Im Vogtland bebt immer wieder die Erde. Für die Bewohner sind aber nur wenige dieser Beben überhaupt zu spüren. Bei dem jüngsten Schwarmbeben ist nun ein neues Überwachungsnetz zum Einsatz gekommen.

Bei dem jüngsten Schwarmbeben im Vogtland ist erstmals ein neues Überwachungsnetz zum Einsatz gekommen. Es bestehe aus fünf bis zu 400 Meter tiefen Bohrungen, die mit hochempfindlichen Seismometern bestückt seien, teilte das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) am Mittwoch in Potsdam mit. Allein in den ersten zwei Wochen hätten die neuen Messtationen Tausende Erdbeben mit Magnituden zwischen 0 und 2,6 in einer Tiefe von acht bis zehn Kilometern registriert. Damit lieferten sie einzigartige Daten zur Untersuchung von Erdbebenschwärmen im Vogtland, so die Forscher.

Der Bereich Vogtland – die Grenzregion zwischen Sachsen, Thüringen und Bayern – und Nordwest-Böhmen ist bekannt für sogenannte Schwarmbeben. Dabei treten in dichter zeitlicher Reihenfolge viele Erdbeben im gleichen Gebiet auf. Schäden sind in der Regel nicht zu befürchten. In diesem Frühjahr kam es seit dem 18. März zu vielen solcher Beben, nur wenige sind allerdings überhaupt zu spüren. Am stärksten hat die Erde dabei vor einer Woche im sächsischen Klingenthal mit einer Stärke von 2,7 gebebt. Wie lange das Schwarmbeben noch aktiv ist, sei derzeit nicht abzuschätzen, sagte eine Sprecherin von Sachsens Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie am Mittwoch auf Anfrage. Das könne sich noch über Wochen und Monate hinziehen.

Der aktuelle Erdbebenschwarm sei in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich, erklärte Torsten Dahm vom GFZ. Dabei verwies er auf die lange Dauer und das betroffene Gebiet. Der aktuelle Schwarm liege nördlich der aktivsten Schwarmbebenzone der Region bei Novy Kostel in Tschechien. Sie habe sich in den vergangenen Jahren nach Süden und Norden ausgeweitet. „Ungewöhnlich ist auch die Form des Erdbebenschwarms in etwa 10 Kilometer Tiefe, da die Beben erstmalig eine horizontale, kreisförmige Struktur aktivieren“, erläuterte der Professor für Geophysik an der Universität Potsdam. „Wir haben so ein Muster bisher noch nicht im Vogtland gesehen.“

Den Angaben nach sind die Schwarmbeben im Vogtland weltweit gesehen von wissenschaftlichem Interesse. Im Vogtland könne die Entstehung von magmatisch-vulkanischen Prozessen und Erdbebenschwärmen in der Erdkruste fern von tektonischen Plattengrenzen studiert werden, erklärte Dahm. Allerdings stelle das wegen der schwachen Signale besondere Herausforderungen an das Überwachungsnetz. Daher sei in den vergangenen Jahren das neue Monitoringprogramm aufgebaut worden. Daran sind weitere Forschungseinrichtungen wie die Universitäten Leipzig und Prag beteiligt.

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