Ist Baden-Württemberg einem Anschlag des Islamischen Staats entgangen? Das will ein Gericht in Stuttgart klären. Die Aussage des angeklagten mutmaßlichen IS-Mitglieds könnte dabei helfen.
Mit einem Spielzeughubschrauber soll ein mutmaßliches Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Esslingen nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft für einen Sprengstoffanschlag trainiert haben. Der 27-Jährige habe geplant, einen explosiven Sprengsatz mit einer Drohne in der Luft zum Ort eines Anschlags zu fliegen und dort mit einem ferngesteuerten Autoschlüssel auszulösen, sagte die Bundesanwältin bei der Anklageverlesung gegen den Iraker vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart. Konkretere Anschlagspläne hatte der Iraker laut Generalbundesanwalt jedoch nicht.
Der Mann war bereits Mitte Juni in Esslingen nach mehrmonatiger Beobachtung festgenommen worden und sitzt in Untersuchungshaft. Laut Bundesanwaltschaft ist er bereits seit acht Jahren Mitglied des IS. Zunächst soll er im Irak und an anderen Orten Wachdienste übernommen und auch an Kämpfen beteiligt gewesen sein. Spätestens im Oktober 2022 sei er über die Türkei nach Deutschland gekommen, um sich dort auf einen Anschlag vorzubereiten.
Hochexplosive Mischung besorgt
Vor einem Jahr habe er mit der Planung eines Sprengstoffanschlags begonnen, heißt es in der Anklage weiter. Der Iraker habe im Internet recherchiert und sich unter anderem Chemikalien besorgt, die in einer Mischung hochexplosiv werden können. Der Generalbundesanwalt wirft ihm unter anderem vor, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben.
Der IS wurde ab 2014 weltweit bekannt, als der damalige Chef Abu Bakr al-Bagdadi die Errichtung eines „Kalifats“ ausrief. Die Gruppe machte Schlagzeilen durch ihre Schreckensherrschaft und brutale Morde, von denen sie Videos im Internet veröffentlichte. Eine von den USA geführtes Militärbündnis begann den Kampf gegen den IS, der seit 2019 eigentlich als militärisch besiegt gilt.