Dieser „Tatort“ aus Zürich überzeugt mit Humor und tollen Schauspielerinnen: Die Kommissarinnen Grandjean und Ott stolpern von Schlaflosigkeit geplagt von einer Leiche zur nächsten. Den Anfang der Mordserie macht ausgerechnet ein toter Schimpanse.

5 von 5 PunktenÜberdrehter Krimi mit Witz, Atmosphäre und guten Darsteller*innen

Worum geht’s?

Die Kommissarinnen Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) werden frühmorgens zu einem Tatort im Züricher Zoo gerufen: Das Opfer ist ein Schimpanse. Obwohl Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) die brutale Tat juristisch korrekt, aber moralisch fragwürdig als Sachbeschädigung klassifiziert, ermittelt Ott auf eigene Faust weiter. „Wir teilen zu 99 Prozent dieselbe DNA!“, schimpft sie, die Diskussion um Menschenrechte für Menschenaffen gäbe es schon lange. Parallel dazu tauchen immer mehr menschliche Leichen in der Stadt auf, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben. Auch hinter dem Verschwinden einer Verdächtigen (Sarah Viktoria Frick) könnte ein Verbrechen stecken. Über all dem schwebt die Frage: Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Vor allem, wenn Gier ins Spiel kommt?

Tatort aus München 16.35

Warum lohnt sich der „Tatort: Von Affen und Menschen“?

Was für eine Überraschung: Ausgerechnet der sonst etwas steife „Tatort“ aus Zürich kommt dieses Mal so lässig und unterhaltsam wie noch nie daher. Allein durch die Dichte an Mordfällen – die Ermittlerinnen haben es mit drei Leichen und einem toten Schimpansen zu tun – kommt kaum Langeweile auf. Nachdem die Schweizer Krimis in der Vergangenheit oft etwas zu verkopft und überfrachtet mit Themen wirkten, ist dieser Film leichte Unterhaltung der besten Art. Die überzeichneten und gelegentlich schrillen Bösewichte mögen manchen Zuschauerinnen und Zuschauern nicht gefallen, aber wer sich auf die augenzwinkernde Erzählung einlässt, wird Spaß an diesem Krimi haben. Auch optisch macht der „Tatort“ was her, mit tollen Bildern etwa von der schlafenden Ermittlerin Ott vor dem Elefanten-Badebecken. Großartig auch, wie der Soundtrack stellenweise an Tiergeräusche erinnert und die Atmosphäre im Film unterstreicht. Übrigens: Das Drehbuch von Lorenz Langenegger und Stefan Brunner wurde bereits beim deutschen Fernsehkrimi-Festival in Wiesbaden mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Was stört?

Fast gar nichts, so schön atmosphärisch und mit Witz ist dieser Krimi aufgebaut. Etwas schade ist, dass die Stadt Zürich kaum eine Rolle spielt. Die Schweiz schimmert nur an Kleinigkeiten durch, etwa, wenn mal Französisch gesprochen wird oder dass hier die „Kapo“ (Kantonspolizei) zum Thema „Leib und Leben“ ermittelt, statt die Kripo in der Mordkommission. Ansonsten bleibt Zürich im Hintergrund.

Tatort Ausstiege 16:40

Die Kommissare?

Der Vollmond lässt Isabelle Grandjean und Tessa Ott kein Auge zu drücken und dann sorgt die mysteriöse Mordserie auch noch für Schlafmangel: Leicht überdreht stürzen sie sich in die Ermittlungen. Diese Stimmung zieht sich durch den ganzen Film, sorgt für lustige Momente und Tempo. „Gehen Sie endlich schlafen, das ist ja kein Zustand“, herrscht die Staatsanwältin die beiden irgendwann an. Dabei sind Grandjean und Ott dem Ganzen ziemlich schnell auf der Spur – auch, weil Ott sich nicht beirren lässt und am Mord an dem Schimpansen dran bleibt. Private Einblicke gibt es ebenfalls: Tessa Ott steht einem drogenabhängigen Freund beim Drogen-Entzug bei, Isabelle Grandjean und ihr Partner haben mit Geldproblemen zu kämpfen. Ein Zufall verführt Grandjean außerdem beinahe dazu, kriminell zu werden.

Ein- oder ausschalten?

Unbedingt einschalten! Allein für die Doppelrolle von Sarah Viktoria Frick als mörderische Zwillingsschwestern lohnt sich der Krimi. Bitte mehr davon, liebes Zürich-Team!