Der ADAC und EnBW gehen nach gescheiterten Verhandlungen getrennte Wege. Sie beerdigen zum Sommer ihre Liaison namens „E-Charge“. Wird das Laden unterwegs jetzt noch teurer?

Überraschung für E-Autofahrer: Der ADAC und der Energiekonzern EnBW trennen sich voneinander. Die beliebte gemeinsame Ladekarte „ADAC E-Charge“, die in ganz Europa nahezu problemlos funktioniert (rund 600.000 Ladepunkte), wird es bald nicht mehr geben. Das gelbe Plastikstück ist in den vergangenen Jahren zu einer Art „Volksladekarte“ avanciert. Rund 400.000 E-Auto-Fahrer nutzen sie bereits. Viele Verbraucher traten eigens in den ADAC ein, um den „E-Charge“-Tarif verwenden zu können. In diesen Tagen gehen nun Mails und Briefe ein, dass diese Zeit zu Ende geht.

Der Vorteil der Karte liegt vor allem in den vergleichsweise günstigen Preisen für Schnellladesäulen, die E-Autonutzer unterwegs häufig ansteuern, weil sie den Akku schnell füllen wollen. Eine Kilowattstunde an einer Säule von EnBW kostet bis dato (ohne eine zusätzliche Monatsgebühr zu zahlen) 51 Cent. An Zapfstellen von Roaming-Partnern fallen fast ausnahmslos 60 Cent an. Ab dem 1. August wird es dieses Angebot nicht mehr geben. Dann funktioniert die alte ADAC-Karte nicht mehr.

Heftige Verhandlungen ohne Erfolg

Laut Unternehmenskreisen gingen der Trennung heftige Diskussionen über Preisgestaltung und Transparenz voraus. Am Ende zog der ADAC die Reißleine, um sich nach einen neuen Partner umzuschauen. Schon mehrfach hatten die Autolobbyisten öffentlich angemahnt, dass sich E-Mobilität nur bei attraktiven Ladepreisen durchsetzen werde. Inzwischen steht ein neuer Vertrag mit einem der großen deutschen Stromanbieter vor dem Abschluss. Der ADAC verspricht ein „aggressives Paket“ und stellt sinkende Tarife in Aussicht – wodurch die Hiobs- zur frohen Botschaft würde. Nach stern-Informationen können ADAC-Kunden die neue Karte demnächst zum 1. August bestellen.

STERN 16_24 E-Auto Ladenetz 0830

Wer dann doch lieber bei EnBW bleiben und mit deren Ladekarte respektive deren App „Mobility+“ weiterarbeiten möchte, muss dagegen mit steigenden Ausgaben rechnen. Der Stuttgarter Konzern hat gerade seine hauseigene neue Preisstruktur veröffentlicht. Ab Juni kostet eine Kilowattstunde an allen EnBW-Säulen 59 Cent. Bei Roaming-Partnern wird die Rechnung zum Glücksspiel: Hier liegen dann die Tarife variabel zwischen 59 und 89 Cent, die App informiert über die jeweils gültigen Preise. Vielfahrern droht somit ein Vabanquespiel, denn EnBW-Zapfstellen sind noch lange nicht flächendeckend zu finden.

Landeskonzern erhöhte oft die Preise

EnBW, zu fast 100 Prozent in öffentlicher Hand, wurde in der Vergangenheit schon 2021 wegen intransparenter Preiserhöhungen gerügt. Vor allem glichen die Schwaben die Preise für simples AC-Laden ihren hohen Schnellladetarifen an. Im Krisenjahr 2022 stiegen die Tarife im Schnitt noch einmal um 27 Prozent. Davon hat EnBW bislang nichts zurückgenommen, obwohl die Börsenstrompreise wieder drastisch eingebrochen sind.