Tragisches Schiffsunglück im Hamburger Hafen vor genau 40 Jahren: Eine Barkasse sinkt und reißt 19 Menschen mit sich in den Tod. Unter den Opfern sind viele Kinder.

Der Hamburger Hafen liegt schon im Dunkeln, als die „Martina“ nach einem Abstecher in den Köhlbrand in Richtung Landungsbrücken schippert. An Bord der Barkasse wird ausgelassen Geburtstag gefeiert. Es ist der 40. von Wolfgeorg Rosenhagen. Kurz darauf soll es zu dem Unglück kommen, das noch heute zu den schwersten im Hamburger Hafen zählt. 

„Wir hatten Freunde und Kollegen eingeladen mit ihren Familien, ihren Kindern. Wir hatten ja auch selbst kleine Kinder. Der Verlauf war sehr nett, freundlich und fröhlich. Das wurde für mich ganz plötzlich durch ohrenbetäubenden Lärm unterbrochen“, erinnert sich Gudrun Rosenhagen im „Hamburg Journal“ des NDR an die Tragödie von 1984. Sie selbst habe im Schiff gestanden, als sie Krach und Schreie gehört habe und Wasser von hinten eingedrungen sei. Das Fenster neben ihr sei zu Bruch gegangen, sie habe sich mit einem Sprung in die Elbe gerettet. Eine andere anonyme Überlebende bezeichnet die Geschehnisse gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ als „Titanic im Kleinen“. Es sei unwirklich gewesen, „ein böser Traum“.Festplatte 13.22

Barkasse sinkt binnen Sekunden

Der 66-jährige Barkassenführer hatte einen Schleppverbund übersehen, der elbaufwärts unterwegs war. Etwa auf Höhe des Altonaer Fischereihafens kollidieren Barkasse und Schute, die „Martina“ gerät unter das Schleppseil und wird unter Wasser gedrückt. Die Barkasse läuft binnen Sekunden voll und sinkt. Von den 43 Gästen an Bord können 24 schnell von Helfern aus dem kalten Wasser gezogen werden. Die 19 anderen haben dieses Glück nicht. Obwohl in kurzer Zeit ein Großaufgebot an Rettungskräften am Unfallort ist, können keine weiteren Schiffbrüchigen gerettet werden. Drei Stunden lang steht der Schiffbetrieb in dieser Zeit im Hafen still.

Am nächsten Morgen wird die Barkasse aus zwölf Metern Tiefe gehoben. An Bord der „Martina“ finden die Rettungskräfte mehrere Tote, darunter auch ein Baby. Bei der Bergung der Barkasse liegt es noch in seinem Wagen. Andere Passagiere bleiben vermisst. Insgesamt 19 Menschen sterben bei dem Unglück, auch der Schiffsführer kommt ums Leben. Die zwei Söhne des Ehepaars Rosenhagen, damals fünf und sieben Jahre alt, ertrinken ebenfalls in der Elbe. Jeder Überlebende hat mindestens einen Toten zu beklagen. Zum Trauergottesdienst im Michel kommen fast 1200 Menschen.Zeitprotokoll Baltimore 13:30

Barkassenkapitän soll „versagt“ haben

Eine Untersuchung des Seeamtes kommt später zu dem Schluss, dass „menschliches Versagen“ des Kapitäns ursächlich für das Schiffsunglück gewesen sei. Wie genau es letztlich zu der Kollision kommen konnte, kann aber nicht abschließend geklärt werden. „Seit 60 Jahren fahren die Leute mit der ‚Martina‘ sicher wie in Abrahams Schoß durch den Hafen. Nie ist etwas annähernd Vergleichbares geschehen“, zitiert das „Hamburger Abendblatt“ den Vorsitzenden Richter. Er bezeichnete das Schiffsunglück als tragisches Versehen, das jedem passieren könne, „das aber nur einmal eine solch unabsehbare Katastrophe zur Folge hat“.

Quelle:NDR Hamburg Journal, „Hamburger Abendblatt“