon dieser Erfolg war ein Vorzeichen auf die heutige Milliardenbewertung. Gleichzeitig starteten – wie so oft, wenn der Name Trump fällt – Ermittlungen. Hintergrund: Es soll bereits zu Jahresanfang ein Treffen zwischen Digital World Akquisition und dem Trump-Unternehmen gegeben haben. Dabei müssen SPACs ohne einen Plan für einen Zusammenschluss an die Börse gehen. 

Zwischenzeitlich lag der Kurs bei etwa 80 Dollar, um bis Jahresanfang auf knapp 16 Dollar zu sinken. Seither hat ist er wieder und trotz des Einbruchs um knapp 180 Prozent in die Höhe geklettert. Obwohl die Fusion zwischen der Hülle und dem Trump-Unternehmen erst am Montag geglückt ist. 

Vor einem Zusammenschluss müssen die Anleger abstimmen, ob sie mit der Fusion einverstanden sind. Ein Grund etwa, weshalb Yass eingestiegen sein dürfte. Er unterstützt zwar die Republikaner, hat jedoch bislang für Trumps Gegenkandidaten gespendet. Für ihn dürfte die Investition ein Mittel gewesen sein, um Trump zu verhindern. Das ist jedoch nicht geglückt. Nach dem IPO hat seine Firma alle Anteile verkauft – und einen dreistelligen Millionenbetrag abgezogen.  

Mittlerweile hat Trump seine Anteile von 90 Prozent auf 60 Prozent reduziert. Doch die sind jetzt zumindest auf dem Papier immer noch Milliarden Dollar wert. Geld, das Trump dringend braucht, um Strafen wegen Steuerhinterziehung und Anwaltsrechnungen begleichen zu können und seinen Wahlkampf zu finanzieren. Doch noch kann er nicht ran: Trump muss die gesetzlich vorgeschriebene Haltefrist von sechs Monaten einhalten, bis der das Geld monetarisieren kann. Allerdings kann er es bereits jetzt als Sicherheit einsetzen, für die Aufnahme von Schulden etwa.