Mehr als 30 Millionen Dollar schuldet O.J. Simpson den Familien seiner ermordeten Ex-Frau und ihres Liebhabers. Doch auch aus seinem Erbe sollen sie nichts bekommen. Dafür sieht das Testament eigens eine Strafe gegen Klagen vor.

Auch wenn O.J. Simpson als Sportler und Schauspieler Erfolge feierte: Weltberühmt wurde er, als seine Ex-Frau Nicole Brown Simpson und ihr Liebhaber Ron Goldman blutig ermordet wurden – und O.J. in einem spektakulären Prozess freigesprochen wurde. Ein Zivilgericht verurteilte ihn jedoch letztlich dennoch zu einer Schadensersatzzahlung in Millionenhöhe. Geht es nach dem Testament des letzte Woche verstorbenen Simpson, sollen sie aber auch nach seinem Tod leer ausgehen.

Das machte sein Nachlassverwalter Malcolm LaVergne klar. Vor allem Goldmans Familie soll keinen Anteil an Simpsons Vermögen erhalten. „Ich hoffe, dass sie keinen Cent bekommen, nichts“, sagte LaVergne gegenüber dem „Las Vegas Review Journal“. „Sie ganz spezifisch. Und ich werde alles in meiner Macht tun, damit sie wirklich nichts bekommen.“

Fotograf OJ Simpson vor Gericht

„Ich war verblüfft“

Das bereits am 25. Januar gezeichnete Testament war am Freitag, also einen Tag nach dem Tod Simpsons, in einem Gericht in seinem Wohnort Las Vegas eingereicht worden. Es nennt die vier Kinder des nicht mehr verheirateten Simpson als Erben, verfügt allerdings einen Übergang seiner Besitztümer in eine Stiftung, bis der genaue Wert festgestellt wurde. Zudem nennt es explizit LaVergne als Erbschaftsverwalter.

Der war davon selbst überrascht. „Ich war verblüfft, dass er ausgerechnet mich ernannt hat“, sagte er dem „Las Vegas Review Journal“. „Aber ich werde es sehr ernst nehmen.“ LaVergne ist eigentlich kein Erbrechtsanwalt, hatte Simpson aber bereits seit 2009 in verschiedenen Verfahren vertreten. 

FS OJ Simpson 19:56

O.J. Simpsons umstrittenes Erbe

Um wie viel Geld es genau geht, muss nun festgestellt werden. Das Erbrecht von Nevada sieht vor, zunächst gerichtlich alle im Besitz des Verstorbenen befindlichen Güter und ihren Wert zu bestimmen, bevor die Erben oder Gläubiger darauf zugreifen können. Das bereite er nun vor, erklärte LaVergne. „Ich kann noch keine Angaben dazu machen, wie viel das Erbe letztlich wert ist“, sagte er dem „Journal“.

Raum für die Entschädigungszahlungen sieht er aber nicht. „Diese Leute werden sehr schnell merken, dass es eine Rangfolge einzuhalten gilt“, sagte der Anwalt dem Lokalsender „KNTV“. „Diese Publicity-Gläubiger – denn das sind sie für mich – müssen sich hinter den echten Gläubigern anstellen.“ 

Neben „beachtlichen“ Steuerschulden habe Simpson auch anderen „echten Gläubigern“ größere Summen Geld geschuldet, so LaVergne. „Es steht ihnen aber natürlich frei, wie alle anderen Gläubiger ihre Ansprüche gerichtlich geltend zu machen“, erklärte er über die Schadensersatzansprüche.

Oj in seinem letzten Video „Mir geht es gut“ 09.26

Millionenschulden

Obwohl Simpson in einem weltweit im Fernsehen ausgestrahlten Verfahren vom Vorwurf des Mordes an seiner Ex-Frau und ihren Liebhaber freigesprochen worden war, sah ein Zivilverfahren ihn letztlich doch als für den Tod der beiden verantwortlich und verurteilte ihn zu einer Zahlung von 33,5 Millionen Dollar an die Familien der Getöten. 

Simpson hatte diese Schadensersatzzahlung aber nie beglichen. Nach Ansicht LaVergnes steht den Opferfamilien das Geld auch nicht zu. Es habe nie eine entsprechende Gerichtsentscheidung gegeben, die Simpson explizit zur Zahlung auffordert, behauptet er gegenüber dem „Journal“. 

Vor allem Goldmans Familie sieht das anders. Ihr Anwalt David Cook bekräftigte gegenüber „People“, dass diese Entscheidung gefallen und 2022 sogar noch einmal bestätigt worden sei. Inklusive Zinsen schulde Simpson der Familie mittlerweile über 100 Millionen Dollar. Seit 1997 sind nach Angaben der „New York Post“ lediglich 113.000 Dollar ausgezahlt worden.

Skurrile Klausel

Die nun zu erwartenden Rechtstreitigkeiten um sein Erbe hatte Simpson offenbar mit einer besonderen Klausel seines Testaments ausschließen wollen. Sollte irgendjemand seinen Teil des Erbes anfechten, heißt es im Testament, dann solle diese Person statt des zugedachten Erbanteils nur einen Dollar erhalten. 

Die hierzulande ungewöhnlich erscheinende Klausel ist in den USA durchaus gängig, Simpsons Testament benutzt eine Standard-Formulierung der sogenannten „In Terrorem Klausel“. Ob sie die Schadensersatzzahlungen verhindert, steht auf einem anderen Blatt: Klagt jemand gegen das Testament und wird es für ungültig erklärt, ist damit auch die Klausel hinfällig. Da die Opferfamilien nicht im Testament erwähnt werden, haben sie aber ohnehin nichts zu verlieren.

Den in der Klausel explizit formulierten Wunsch wird Simpson aber wohl nicht erfüllt bekommen. „Ich möchte, dass dieses Testament ohne jeglichen Rechtsstreit oder Disput umgesetzt wird“, heißt es in seinem letzten Willen. Das dürfte die Opferfamilien kaum von ener Klage abhalten.

Quellen: Testament, Las Vegas Review Journal, CNN, People, KNTV, New York Post