Der Espresso Martini erlebt seit Monaten eine Renaissance. Nun haben findige Mixologen dem Drink mit Parmesan einen neuen Twist verpasst und damit einen Trend ausgelöst. 

Der Espresso Martini ist so „in“, dass er eigentlich schon wieder „out“ ist. Die „New York Times“ bejubelte seine Rückkehr in den Mainstream schon 2021, spätestens seit dem vergangenen Jahr ist der Espresso auch hier wieder inflationär im Mix – gerade bei den Hobby-Bartendern. Der klassische After-Dinner-Drink ist fix gemacht, sieht sexy aus und wirkt genau so, wie es sich die Muse für den Drink einst wünschte – er geht direkt in den Kopf. 

„Wake me up, and then fuck me up“ mit diesen Worten soll Anfang der 80er eine junge Frau zu Dick Bradsell an die Bar gekommen sein. Bradsell, der damals zu den renommiertesten Barkeepern Londons zählte, lieferte. Er mixte Vodka, Kaffeelikör, Zucker mit einem Schuss Espresso, vermählte damit Koffein und Alkohol, und kreierte dem späteren Supermodel den perfekten Wachmacher mit Punch. Mit Käse hatte der Drink zu dieser Zeit nichts zu tun. Ganz anders heute. 40 Jahre nach der Geburt des Espresso Martini kommt plötzlich Parmesan mit ins Spiel – und der Getränketrend nimmt Fahrt auf.Die beliebtesten Cocktails 2022 16.31

Parmesan sorgt für umami

Parmesan im Espresso-Martini muss das sein? Für Jonathan David Stanyard ist die Kombination alles andere als befremdlich. Der Instagram-Account des Barberaters bei The Bitter Gringo Co. gilt als Initialzündung für den Parmesan-Espresso-Martini-Trend auf Social Media. Inspiriert habe ihn die lateinamerikanische Tradition, Käse und Kaffee oder Schokolade zu kombinieren. Dass ausgerechnet Parmesan ins Spiel kommt, erklärt sich durch die Umami-Eigenschaften des Käses. Diese gleichen die Bitternoten des Kaffees aus. Als umami wird ein vollmundiger, herzhafter Geschmack bezeichnet, der die Richtungen süß, salzig, sauer und bitter ergänzt.

Er habe einfach nicht gewusst, ob man ihn verarschen wolle oder wirklich was an der Idee dran ist, schreibt Getränke-Influencer Jordan Hughes auf seiner Instagram-Seite. „Ich bedauere euch mitteilen zu müssen, dass es fantastisch schmeckt“, so Hughes in dem Video, in dem er den Drink testet. Weitere Influencer sprangen seither auf den Parmesan-Espresso-Martini-Zug auf, der Drink verbreitet sich im Netz wie ein Lauffeuer.

Parmesan gleicht Bitternoten des Espresso aus

Begeistert sind davon nicht alle. So kommentiert ein Nutzer unter Hughes Video: „Das ist eine Ungeheuerlichkeit, die ich nicht hinnehmen werde.“ Ein anderer vermutet, dass es bei dem Getränk weniger um den Geschmack geht, sondern um die Aufmerksamkeit, die es erweckt. „Der Cocktail hört sich viel seltsamer an, als er tatsächlich ist. Die dünne Schicht fein geriebener Parmesan ergänzt den bitteren Kaffee mit einem subtilen salzigen Element“, verteidigt Hughes die Kreation bei „Food&Wine“.

Wer den Parmesan-Espresso-Martini nachmixen möchte, sollte allerdings ein, zwei Dinge beachten. So rät Hughes dazu, 24 Monate gereiften Parmesan zu verwenden und diesen dann mit einer Mikroreibe zu reiben. Sind die Parmesanstücke zu groß, können sie nicht mehr „getrunken“ werden. Und: „Übertreiben Sie es nicht mit dem Parmesan … Ihr Espresso Martini ist kein Nudelteller.“

Das Grundrezept für einen klassischen Espresso Martini finden Sie hier.