Seit 2022 hat die Polizei im Norden Taser. Nun wird erstmals eine aggressive Person mit einem Stromstoß aus einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt. Mit Folgen auch für die Polizisten.

Die Polizei in Schleswig-Holstein hat wegen einer Bedrohungslage erstmals einen wirksamen Schuss mit einem Taser gegen einen Tatverdächtigen abgesetzt. Die Beamten seien am Freitag in Ahrensburg (Kreis Stormarn) von einem Mann gerufen worden, weil ein anderer Mann ihn mit einem Messer und einem Schlagring angegriffen und auch weitere Passanten attackiert habe, teilte die Polizei am Dienstag mit. 

Auch den Polizisten gegenüber zeigte sich der Mann demnach aggressiv, daher haben sie den Elektroschocker eingesetzt. Mit dessen Hilfe konnte der Tatverdächtige handlungsunfähig zu Boden gebracht werden. 

Während der sich anschließenden Festnahme ist es den Angaben zufolge aus noch ungeklärter Ursache zur Verletzung von zwei eingesetzten Beamten gekommen. Eine Polizistin erlitt womöglich einen leichten Stromimpuls. Darüber hinaus war ein Polizist kurzzeitig ohne Bewusstsein. Der genaue medizinische Zusammenhang mit dem Einsatz wird noch geprüft. Die Polizisten hatten den Angaben zufolge die ganze Zeit über die Kontrolle über den Taser.

Die Beamten wurden in einem Krankenhaus behandelt. Der Tatverdächtige blieb demnach unverletzt und wurde in einer psychiatrischen Fachklinik aufgenommen. 

Nur Einsatzkräfte mit entsprechender Ausbildung erhalten Taser

Die Taser werden nur an Beamtinnen und Beamte mit entsprechender Ausbildung ausgegeben, sagte Ralph Garschke, der im Landespolizeiamt unter anderem für die Erprobung und Einführung der Taser zuständig ist. Zudem werden die umliegenden Dienststellen sowie die Rettungskräfte im Verhalten beim Einsatz der Distanz-Elektro-Impulsgeräte (DEIG) geschult. Die Elektroschicker seien insbesondere für derartige Bedrohungslagen mit hohem Aggressionspotential der Tatverdächtigen geeignet. 

„Nach derzeitigem Kenntnisstand ist das DEIG beim aktuellen Einsatz schulmäßig eingesetzt worden, dazu gehört die Androhung des Einsatzes und auch die unverzügliche medizinische Betreuung“, sagte Garschke. Weitere Erkenntnisse aus dem aktuellen Fall würden nach gründlicher Aufarbeitung des Einsatzgeschehens bewertet.

Landesweit sind 35 Elektroschocker im Einsatz

Seit rund zwei Jahren setzen Polizistinnen und Polizisten in Schleswig-Holstein Elektroschocker ein. Von Mai 2022 bis Ende September 2023 testeten Beamte des 1. Reviers in Neumünster, des Reviers Ahrensburg (Kreis Stormarn) und eines Spezialeinsatzkommandos Elektroschocker. Dabei setzten sie die Taser insgesamt 35 Mal ein. Allerdings wurden nur in zwei Fällen tatsächlich Schüsse abgegeben und dabei auch keine Menschen getroffen. Bis auf den jetzigen Fall gab es den Angaben zufolge bisher keine Stromabgabe auf Personen.

Das Land hatte insgesamt 35 Elektroschocker beschafft. Die Gesamtkosten betrugen früheren Angaben des Innenministeriums zufolge 225 000 Euro. Die Polizei nutzt im Norden Elektroschock-Pistolen der Firma Axon (Modell Taser 7). Im Ernstfall können Beamtinnen und Beamte mit dem Gerät einen bereits abschreckenden Lichtbogen erzeugen oder zwei Elektroden an Drähten auf den Angreifer schießen, der durch Stromimpulse außer Gefecht gesetzt wird. Die Stromimpulse dauern laut Polizei fünf Sekunden an. Die Taser ermöglichen Stromimpulse mit bis zu 50 000 Volt. Beim Einsatz gelten ähnliche Vorschriften wie bei Schusswaffen.