Die Zeitumstellung wird abgeschafft, das hat das EU-Parlament schon vor Jahren beschlossen. Bis es soweit ist, sollten wir den Wechsel genießen. Denn es ist diese eine Stunde, die vieles möglich macht.

Na, sind Sie auch noch ein bisschen müde vom Osterwochenende und der Zeitumstellung in der Nacht von Samstag auf Sonntag? Damit sind Sie garantiert nicht allein. Jahr für Jahr freuen oder ärgern sich die Deutschen, weil ihnen eine Stunde „geschenkt“ oder eben „geklaut“ wird, je nach Perspektive. Ist das wirklich nötig? Sicherlich nicht. Aber trotzdem ist die Zeitumstellung heute noch sinnvoll – auch wenn der eigentliche Grund für die Einführung schon längst vergessen ist.

Eigentlich sollten die fürchterlichen Merksprüche und Eselsbrücken, wann die Uhr vor- und wann zurückgestellt wird, schon lange in der Mottenkiste verschwunden sein. 2019 stimmte das EU-Parlament für ein Ende des Zeigerdrehens. Dem Hauptargument konnte man kaum widersprechen: Die Einführung 1978 fußte auf der Ölkrise in den 1970ern. Durch das Umstellen von Sommer- auf Winterzeit sollte Energie gespart werden, insbesondere in der Industrie. Ein halbes Jahrhundert später laufen viele Werkshallen 24 Stunden am Tag, völlig egal, ob im August oder im Februar. Der Energieaspekt ist also hinfällig. Faktencheck: Sommerzeit ist Energiesparzeit? Nicht wirklich 08.11

Laut Umfragen stimmt dann auch ein Großteil der Deutschen zu: Die Zeitumstellung muss weg. Doch ob wir für immer nach Sommer- oder Winterzeit leben sollen, da wird die Diskussion schon schwieriger. Vehementer. Verfahren geradezu.

Wir werden der Zeitumstellung noch nachtrauern

Letztlich birgt nämlich beides Nachteile. Sollte, wie geplant, dauerhaft die Sommerzeit eingeführt werden, stünden uns lange und dunkle Wintermonate ins Haus. Noch länger und dunkler als ohnehin schon. Im Dezember würde die Sonne nicht vor 9:15 Uhr auf- und schon um 17 Uhr wieder untergehen. An dem Gefühl, dass wir aus dem Haus in die Schwärze stolpern und im Dunklen wieder von der Arbeit kommen, würde sich kaum etwas ändern. Ertrügen wir das?

Würden wir wiederum auf Winterzeit stellen, wären die lauen, hellen Sommerabende ein Stück weit passé. Die Sonne würde schon um kurz vor vier Uhr auf- und kurz nach halb neun untergehen. Bis auf die frühesten Frühaufsteher hätte niemand etwas davon. Zeitumstellung18.20

Schon jetzt hat man an vielen Wintertagen das Gefühl, es wird gar nicht richtig hell. Und schon jetzt wünscht man sich, der Sommerabend mit Freunden im Garten oder Park würde noch ein bisschen länger gehen. Wenn die EU ernst macht und die Zeitumstellung tatsächlich abschafft, werden wir ihr auf die eine oder andere Art nachtrauern. Denn, mal ehrlich, was sind denn schon zwei Minijetlags im Jahr gegen die Magie längerer Abende und kürzerer Nächte?