Das Flugtaxi-Start-up Volocopter wollte zu Olympia in Paris erstmals einen regulären Flugbetrieb anbieten. Doch die Pläne erscheinen zunehmend unrealistisch.
Ungefähr ein Vierteljahr noch, dann beginnen in Paris die Olympischen Sommerspiele – das lang ersehnte Ziel für tausende Athleten auf der ganzen Welt. Genauso wie für das südwestdeutsche Flugtaxi-Start-up Volocopter, das in der französischen Hauptstadt zu dem Massenevent in Kooperation mit dem Airportbetreiber ADP erstmals reguläre Flüge anbieten wollte.
Auf drei Routen sollten die Riesendrohnen von Volocopter in der Pariser Region fliegen, „zugänglich für die breite Öffentlichkeit als Ergänzung zum bestehenden öffentlichen Personennahverkehr der Pariser Region“, wie ADP voriges Jahr ankündigte. In den vergangenen Wochen mehrten sich allerdings die Zweifel, dass die dafür erforderliche Zulassung durch die EU-Flugsicherheitsbehörde EASA rechtzeitig erteilt werden würde.
Laut den Berichten französischer Medien glaubt das deutsche Start-up selbst nun offenbar nicht mehr daran. „Wir werden wahrscheinlich keine zahlenden Passagiere befördern können“, zitiert die Tageszeitung „Le Figaro“ Volocopter-CEO Dirk Hoke. In einem Pressegespräch mit Fachjournalisten konkretisierte Hoke, Passagiere würden „auf Einladung“ mit dem Volocity genannten Modell fliegen dürfen – beispielsweise Politiker, Sportler und Experten. Mit den Aufsichtsbehörden sei man zu der Frage im Gespräch, wie oft und wann die zweisitzigen Fluggeräte abheben dürften. Zwischen drei und fünf Flügen seien je Strecke geplant.
Macron als Unterstützer von Volocopter
Doch ob Volocopter während der Spiele selbst dieses Sparflugprogramm durchführen kann, ist unklar. Lokalpolitiker und Umweltverbände laufen Sturm gegen das Vorhaben, insbesondere gegen einen innerstädtischen Landeplatz, der für einige Monate auf einem Frachtkahn auf der Seine eingerichtet werden soll. Gleichzeitig gelten der französische Verkehrsminister Patrice Vergriete sowie Präsident Emmanuel Macron als Unterstützer des Plans, die damit ein Zeichen für eine neue Innovationskultur der „Grande Nation“ setzen wollen.
Für das Start-up kommt die Verzögerung höchst ungelegen. Das stark wachsende Unternehmen hat einen hohen Finanzbedarf, der sich aktuell offenbar nur unzureichend von Investoren decken lässt. Wie der „Spiegel“ Ende März berichtete, soll FDP-Verkehrsminister Volker Wissing daher überlegen, gemeinsam mit dem Freistaat Bayern 150 Mio. Euro für das Flugtaxi-Start-up bereitzustellen.
Laut dem Datenportal Crunchbase hat Volocopter von Investoren bislang etwa 725 Mio. Euro bekommen, zuletzt beteiligte sich im Herbst 2022 unter anderem die Firma hinter dem Megacity-Projekt Neom des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Nach den aktuellsten im Bundesanzeiger verfügbaren Zahlen wies Volocopter allein im Jahr 2021 einen Jahresfehlbetrag von 118 Mio. Euro aus.