Seit dem Beginn der Pandemie litt die deutsche Industrie unter Nachschubmangel. Zumindest in dieser Hinsicht scheint sich die Lage weitgehend normalisiert zu haben.

Vier Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown hat sich die Versorgung der deutschen Industrie mit Material und Teilen laut Ifo-Institut weitgehend normalisiert. Die Lieferketten sind mittlerweile fast wieder auf dem Stand von vor der Pandemie, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Montag mitteilte. Die deutsche Industrie hat demnach kaum noch mit Materialknappheit zu kämpfen.

Laut jüngster Unternehmensumfrage berichteten im März 10,2 Prozent der Firmen von Lieferengpässen. Im Februar waren es noch 14,6 Prozent gewesen. „Die Versorgung von Rohstoffen und Vorprodukten hat sich in der letzten Zeit deutlich verbessert“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Die Situation entspricht inzwischen fast wieder dem Stand vor der Coronakrise.“STERN PAID 38_23 Titel Protokolle Ökonomen 12.40

Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten noch am stärksten von Engpässen betroffen

Der verschärfte Materialmangel begann während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020, als weltweit zahlreiche Fabriken stillstanden. Im Dezember 2021 erlebte die Industrie den Höhepunkt der Lieferprobleme: Damals berichteten 81,9 Prozent der Betriebe über Schwierigkeiten, weil die Corona-Pandemie zu teils erheblichen Materialengpässen führte. So fehlten den Autobauern wichtige Mikrochips. Neue Hindernisse wurden inzwischen wieder abgebaut. „Der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn wurde beigelegt und die Logistikbranche hat sich an die Verhältnisse im Roten Meer angepasst“, sagte Wohlrabe. „Deshalb gibt es momentan weniger Probleme.“

In keiner Branche übersteigt der Anteil der von Engpässen betroffenen Firmen die Marke von 20 Prozent. Am stärksten betroffen sind aktuell die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten mit 18,2 Prozent. Dahinter folgen die Produzenten Elektrischer Ausrüstungen (17,5 Prozent), die Maschinenbauer (14,4 Prozent) und die Chemischen Industrie (14,5 Prozent). In den übrigen Branchen sind der Ifo-Umfrage zufolge teilweise deutlich weniger als zehn Prozent der Betriebe von Lieferengpässen betroffen.

Zuletzt hatte vor allem die Krise im Roten Meer die Sorge vor neuen Knappheiten genährt. Die schnellste Schifffahrtsroute zwischen Europa und Asien wird von vielen Reedereien nach wiederholtem Beschuss durch die jemenitische Huthi-Miliz gemieden. Stattdessen wird auf die längere Strecke über das Kap der Guten Hoffnung ausgewichen, was einen Umweg und damit höhere Kosten bedeuteten.

Das Ifo-Institut führt im Rahmen seiner Konjunkturerhebungen monatliche Unternehmensbefragungen durch.