Im vorentscheidenden Duell um die Olympia-Teilnahme liefert die DHB-Auswahl eine starke zweite Halbzeit ab und bucht vorzeitig das Paris-Ticket. Der Jubel ist groß.
Als Deutschlands Handballerinnen die erste Olympia-Teilnahme seit 16 Jahren perfekt gemacht hatten, floss erst die eine oder andere Tränen der Freude und Erleichterung und später der Sekt.
„Dass wir nach Paris fahren, ist unglaublich. Für uns alle geht der größte Traum in Erfüllung. Ich bin super happy und megastolz“, sagte Co-Kapitänin Emily Bölk nach dem 28:24 (11:7) gegen den EM-Dritten Montenegro.
Durch das anschließende 14:32 von Außenseiter Paraguay gegen Slowenien hat die DHB-Auswahl das Paris-Ticket schon vor dem letzten Turnierspiel gegen die Südamerikanerinnen am Sonntag (13.30 Uhr/ARD und Dyn) sicher. Danach wurde vor dem Team-Hotel angestoßen.
„Das ist ein unfassbar schönes Gefühl. Ich bin einfach nur froh über die Leistungen, die wir jetzt Schritt für Schritt aufgebaut haben“, sagte Bundestrainer Markus Gaugisch und lobte in einer kurzen Ansprache: „Es war eine geile Reise. Ihr habt das großartig gemacht.“
Torfrau Filter erneut ein starker Rückhalt
Angeführt von der überragenden Torfrau Katharina Filter und der treffsicheren Julia Maidhof kam die DHB-Auswahl auch im zweiten Olympia-Qualifikationsspiel zu einem ungefährdeten Erfolg und ist zum ersten Mal seit 2008 in Peking wieder bei Olympia dabei. „Ich bin sehr glücklich, dass wir den Job erledigt haben. Gratulation an die Mannschaft“, sagte Gaugisch.
Beste deutsche Werferin vor 4269 Zuschauern in Neu-Ulm war Rückraumspielerin Maidhof, die in ihrem 50. Länderspiel neun Tore erzielte. „Wir haben von der ersten Minute an keinen Zweifel daran gelassen, dass wir es unbedingt wollen, und gezeigt, dass wir die beste Mannschaft bei diesem Turnier sind“, resümierte Co-Kapitänin Alina Grijseels, die am Vortag ihren 28. Geburtstag gefeiert hatte. „Das ist das beste und größte Geschenk, das ich in meinem Leben bekommen habe“, sagte die Rückraumspielerin.
Dabei begann die deutsche Mannschaft nervös. Anders als beim überzeugenden 31:25-Auftaktsieg gegen Slowenien gelang im Angriff nicht viel und in den ersten sieben Minuten nur ein Tor. Immerhin war auf Torfrau Filter erneut Verlass. Die 25-Jährige, die nach dem Abpfiff als besten Spielerin der Partie ausgezeichnet wurde, glänzte mit zahlreichen Paraden und war wie schon gegen die Sloweninnen der erhofft starke Rückhalt zwischen den Pfosten.
DHB-Team tut sich bis zur Pause offensiv schwer
Ihre Teamkolleginnen standen in der Defensive zwar kompakt, taten sich in der Offensive aber schwer. Zum Glück bewies Maidhof zumindest bei den Siebenmetern große Nervenstärke und Treffsicherheit. Mitte der ersten Halbzeit betrug das Polster der DHB-Auswahl beim 7:3 erstmals vier Tore.
Obwohl Montenegro in dieser Phase acht Minuten lang ohne Treffer blieb, konnte sich die deutsche Mannschaft jedoch nicht vorentscheidend absetzen, weil immer wieder beste Chancen vergeben wurden. So war es vor allem Filter zu verdanken, dass es trotzdem mit einer Vier-Tore-Führung in die Pause ging.
Nach dem Wechsel drehte das DHB-Team auf. Plötzlich lief es auch in der Offensive rund. Innerhalb weniger Minuten zog der WM-Sechste bis auf zehn Tore (20:10) davon. Damit war der Widerstand des Rivalen gebrochen. Unter dem Jubel der Fans agierte die deutsche Mannschaft nun auch im Abschluss konzentriert, sodass der Sieg nicht mehr in Gefahr geriet.
Nach dem Abpfiff ließ sich das Team minutenlang von den Fans feiern. Die Olympia-Party steigt aber erst nach dem letzten Turnierspiel gegen Paraguay. „Richtig gefeiert wird morgen, denn wir haben eine Verantwortung den Zuschauern gegenüber“, kündigte Gaugisch an. Von seinen Schützlingen gab es keinen Widerspruch. „Wir werden mit Apfelschorle anstoßen, weil wir den Fans noch einmal etwas bieten wollen“, sagte Filter und fügte hinzu: „Es wird aber trotzdem ein schöner Abend.“