Weniger teure Zutaten, mehr billige Füllstoffe: Wenn Hersteller die Rezeptur eines Produktes ändern, ist das oft eine heimliche Sparmaßnahme, kritisiert die Verbraucherzentrale Hamburg. Und liefert aktuelle Beispiele für das Phänomen „Skimpflation“.
Der Artikel erschien erstmals am 13.9.2023 und wurde am 12.4.2024 mit aktuellen Beispielen ergänzt.
Manch Lebensmittelhersteller sieht sich seit einiger Zeit in der Zwickmühle: Höhere Kosten für Rohstoffe, Logistik, Energie würden ihn eigentlich zu Preiserhöhungen zwingen. Doch Kunden (und der Handel) wollen oder können keine höheren Preise zahlen. Daher greifen noch mehr Hersteller als sonst zu versteckten Preiserhöhungen, indem sie die Packungen verkleinern – „Shrinkflation“ wurde diese Praxis getauft.
Doch damit nicht genug des Kundenärgers. Neben „Shrinkflation“ müssen sich Verbraucher jetzt auch noch vermehrt mit „Skimpflation“ herumschlagen. Der Begriff ist ein Wortspiel aus „skimp“, englisch für „knausern“ oder „einsparen“, und Inflation. Er bezeichnet das Phänomen, dass Hersteller an teuren Zutaten sparen, sodass die Qualität des Produkts sinkt. Und diese Praxis scheint auf dem Vormarsch zu sein: „In den letzten Monaten haben wir verstärkt Beschwerden zu verschlechterten Rezepturen bei Lebensmitteln erhalten“, erklärt die Verbraucherzentrale Hamburg, die regelmäßig mit ihren Veröffentlichungen von Mogelpackungen für Aufsehen sorgt.Lebensmittel-Umfrage
Da ist zum Beispiel der Brotaufstrich, in dem Butter und Rapsöl durch Wasser ersetzt werden. Da ist die Marzipan-Schokolade, in der nun weniger Marzipan steckt. Und da sind Hersteller, die weiterhin billiges Palmöl statt Sonnenblumenöl verwenden, obwohl der nach Ausbruch des Ukraine-Krieges aufgetretene Engpass überwunden ist.
In welchem Ausmaß Skimpflation von Herstellern angewendet wird, ist der Verbraucherzentrale nicht bekannt. Die Anzahl der Beschwerden nehme zwar zu, liege aber deutlich unter denen zur Shrinkflation, erklären die Verbraucherschützer. Sie vermutet eine hohe Dunkelziffer, da Tricksereien mit Inhaltsstoffen noch schwerer zu erkennen seien als mit Verpackungsgrößen.