Gleich zum Saisonstart will Slalom-Ass Straßer ein Zeichen setzen. Das gelingt nicht. Er muss – anders als seine Teamkollegin Dürr – den Rivalen beim Jubeln zuschauen. In der Analyse bleibt er cool.
Linus Straßer wirkte nicht sonderlich angefressen, auch wenn er anderen beim Jubeln zuschauen musste. Der beste deutsche Skirennfahrer hat beim ersten Weltcup-Slalom einen Podestplatz und damit einen Start nach Maß in den WM-Winter verpasst. Anders als seine drittplatzierte Teamkollegin Lena Dürr am Samstag kam der 32-Jährige in Levi in Finnland nur auf Platz sieben – mehr als eineinhalb Sekunden fehlten dem Münchner auf Sieger Clement Noel aus Frankreich.
„Ich habe leider nicht das Letzte rausgeholt“, analysierte Straßer danach im Bayerischen Rundfunk. Während der überragende Noel sowie Hendrik Kristoffersen aus Norwegen und der Schweizer Loic Meillard sich die Plätze auf dem Siegertreppchen dank beherzter und riskanter Fahrten verdienten, fand der Deutsche im Finale nicht den richtigen Schwung.
Feller scheidet aus, Hirscher ist weit abgeschlagen
Straßer war nicht der einzige Mitfavorit, der leer ausging: Österreichs Manuel Feller, in der vorigen Saison noch Disziplin-Gesamtsieger, schied im zweiten Lauf – ebenso wie der Deutsche Adrian Meisen – aus. Der einstige Weltcup-Dominator Marcel Hirscher verpasste in seinem ersten Slalom nach fünf Jahren Pause und dem Nationenwechsel – der Österreicher fährt nun für die Niederlande – das Finale der besten 30 deutlich. Szene-Star Lucas Pinheiro Braathen, der ein Jahr ausgesetzt hatte und nun für Brasilien antritt, wurde Vierter.
Als Rückschlag sei das Rennen am Polarkreis aber nicht zu sehen, unterstrich Straßer. „Ich baue mir das Ganze gern so ein bisschen auf.“ Er meint damit, dass er seine Bestform nicht früh im November haben will, sondern vor allem in den wichtigsten Slalom-Monaten Januar und Februar, wenn Klassiker wie Kitzbühel und Schladming sowie die WM in Saalbach-Hinterglemm anstehen.
Neue Chance für Straßer und Dürr in wenigen Tagen
„Der Winter ist lang“, unterstrich auch Ex-Fahrer und TV-Experte Felix Neureuther im BR. „Selbstvertrauen aufbauen, Sicherheit aufbauen – er kann beim nächsten Rennen in Gurgl schon einen drauflegen.“ Bereits am kommenden Wochenende steht im Tiroler Ötztal der zweite Slalom-Doppelpack für Frauen und Männer auf dem Programm.
Dann will auch Lena Dürr wieder feiern – in Levi hat die Sportlerin aus Germering bereits vorgelegt. Nachdem sie in Finnland in den vergangenen sechs Rennen nie schlechter war als Vierte, sprang auch diesmal wieder ein Podestrang heraus. „Der Anfang ist gemacht“, resümierte sie zufrieden. „Es ist noch Luft nach oben, und das ist gut zu wissen.“
Shiffrin kommt 100-Siege-Marke näher
Einen einmal mehr einen überragenden Sieg feierte US-Star Mikaela Shiffrin, Zweite wurde Katharina Liensberger aus Österreich. Dürrs Teamkollegin Emma Aicher zeigte einen famosen zweiten Durchgang, in dem keine Rivalin – nicht mal Shiffrin – schneller war als sie. Am Ende wurde sie Neunte.
Insgesamt war gegen Shiffrin aber mal wieder nichts auszurichten, die sich neben dem Erfolg auch über eine weitere Rentier-Patenschaft im hohen Norden freute. Die mehrmalige Weltmeisterin, Olympia-Goldmedaillengewinnerin und Weltcup-Rekordsiegerin feierte ihren 98. Erfolg im Weltcup und kommt der magischen 100-Siege-Marke immer näher. Allein im Slalom steht die Amerikanerin nun bei 61 Top-Platzierungen im Weltcup.