Moritz Treuenfels spielt den „Familie Anders“-Therapeuten. Doch was hält er selbst von Paartherapie?
Moritz von Treuenfels (35) oder Moritz Treuenfels, wie er sich selbst nennt, steht im Mittelpunkt der unterhaltsamen und durchaus auch lehrreichen Fernsehfilm-Reihe „Familie Anders“ (seit 2023). Als Paartherapeut Fabian Anders ist er Held und Antiheld zugleich. Denn so klug er beruflich mit den hilfesuchenden Paaren umgeht, so wenig Kontrolle hat er als verlassener Ehemann und unfreiwilliges Mitglied einer Patchworkfamilie. Am Sonntag steht der vierte Film „Familie Anders – Mann Nummer 1“ (14. April, 20:15 Uhr, ZDF) auf dem Programm. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt der Schauspieler, warum die Filme so realistisch sind.
Welches Feedback nach den ersten „Familie Anders“-Filmen im Jahr 2023 werden Sie nicht vergessen?
Moritz Treuenfels: Den Satz: „Das ist ja wie bei uns – gut, dass wir nicht die einzige verrückte Familie sind.“ Das sagte eine Freundin von mir, die gerade in einer Trennung ist. Allgemein habe ich aus meinem Umfeld total positive Stimmen gehört, das hat mich sehr gefreut. Junge Menschen, aber auch ältere Generationen konnten den Filmen viel abgewinnen, weil sie einerseits vieles in ihrer Familie wiedererkennen, andererseits auch Neues kennenlernen konnten, wie zum Beispiel die „Leihgroßelternschaft“ oder das „Nestmodell“.
Was mögen Sie an Ihrer Rolle Fabian Anders besonders gern?
Treuenfels: Ich mag das Interessierte und Empathische sowie das Talent sich in schwierige Situationen, ja Katastrophen, zu begeben. Also einerseits ist er in seiner Praxis sehr professionell und konzentriert auf das Gegenüber, andererseits total überfordert im Alltag.
Was halten Sie persönlich von Paartherapie oder Mediation?
Treuenfels: Harald Krassnitzer und Ann-Kathrin Kramer, die als Paar in Folge drei [„Die rosarote Brille“, 7. April, Red.] in Fabians Praxis auf der Couch sitzen, meinten in einem Interview, Paartherapie sei so etwas wie Zahnprophylaxe. Ich kann dem nur zustimmen. Dass man sich kümmern muss, dass dann vieles klarer und einfacher wird, daran glaube ich total. Ich selber war noch bei keiner Paartherapie, kann es mir aber gut vorstellen.
Apropos Kramer und Krassnitzer, in jeder Episode geht es auch um eine externe Beziehung oder Ehe in der Krise, die von einem echten Schauspielerpaar gespielt wird. Was halten Sie von dieser Idee?
Treuenfels: Die Therapiefälle sind ja sozusagen ein eigener Strang und bilden die Parallele zu dem Familienleben von Familie Anders. Das macht großen Spaß zu sehen, wie sich das teilweise gleicht und wie unterschiedlich sich Fabian als Therapeut, als Familienvater und Ex-Mann verhält. Dass die Paare auch im echten Leben zusammen sind, ist natürlich besonders toll und führt zu vielen lustigen Momenten am Set.
Merkt man den Schauspielerpaaren auch die Vertrautheit an?
Treuenfels: Absolut. Ich bin da immer etwas investigativ unterwegs – als Fabian, aber auch als Moritz. Wie steht das Paar zueinander? Welche Rolle spielt hier, wer und was stimmt davon? Spannend ist zu sehen, dass sie spielerisch genau wissen, wie sie miteinander umzugehen haben und sich zum Beispiel im Humor treffen und anstacheln. Andererseits sind es natürlich auch sehr etablierte und professionelle Schauspielende, die ihren Job machen.
Was lernen Sie von den Filmen für Ihr eigenes Leben?
Treuenfels: Dass jede Familie irgendwie „anders“ ist. Dass es nicht das eine klassische Modell gibt, sondern es bei jeder Familie individuelle Probleme und Lösungen gibt. Ich selber komme aus einer Großfamilie – da erkenne ich immer viele Dinge, die auch bei uns in den Filmen Thema sind. Spaß macht bei den Filmen, dass man so viele unterschiedliche Konzepte und Beispiele kennenlernen darf.
Eifersucht spielt immer wieder eine große Rolle in den „Familie Anders“-Filmen. Wie lässt sich die im Griff haben?
Treuenfels: Oh, eine gute Frage. Ich selber kann eifersüchtig sein und in einem gewissen Maß ist das ja vielleicht auch nicht verkehrt – hat mir zumindest mal eine Therapeutin gesagt. Den oder die andere kontrollieren zu wollen oder kein Vertrauen zu haben, hingegen schon. Wie immer, hilft es, wenn man darüber spricht. Sollte Eifersucht ein großes Thema sein, braucht es professionelle Hilfe. Die Skepsis davor, diese in Anspruch zu nehmen, schmälert sich hoffentlich, wenn man „Familie Anders“ schaut.
Familie Anders arbeitet an ihrem Patchwork-Glück – wenn man es so nennen mag. Was sind gute Voraussetzungen dafür?
Treuenfels: Ob Patchwork oder nicht, keine Familie ist perfekt. Das miteinander Sprechen ist doch immer wichtig. Das Hinschauen auf die Probleme und Bedürfnisse, keine Angst im Umgang damit zu haben und dabei zu wissen, dass man sich helfen lassen kann.
Und was halten Sie vom sogenannten Nestmodell, das in den Filmen praktiziert wird – insbesondere auf einem so idyllischen Anwesen?
Treuenfels: Ich finde, dass es total Sinn machen kann, wenn die Kinder im Haus oder in der Wohnung wohnen und sich die Eltern abwechseln, bei ihnen zu wohnen. Ich kenne einige Familien, die das so handhaben. Sich das auch leisten zu können, ist natürlich eine Herausforderung. Der Hof der Familie Anders ist da schon besonders und überhaupt nicht selbstverständlich, das muss man unbedingt dazu sagen, finde ich. Es tut aber auch gut, bei allen Streit- und Widrigkeiten, einen so wunderbaren Ort als Schauplatz zu haben. Man soll ja gestärkt und fröhlich nach den Filmen sein.