Es wird heißer auf unserem Planeten. Aber nicht nur das: In einigen Regionen wird es wegen des Klimawandels auch richtig nass. Wo genau? Eine Studie hat es herausgefunden.

Der Klimawandel hat viele Gesichter: Da wäre einmal die fast schon unerträgliche Hitze im Sommer, die sich im Frühling oder gar schon im Winter durch überdurchschnittlich hohe Temperaturen und wenig Schnee bemerkbar macht. 

In Asien und den USA drehen dagegen Wirbelstürme häufiger ihre Runden. Begleitet werden sie von heftigen Regenfällen, die in kürzester Zeit ganze Ortschaften und Städte überfluten und kleine Gewässer und Ströme in reißende Flüsse verwandeln. Denkwürdig bleiben bis heute etwa die Bilder vom Wirbelsturm Kathrina 2005 im Süd-Osten der USA oder – aus der jüngeren Vergangenheit – die schlammige Verwüstung im Ahrtal (Juli 2021), in Österreich und Slowenien (August 2023) oder Teilen Chinas (September 2023).

Wo müssen sich die Menschen künftig besonders gegen solche Extremereignisse wappnen? In Europa eher weniger, haben Wissenschaftler im Auftrag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) herausgefunden. Besonders betroffen sind demnach Küstenstädte im asiatischen Pazifikraum.PAID Klimawandel und Extremwetterereignisse 2023 6.13

Städte in Entwicklungsländern besonders von Hochwasser betroffen

Für den ersten Report dieser Art haben die Forscher 136 Hafenstädte weltweit mit mindestens einer Million Einwohnern untersucht und sortierten sie nach der Höhe der Schäden für die Bevölkerung und die Vermögenswerte (Immobilien, Infrastruktur, Gebäude). Schon jetzt sind ungefähr 40 Millionen Menschen mindestens einmal in 100 Jahren von Hochwassern betroffen. Laut Report entspricht das ungefähr 0,6 Prozent der Weltbevölkerung.

Bezogen auf die Bevölkerung, nehmen diese Städte den höchsten Schaden durch Überschwemmungen und Hochwasser:

MumbaiGuangzhouShanghaiMiamiHo-Chi-Minh-StadtKalkuttaGroßraum New YorkOsaka-KobeAlexandriaNew Orleans

Bis zum Jahr 2070 könnte sich die Zahl der betroffenen Menschen mindestens verdreifachen, schätzen die Studienautoren. Auffällig dabei: Abgesehen von zwei Ausnahmen befinden sich die meisten Hochrisiko-Städte in ärmeren und Entwicklungsländern. Gründe dafür sind unter anderem das Bildungsniveau der Bevölkerung und die finanzielle Lage der Länder, denn ohne Geld und Wissen zum Klimawandel lassen sich Anpassungs- und Schutzmaßnahmen schlechter umsetzen. Städte und auch ganze Länder werden so anfälliger für die Folgen des Klimawandels.Brasilien Überschwemmungen 10.59

Berücksichtigen die Statistiker in ihren Berechnungen dagegen nur die Vermögenswerte, rangieren mehr Städte aus Industriestaaten unter den Top Ten:

MiamiGroßraum New YorkNew OrleansOsaka-KobeTokioAmsterdamRotterdamNagoyaTampa St. PetersburgVirginia Beach

In ihrem Report betonen die Autoren, dass ein hohes Risiko für Überschwemmungen nicht unbedingt verheerende Auswirkungen bedeutet. Diese hängen wiederum stark von den Schutz- und Anpassungsmaßnahmen ab, die sich eine Stadt vornimmt. „Auf globaler Ebene ist allerdings zu erwarten, dass das Wirtschaftswachstum eine allgemeine Verbesserung des Schutzniveaus in den Küstenstädten rund um den Globus ermöglichen wird“, schreiben die Wissenschaftler. Schutzmaßnahmen können Hochwasser und Überschwemmungen aber auch nicht verhindern, sondern nur die Folgen mildern.FAQ Klimaanpassungsgesetz – Was ist da zu erwarten? 12.44

Mehr Menschen ziehen in Risikogebiete

Das ist auch dringend nötig, denn wie eine weitere Studie aus dem Fachmagazin „Nature“ zeigt, zieht es immer mehr Menschen weltweit in potenzielle Überschwemmungsgebiete. Zwischen 1985 und 2015 stieg der Anteil demnach um 122 Prozent. Länder wie die Niederlande oder Vietnam, Laos, Bangladesch, Japan, Ägypten oder China bauen dabei am häufigsten in Hochwasserrisikogebieten. „Anstatt sich an die klimatischen Gefahren anzupassen, erhöhen viele Länder ihre Gefährdung aktiv“, fassen die Studienautoren ihre Ergebnisse zusammen.

Dass Menschen freiwillig in die Risikogebiete ziehen, liegt an der Wirtschaftkraft – die sich in Städten entwickelt. Diese wiederum liegen meist an Flüssen oder Meeren. Ziehen Menschen in die Städte, muss der nötige Wohnraum geschaffen werden. „Wenn die Stadt sich ausdehnt, ist es wahrscheinlich, dass sie in Gebiete vordringt, die vorher gemieden wurden, zum Beispiel Hochwassergebiete“, sagt ein Co-Autor der Studie dem Sender Euronews. Nicht immer ist also der Klimawandel schuld, wenn Regionen überschwemmt werden.

Quellen: Climate Adapt, Weltbank, Euronews, OECD, Georgetown Climate Center, Miami Government, Resilient Kolkata, Osaka Government