Mehr arbeiten statt früher in Rente: Sachsens ältere Lehrkräfte sollen künftig erst später eine reduzierte Stundenzahl bekommen. Die Gewerkschaft reagiert empört – und will dagegen vorgehen.
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat das Maßnahmenpaket des sächsischen Kultusministeriums zur Reduzierung des Unterrichtsausfalls kritisiert. Besonders umstritten sei die geplante Kürzung der Altersermäßigungen, die bislang älteren Lehrkräften eine reduzierte Unterrichtsverpflichtung gewährte, sagte der GEW-Landesvorsitzende, Burkhard Naumann, in einem Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“ und der „Sächsischen Zeitung“ (Freitag). Er sprach von „einen schweren Angriff auf die Lehrkräfte in Sachsen“.
Kürzung der Altersermäßigung als Kernmaßnahme
Das sächsische Kultusministerium will mit einem Bündel an Maßnahmen den Schulunterricht besser absichern. Grund ist der teilweise hohe Stundenausfall vor allem in den Oberschulen. Unter anderem sollen ältere Lehrerinnen und Lehrer mehr Stunden arbeiten als bisher. Um die Arbeitskraft der Lehrer effizienter einzusetzen, sollen bisherige Regelungen wie die sogenannte Altersermäßigung geändert werden. Bislang wurde Lehrkräften ab dem 58. Lebensjahr eine Wochenstunde erlassen, ab 60 zwei und ab 61 drei Wochenstunden. Künftig soll diese Regelung erst ab 63 Jahren beginnen.
GEW sieht Lehrkräfte stark belastet
Naumann zufolge treffe die Maßnahme besonders ältere Lehrerinnen und Lehrer, die bereits in der Vergangenheit Nachteile erlitten hätten, etwa durch fehlende Verbeamtungsmöglichkeiten. Das Kultusministerium begründet die Entscheidung damit, dass bisherige Ermäßigungen nicht verhindert hätten, dass 90 Prozent der Lehrkräfte vorzeitig in Rente gingen. Naumann kritisierte diesen Ansatz scharf: „Es geht nur um die Zahlen. Dass es hier um Menschen geht, um eine hochbelastete Berufsgruppe, dass es um Kinder geht, die guten Unterricht wollen, das wird völlig ignoriert.“
Stattdessen schlägt Naumann eine Reduktion der Stundentafel und der Abschaffung des Profilunterrichts an Gymnasien vor, um Lehrkräfte zu entlasten. „Da könnte man Kräfte gewinnen, die man im Regelunterricht gebrauchen kann, nach unserer Rechnung etwa 120 Vollzeitstellen.“ Zudem forderte er Anreize wie eine Flexi-Rente oder reduzierte Unterrichtszeiten für ältere Lehrkräfte, damit sie länger arbeiten.
Proteste gegen die Maßnahmen geplant
Die Gewerkschaft kündigte Proteste und Gespräche mit bildungspolitischen Akteuren an. „Dazu sind wir auch auf die Lehrerverbände zugegangen“, so Naumann. Entscheidend sei, „dass sich jetzt alle Beteiligten an Schulen zusammen überlegen, wie nachgesteuert werden muss“.