Tote Wildschweine, lange Zäune und mancherorts weiterhin Verbote: Politik und Verbände sehen beim Seuchengeschehen rund um die Schweinepest weiterhin eine Dynamik.
Immer mehr tote Wildschweine und Appelle an die Vernunft: Der Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest in Hessen kann noch Monate dauern und wird sich voraussichtlich bis in das kommende Jahr hinziehen.
„Die Seuchenlage wird weiterhin als dynamisch eingeschätzt“, teilte das Landwirtschaftsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Fast täglich würden positiv getestete Wildschwein-Kadaver gefunden. Erfahrungen aus anderen Ländern und Bundesländern würden zeigen, dass der Kampf gegen ASP mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Abhängig davon sei auch die Dauer der Restriktionen.
Höhepunkt bei toten Wildschweinen
Dem Landesjagdverband in Hessen zufolge erreichte das Seuchengeschehen in Südhessen im Oktober mit 121 neu entdeckten und positiv getesteten Wildschweinkadavern seinen bisherigen Höhepunkt. „Behörden und Landesjagdverband Hessen appellieren deshalb dringend an die Bevölkerung, insbesondere an Waldbesucher wie Pilzsammler oder Spaziergänger, sich an die aktuellen Schutzvorgaben zu halten.“
Um die Region mit positiven Befunden der Schweinepest wurden drei Sperrzonen eingerichtet, die weite Teile Südhessens, aber auch Teile von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg betreffen. Die innerste Zone betrifft die Region mit nachgewiesenen Fällen bei Hausschweinebeständen. Hier gelten die schärfsten Regeln für Landwirte. Die äußere Region gilt als Pufferzone ohne bislang nachgewiesene Infektionen.
Regeln für die Bürgerinnen und Bürger
In den inneren Zonen gilt im Wald zum Beispiel das Wegerecht. Ein Verlassen der Wege zum Pilze sammeln, Angeln oder ein Spaziergang ist verboten, ebenso wie mancherorts Grillen. Tote Wildschweine müssen gemeldet werden.
Hintergrund ist, dass das für Menschen ungefährliche, für Schweine aber fast immer tödliche Virus, zum Beispiel auch über Schuhsohlen verbreitet werden kann. Nach Angaben des Kreises Groß-Gerau ist nach wie vor unbekannt, wo das Virus herkam und wie es auch in die Ställe kommen konnte. Dort war offiziell am 15. Juni der erste Fall von ASP bestätigt worden. Der Kreis in Südhessen ist bis heute der am stärksten betroffene Kreis.
Weiter Gefahr einer Ausbreitung
Wann es Lockerungen bei Einschränkungen geben kann, ist zunächst noch unklar. „So gelten beispielsweise andere Voraussetzungen bei Lockerungen für Schweine haltende Betriebe als bei Lockerungen für die Jagd. Gemeinsam ist diesen aber, dass Lockerungen an die Dynamik des aktuellen Seuchengeschehens angepasst werden“, heißt es beim Ministerium. Hierbei sei wichtig, wann das letzte Mal positive Fälle bei Wildschweinen in einer Region auftraten.
Es sei weiterhin eine Gefahr der Ausbreitung da, heißt es auch beim Bauernverband. Bislang mussten auch bei Schweinehaltern in acht Betrieben im Kreis Groß-Gerau mehr als 3.500 Hausschweine gekeult werden. „Es gibt permanent Überprüfungen und daraus resultierend Anpassungen der Maßnahmen. Das können Erleichterungen sein, veränderte Lagen können aber auch wieder Verschärfungen bringen“, teilte der Kreis Groß-Gerau mit. Aktuell seien aber keine Erleichterung vorgesehen.
Unterstützung von Bauern, Bau von Zäunen oder eingesetztes Personal: Die genauen Kosten für den gegen Kampf gegen ASP können noch nicht beziffert werden. Beim Ministerium geht man jedoch von einem zweistelligen Millionenbetrag aus.
Zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der Schweinepest werden in Südhessen seit Wochen Zäune errichtet. „Bisher wurden etwa 235 Kilometer Elektrozaun und 65 Kilometer Festzaun errichtet. Weitere Zaunbaumaßnahmen sind in der Planung“, heißt es beim Ministerium. Der Zaunbau sei effektiv, um das Ausbruchsgeschehen räumlich zu begrenzen. „Etwa 98 Prozent aller positiven Wildschweinfunde liegen innerhalb des umzäunten Kerngebiets.“ Leider seien auch immer wieder Vandalismus und Diebstähle bei den Zäunen festzustellen.
Bauern fühlen sich im Stich gelassen
Die Auswirkungen für die Bauern sind gravierend. Zwar bekommen betroffene Höfe Geld von der Tierseuchenkasse und finanzielle Hilfen für den Transport, doch insbesondere in der inneren Sperrzone III ist das wirtschaftliche Ausmaß für die Betroffen groß. Besonders dort ist der Gedanke der generellen Aufgabe der Schweinehaltung nach Angaben der Sprecherin des Bauernverbandes, Marie-Claire von Spee, sehr präsent.
Manche wollten nach der Aufhebung der Sperrzone wieder einstallen, viele würden es aber auch nicht mehr tun. Dort gebe es gerade mal noch rund 150 Schweine auf den Höfen. „Die Schweinehalter in der Region fühlen sich im Stich gelassen.“ Gesunde Schweine von dort würden aktuell zum Nulltarif an den Schlachthof abgegeben, das heißt, der Landwirt hat die Tiere versorgt, gefüttert und gepflegt und erhält am Ende kein Geld dafür.