Die deutschen Eishockey-Frauen hoffen bei der WM in Utica trotz Viertelfinal-Aus auf die beste Platzierung seit sieben Jahren. Der Abstand zu den Top-Nationen soll in Zukunft noch kleiner werden.
Die Enttäuschung bei den deutschen Eishockey-Frauen war enorm. So dicht an einem WM-Halbfinale war das Team der überragenden Torhüterin Sandra Abstreiter lange nicht mehr.
„Die Niederlage tut weh“, sagte Nationalspielerin Laura Kluge nach dem bitteren 0:1 gegen den WM-Dritten Tschechien. Am Samstag (17.00 Uhr MESZ/MagentaSport) geht es gegen die Schweiz um Platz fünf. Nur 2017 erreichte Deutschland mit Platz vier ein besseres Ergebnis. „Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft und das, was wir bis hierhin geleistet haben“, betonte Kluge.
Denn die diesjährige WM hat gezeigt: Die Zukunft für die DEB-Auswahl ist gut. Spätestens bei einer erfolgreichen Zusage für die Heim-WM 2027 soll die Mannschaft von Bundestrainer Jeff MacLeod auch die Top-Nationen wie USA, Kanada, Tschechien oder Finnland angreifen können. Neben der Männer-WM hat sich der Deutsche Eishockey-Bund auch für die Frauen-Titelkämpfe in drei Jahren beworben. Die Chancen auf den Zuschlag stehen gut.
Vorreiterin Abstreiter
Mit Torfrau Abstreiter hat der DEB zudem erstmals eine Keeperin auf Weltklasse-Niveau. Die für Ottawa spielende 25-Jährige ist derzeit noch die erste und einzige Deutsche in der seit Januar spielenden Profiliga (PWHL) in Nordamerika. Weitere könnten ihr in nächster Zeit folgen.
Die Zwillinge Lilli und Luisa Welcke (jeweils 21 Jahre) spielen bereits an der Boston University in den USA. Mit Svenja Voigt (20), Nina Christof (20) und Katarina Jobst-Smith (22) gehen weitere Talente in einem US-College auf Puckjagd. Mit Torfrau Abstreiter haben sie nun auch ein direktes Vorbild. „Ich finde das cool“, sagte die Eishockey-Pionierin über ihren neuen Status. „Jungs konnten schon immer von der NHL träumen, jetzt haben die Mädels denselben Traum von der PWHL“, erklärte Abstreiter. „Hier wird einem alles abgenommen. Wie bei den Männern.“ Der Unterschied zu Europa und vor allem der Bundesliga sei „enorm“.
Frauen-Liga in Deutschland stärken
Die soll sich ändern, fordert auch der Deutsche Eishockey-Bund. „Es ist unsere Aufgabe, die Liga in Deutschland stärker zu machen. Und das versuchen wir mit allen Mitteln, aber das ist nicht ganz einfach, weil die Strukturen nicht so passen. Und da muss ich klar sagen: Da gehören mehr ins Boot“, merkte DEB-Sportdirektor Christian Künast an. Der Ex-Torhüter sieht die Männer-Clubs aus der DEL in der Pflicht, auch Frauen-Teams zu haben. „Das ist der Weg in der Zukunft, daran werden wir nicht vorbeikommen“, sagte Künast.
Umso überraschender war die Entwicklung des deutschen Teams bei der diesjährigen WM. Noch im November wurde die Mannschaft von Trainer MacLeod beim Deutschland Cup von Tschechien mit 0:8 vorgeführt. Am Donnerstag sorgte im Viertelfinale nur ein einziger Treffer neun Minuten vor dem Ende für den K.o. „Es war sehr schwer, gegen sie zu spielen“, sagte die tschechische Torschützin Daniela Pejsova.
In Utica, einer kleinen Stadt im US-Bundesstaat New York, hat die deutsche Mannschaft den nächsten Schritt in Richtung Weltspitze gemacht. In der Vorrunde blieb die DEB-Auswahl ohne Niederlage, schlug sogar die favorisierten Schwedinnen. „Wir haben uns seit unserer Ankunft hier in den USA immer weiter steigern können und unser Selbstvertrauen ist dementsprechend gewachsen“, lobte MacLeod. Trotz des 0:1 und dem WM-Aus sei er „sehr happy“ über den Auftritt seiner Spielerinnen. „Wir haben insgesamt eine sehr gute Leistung gezeigt.“ Gegen die Schweiz soll die WM mit Platz fünf noch einmal abgerundet werden.