In einer internen E-Mail schwört Tesla-Chef Elon Musk die Mitarbeiter auf eine schwierige Zukunft ein. Schon bald verlieren mehr als zehn Prozent der Belegschaft ihren Job.
Über 14.000 Tesla-Mitarbeiter verlieren bald ihre Arbeit. Das kündigte Firmenchef Elon Musk in einer internen Mail am Montagmorgen an. Das Schreiben mit dem Betreff „Reorg Update“ beginnt mit der Begründung für die Restrukturierungsmaßnahmen.
Musk schreibt in der Mail, die dem „Handelsblatt“ als Screenshot vorliegt: „Im Laufe der Jahre sind wir schnell gewachsen und haben mehrere Standorte rund um den Globus aufgebaut. Durch dieses rasche Wachstum kam es in bestimmten Bereichen zu einer Dopplung von Rollen und Aufgaben. Während wir das Unternehmen auf die nächste Wachstumsphase vorbereiten, ist es äußerst wichtig, jeden Aspekt des Unternehmens auf Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen hin zu überprüfen.“
Weiter heißt es: „Im Rahmen dieser Bemühungen haben wir eine gründliche Überprüfung der Organisation vorgenommen und die schwierige Entscheidung getroffen, unsere Mitarbeiterzahl weltweit um mehr als zehn Prozent zu reduzieren.“ Zuletzt berichtete das Unternehmen, 140.473 Menschen zu beschäftigen. Die Zahl wurde laut Brief an die Investoren am 31. Dezember 2023 erhoben.
Elon Musk sieht keine Alternative
Laut „Handelsblatt“ ist auch in Berlin-Grünheide mit Massenentlassungen zu rechnen. Etwa 3000 der 12.500 Menschen, die vor Ort arbeiten, werden demnach gehen müssen, heißt es. Intern sei das schon bekannt gewesen, so der Bericht. Vorgreifend habe man in Berlin zuletzt mehrere Feiern abgesagt, die in den Zeitraum nach der Verkündung gefallen wären.
Musk fügt seiner Mail hinzu: „Es gibt nichts, was ich mehr hasse, aber es muss getan werden. Dies wird uns ermöglichen, schlank, innovativ und hungrig auf den nächsten Wachstumszyklus zu sein.“ Der Markt reagierte zunächst verhalten auf die Nachricht und die Tesla-Aktie sank um mehr als ein Prozent.
Letztlich ist die Reduzierung der Mitarbeiter auch ein handfester Beleg dafür, dass Tesla stärker als üblich schwächelt. Dem jahrelangen Wachstum folgt aktuell eine Phase schlechter Verkäufe und hoher Lagerbestände. Bereits im ersten Quartal sanken die Neuzulassungen der Marke um 8,5 Prozent.
Es sieht zudem danach aus, als könne sich auch Tesla nicht von der Gesamtentwicklung der verhaltenen Nachfrage nach Elektroautos freimachen. Deutschland ist nicht das einzige Land mit rückgängigen Verkaufszahlen – und Tesla ist ebenso von billigen China-Importen betroffen, wie deutsche Hersteller. Elon Musk forderte nicht nur einmal Strafzölle für die günstige Konkurrenz aus Fernost, die seiner Meinung nach die westliche Preisstruktur völlig aus den Angeln hebt. Etwas ironisch: Auch Tesla baut einen beachtlichen Teil seiner Fahrzeuge in China.
Tesla kämpft an vielen Fronten
Im Fall von Tesla kommen aber noch hausgemachte Probleme dazu. Der zuletzt vorgestellte Cybertruck lässt sich erstens nicht in einer ausreichenden Stückzahl fertigen und wird zweitens immer wieder im Zusammenhang mit ernsten Qualitätsproblemen genannt. Auch die Tesla-Software, welche die Autos zu teilautonomem Fahren ermächtigen soll, ist in den USA Teil mehrerer behördlicher Untersuchungen aufgrund gehäufter Unfälle.
On top berichtete Reuters zuletzt, dass Tesla intern die Pläne für ein günstiges Modell begraben hätte. Als Reaktion bezichtigte Musk die Agentur auf X (vormals Twitter) der Lüge.
Unabhängig davon, ob das zutrifft, ist aktuell aber tatsächlich unklar, welches Modell wann genau die derzeitige Produktpalette erweitern wird. In den Startlöchern steht lediglich ein neuer Tesla-Roadster, der wohl für Ende 2024 geplant ist, aber bereits mehrfach geschoben wurde. Außerdem will Elon Musk am 8. August das Tesla-Robotaxi vorstellen – weitere Details stehen aus.
Ein neues Volumenmodell, welches das Model 3 beerbt oder sogar preislich unter dem Mittelklassewagen ansetzt, ist aber offenbar nicht in Reichweite. Im reinen Automarkt wäre Tesla damit gegen chinesische Großkonzerne wie BYD nicht gut gerüstet.