Durch einen Brand bei einem Hip-Hop-Konzert in einem Club in Nordmazedonien sind mindestens 59 Menschen ums Leben gekommen. 155 Konzertbesucher wurden bei dem Unglück verletzt, wie Innenminister Pance Toskowski am Sonntag bei einem Besuch an der Unglücksstelle in der Kleinstadt Kocani sagte. Der Club habe „keine legale Betriebslizenz“ gehabt, teilte der Innenminister später mit und verwies auf mögliche „Korruption“. Ausgelöst wurde das Feuer offenbar durch Pyrotechnik.

Der Brand war gegen 03.00 Uhr nachts während eines Konzerts des in dem südosteuropäischen Land beliebten Hip-Hop-Duos DNK ausgebrochen. Mehr als tausend vor allem junge Fans waren zu dem Konzert im Club „Pulse“ in Kocani östlich der Hauptstadt Skopje gekommen. Ausgelöst wurde das Feuer nach Angaben des Innenministers offenbar durch bei der Bühnenshow eingesetzte Pyrotechnik, die die Deckenverkleidung in Brand setzte.

Die Decke sei mit „leicht entflammbarem Material“ verkleidet gewesen, sagte Toskowski, der den Unglücksort zusammen mit Ministerpräsident Hristijan Mickoski besuchte. Das Feuer habe sich daher rasch in der gesamten Diskothek ausgebreitet und dichten Rauch erzeugt.

Bei einer Pressekonferenz am späten Nachmittag sagte der Innenminister, die Behörden untersuchten, ob das Unglück womöglich auf „Korruption“ und „Bestechung“ zurückzuführen sei. „Dieses Unternehmen hat keine legale Betriebslizenz“, sagte Toskowski vor Journalisten in Kocani mit Verweis auf den Club. „Diese Lizenz hängt, wie viele andere Dinge in Mazedonien in der Vergangenheit, mit Bestechung und Korruption zusammen.“ 

Unter den mehr als 20 Verdächtigen sind dem Innenminister zufolge zwei DNK-Musiker, einer der Clubeigentümer, der Chef der Betreibergesellschaft sowie Mitglieder des Sicherheitsdienstes. Andere Verdächtige lägen im Krankenhaus oder seien tot, sagte Toskowski. Rund 15 Menschen wurden demnach festgenommen, darunter auch Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums.

„Erst glaubten wir nicht, dass es brannte“, berichtete eine Konzertbesucherin, die vor einer Klinik in Skopje auf einen verletzten Freund wartete. „Dann brach im Publikum große Panik aus und alle stürmten zum Ausgang“, sagte die junge Frau nordmazedonischen Medien. Feuerwehrleute und Sanitäter hätten schnell Erste Hilfe geleistet und „versucht, die Leute wiederzubeleben“ – in vielen Fällen vergeblich.

Bislang seien 35 der 59 Todesopfer identifiziert, sagte Innenminister Toskowski. Drei der Todesopfer seien minderjährig. 155 Verletzte seien zur Behandlung in Krankenhäuser im ganzen Land gebracht worden, 22 von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Unter den Verletzten seien auch mehr als 20 Minderjährige. Einige der Schwerverletzten wurden zur Behandlung in andere europäische Länder verlegt.

Die Direktorin des Krankenhauses in Kocani, Kristina Serafimowska, sagte Lokalmedien, in ihrer Klinik würden Patienten im Alter zwischen 14 und 25 Jahren behandelt. 70 Patienten hätten Verbrennungen und Rauchvergiftungen erlitten. Verletzt wurde auch der Rapper Wladimir Blasew von DNK, wie die Medien unter Berufung auf seine Schwester berichteten. Er erlitt demnach Verbrennungen im Gesicht.

Regierungschef Mickoski sprach von einem „schwierigen und sehr traurigen Tag“ für das Land. Der Tod so vieler junger Menschen sei „nicht wiedergutzumachen“ und die Trauer der Familien und Freunde der Opfer sei „unermesslich“, schrieb Mickoski auf seiner Facebook-Seite. Die Regierung rief eine siebentägige Staatstrauer aus und ließ die Flaggen auf Halbmast setzen.

Mehrere Nachbarländer boten Nordmazedonien ihre Hilfe an. Der bulgarische Ministerpräsident Rossen Jeliaskow bot an, einige der Verletzten auszufliegen und in Kliniken in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und der Stadt Warna zu behandeln. Der albanische Regierungschef Edi Rama bot an, „jede erforderliche Hilfe zu leisten“. Auch der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis übermittelte Nordmazedonien ein Hilfsangebot „in dieser schwierigen Zeit“.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte sich erschüttert über das Feuer. „Menschen, die unbeschwert feiern wollten, wurden brutal aus dem Leben gerissen“, erklärte sie in Onlinediensten.