Nach acht Spielen ohne Sieg darf Bochum wieder jubeln. Der Erfolg gibt Aufwind im Kampf um den Klassenverbleib. Gegen Hoffenheim trifft ein VfL-Spieler doppelt.

Völlig erleichtert fielen sich die Bochumer Spieler in die Arme, wenig später hüpften sie vor ihren Fans auf und ab. „Wir leben noch“, brüllte der Stadionsprecher ins Mikrofon, nachdem der VfL Bochum seine Sieglos-Serie beendet hatte.

Das hochverdiente 3:2 (2:0) gegen die TSG 1899 Hoffenheim sorgte für enorm wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga.

„Nach dem Abpfiff waren hier alle Bochumer erleichtert. Es war ein geiles Spiel, zum Schluss kein einfaches mehr, aber definitiv verdienter Sieger. Das tut unglaublich gut“, sagte VfL-Doppeltorschütze Kevin Stöger bei DAZN. „Man hat gesehen, dass hier heute alle als Einheit am Platz standen und rundherum alle gemeinsam für diesen Sieg gekämpft, geschrien, gefightet haben.“

Bochum rückt vorübergehend auf Rang 14 vor

Hoffenheims Torjäger Andrej Kramaric war derweil bedient. „Wir wussten, was kommt heute“, sagte der angefressene Stürmer zwar, am Ende habe Bochum aber verdient gewonnen: „Wir haben nur die letzten 20 Minuten Fußball gespielt.“

Durch den Erfolg verließen die von Heiko Butscher trainierten Bochumer, die zuvor achtmal nacheinander nicht gewonnen hatten, zumindest vorübergehend den Relegationsplatz und rückten auf Rang 14 vor.

Vor 24.300 größtenteils begeisterten Zuschauern im Ruhrstadion erzielten Stöger (34./64. Minute) und Felix Passlack (45.+2) die Tore für den VfL. Hoffenheim musste im Rennen um die Europapokalplätze dagegen einen Rückschlag hinnehmen. Das Team von Coach Pellegrino Matarazzo, für das Kramaric doppelt traf (73./84.), bleibt Bundesliga-Neunter.

Fünf VfL-Torchancen in den ersten zehn Minuten

Butscher hatte vor der Partie vom wichtigsten Spiel der Saison gesprochen. „Wir müssen hier brennen, von der ersten Sekunde an Optimismus ausstrahlen und vorangehen“, hatte der 43-Jährige gesagt. Und seine Mannschaft nahm ihn beim Wort. In den ersten zehn Minuten erarbeiteten sich die Bochumer fünf Torchancen. Allein Philipp Hofmann hatte drei Abschlüsse. Bei seiner besten Gelegenheit lenkte Hoffenheim-Keeper Oliver Baumann den Ball gerade noch an die Latte.

Der bis dahin vorne so auffällige Hofmann sorgte dann kurzzeitig für Bochumer Entsetzen: Der Mittelstürmer traf Hoffenheims Wout Weghorst im VfL-Strafraum im Gesicht. Schiedsrichter Tobias Stieler zeigte auf den Elfmeterpunkt, nahm den Strafstoß nach langer Videoüberprüfung aber wegen einer Abseitsstellung wieder zurück.

Die TSG gestaltete das Spiel nun zwar ein wenig ausgeglichener. Die besseren Chancen hatte aber weiter Bochum. Angreifer Moritz Broschinski scheiterte aus leicht spitzem Winkel noch an Baumann (33.), nur rund eine Minute später hatte der Torwart dann keine Abwehrmöglichkeit: Stöger schlenzte einen Freistoß aus rund 17 Metern unhaltbar in den Winkel.

Oliver Baumann kassiert 715. Bundesliga-Gegentor

Hoffenheim suchte die schnelle Antwort. Tim Drexler traf aus dem Gewühl am Fünfmeterraum heraus aber nur die Latte. Bochum machte es besser: Nach einer Broschinski-Flanke von der linken Seite bekam Kramaric den Ball nicht unter Kontrolle und Passlack traf aus kurzer Distanz zum 2:0. Für Baumann war es das 715. Bundesliga-Gegentor – genauso viele musste auch Harald „Toni“ Schumacher hinnehmen. Nur Eike Immel und Dieter Burdenski kassierten in ihren Karrieren mehr Treffer im deutschen Fußball-Oberhaus. Und für Baumann sollte es nicht das letzte Gegentor des Abends bleiben.

Bochum spielte groß auf. Der starke Stöger erhöhte mit einem verwerteten Abpraller auf 3:0. Hoffenheim zeigte sich dagegen lange kaum in der Offensive – und kam doch noch mal heran. Kramaric gelang erst das 1:3 und mit einem herrlichen Lupfer über Bochums Manuel Riemann hinweg sogar das 2:3.

Unter den VfL-Fans machte sich Nervosität breit. Die Heimelf wackelte plötzlich – Iwan Ordets ging nach einem Krampf zu Boden -, fiel aber nicht. Ein Fernschuss von Marius Bülter flog knapp über das Tor. Frenetisch feierten die Anhänger den erlösenden Abpfiff nach sechsminütiger Nachspielzeit.

Bei der TSG, in dessen Umfeld es zuletzt bereits große Diskussionen um die zukünftige Vereinsaufstellung gegeben hatte, sollte es nach diesem Auftritt nicht ruhiger werden.