Ein Fahrradstreifen auf der bekannten Brücke Blaues Wunder spaltet Dresden. Die Kritik reißt nicht ab, es gibt aber auch Fürsprecher.

Der Verkehrsversuch mit Fahrradstreifen über die Dresdner Brücke Blaues Wunder wird kontrovers diskutiert. Die Handwerkskammer Dresden erklärte ihn am Montag bereits nach einer Woche für gescheitert. „Schon nach wenigen Tagen dürfte klar sein, dass der Verkehrsversuch nicht gelungen ist – zu lang sind die Wartezeiten für die motorisierten Verkehrsteilnehmer vor Ort“, betonte Kammerchef Jörg Dittrich. Der Versuch beeinträchtige über Gebühr das Handwerk. Die Betriebe stünden mit ihren Fahrzeugen im Stau und seien somit nicht auf der Baustelle. Die Kammer hätten Beschwerden von Handwerksunternehmen erreicht. Bei dem Versuch dürfen Radfahrer erstmals die Straße benutzen, bisher mussten sie auf den Fußweg ausweichen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Dresden verlangte am Montag dagegen, den Versuch fortzusetzen. „Die Reaktionen sind unterschiedlich. Neben emotionalen Reaktionen erhalten die Radfahrstreifen auch viel Lob von Pendlern auf dem Rad, die auf das Blaue Wunder angewiesen sind und nun viel entspannter und sicher zur Arbeit kommen.“ Die durchschnittliche Verspätung der Buslinien 61 und 63 sei am vergangenen Freitag zurückgegangen. „Der Verkehrsversuch muss unbedingt weitergeführt werden, um herauszufinden, ob sich diese Normalisierung verstetigt“, erklärte Vorstandsmitglied Nils Larsen. Der Club will per Petition erreichen, dass der Versuch wie geplant bis Juni geht.

Der frühere FDP-Politiker und Chef des neu formierten Teams Zastrow, Holger Zastrow, bekräftigte seine Kritik an der Politik von Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne). „Man muss schon ordentlich Chuzpe haben, um mitten im Wirbel um die Verkehrsversuche am Blauen Wunder und auf der Flügelwegbrücke mit einer neuerlichen Provokation der Autofahrer um die Ecke zu kommen“, kommentierte Zastrow am Montag weitere Pläne zur Verbesserung des Radverkehrs in Dresden und bezeichnete Kühn als „ADFC-Lobbyisten“. Der grüne Verkehrsbürgermeister bleibe sich „in seiner gegen das Auto und damit die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer gerichteten Politik treu“.

Die Handwerkskammer forderte Schlussfolgerungen aus der Verkehrssituation am Blauen Wunder. „Wie zu beobachten ist, hat die neue Aufteilung des Straßenraums Folgen für alle Verkehrsteilnehmer. Doch so wünschenswert ein besseres Radverkehr-Konzept ist, darf es doch nicht dazu führen, dass andere Verkehrsteilnehmer über Gebühr belastet werden“, argumentierte die Kammer. Das Handwerk sehe die Notwendigkeit, Verkehrsraum auch für Fahrradfahrer sicher und ausreichend zur Verfügung zu stellen. Der Versuch am Blauen Wunder zeige aber, dass nachgesteuert werden müsse, um Fahrradverkehr, Wirtschaftsverkehr und öffentlichen Personennahverkehr gleichberechtigt aufzustellen.