Stefan Raab und der Songcontest: Diese Liebesgeschichte könnte endlich weitergehen – denn angeblich plant er eine Revolution des deutschen Vorentscheids. Schon oft hat Raab sein Händchen für das Musik-Spektakel bewiesen. Ein Blick zurück.

Wadde hadde Stefan Raab vor? Über Ostern meldete sich der Entertainer überraschend nach neun Jahren Funkstille auf Instagram zurück, kündigte einen erneuten Boxkampf mit Regina Halmich an. Doch soll das wirklich alles sein? Der Branchendienst „dwdl.de“ berichtet: Nein, Raab plane ein großes ESC-Comeback. Er sei mit seinem Team bereits bei ARD, ZDF, RTL und Pro7/Sat.1 vorstellig gewesen und habe seine Idee präsentiert: eine Revolution des deutschen Vorentscheids, ausgestrahlt auf vier TV-Sendern. 

Ähnlich wie etwa in den skandinavischen Ländern soll es so im Publikum mehr Identifikation mit dem deutschen Act geben. Ob das Ganze Realität wird, ist noch völlig unklar. Sicher ist aber: Raab hat ein Händchen für den ESC. Das hat er mehrfach bewiesen. Angefangen hat alles im Jahr 1998. 

Bohlen zu Raab ESC 11.25Raab war damals noch bei Viva und warb ausführlich für den Vorentscheids-Teilnehmer Guildo Horn. Um den leicht skurrilen Schlagersänger mit einer Vorliebe für Nussecken war ein regelrechter Medien-Hype ausgebrochen. Traditionelle Schlagerfans fanden ihn unmöglich, die junge Generation feierte seine Unangepasstheit. Dass der Song „Guildo hat euch lieb'“, mit dem Horn schließlich auf Platz sieben beim ESC landete, aus der Feder von Raab stammte, wurde erst kurz vorher bekannt. 

Unter dem Pseudonym „Alf Igel“ hatte er ihn veröffentlicht – und sich damit einen Seitenhieb auf den Komponisten Ralph Siegel erlaubt, der für zahlreiche deutsche ESC-Beiträge verantwortlich ist. Für den austragenden Sender NDR zahlte der Medienrummel sich aus: Das Publikumsinteresse schoss in die Höhe, die Zuschauerzahlen verdoppelten sich. Der ESC, damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson, hatte in Deutschland mit einem Schlag ein neues, junges Publikum gewonnen.

Stefan Raab stand selbst schon auf der ESC-Bühne

Im Jahr 2000 nahm Raab gleich selbst das Ruder in die Hand: Mit dem Disco-Song „Wadde hadde dudde da?“ sicherte er sich im Vorentscheid 57 Prozent der Stimmen. Doch der Quatsch-Song mit Rap-Strophen und einer auf englisch gesungenen Bridge kam tatsächlich auch beim internationalen Publikum an. Der schrille Auftritt in Gold und Glitzer brachte ihm Platz 5 beim ESC ein. Ein riesiger Erfolg. Auf die alberne Songzeile sei Raab übrigens beim Gassigehen gekommen: Dort traf er auf eine Hundehalterin, die sich zu ihrem Tier runterbeugte und mit den Worten „Wadde hadde dudde da?“ etwas Undefinierbares in dessen Maul begutachtete.

Raabs nächste ESC-Idee: eine eigene Castingshow für die Vorentscheid-Teilnahme. Bei „TV Total“ rief er „Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star“ – oder kurz SSDSGPS – ins Leben. Der damals unbekannte Sänger Max Mutzke gewann die Show und schoss mit dem Song „Can’t wait until tonight“ auf Platz eins der Charts. Seine Wahl beim Vorentscheid war dann beinahe nur noch Formsache. 2004 trat er für Deutschland beim ESC an – und landete auf Platz 8. Raabs Castingshow „SSDSGPS“ wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Stefa raab ESC Comeback 14.29Den Höhepunkt von Raabs ESC-Ambitionen kennen wohl alle: 2010 gewann Deutschland erstmals seit 28 Jahren und zum zweiten Mal überhaupt den ESC. Zuvor hatte Stefan Raab es geschafft, eine Kooperation zwischen seinem Haussender Pro7 und der ARD anzuleiern. Heraus kam das Format „Unser Star für Oslo“, eine Castingshow, die über mehrere Abende verteilt auf beiden Sendern den deutschen ESC-Beitrag per Publikumsabstimmung suchte. Gewonnen hat am Ende Lena Meyer-Landrut, die dann mit dem Hit „Satellite“ den Sieg holte. 

Das Ganze ähnelt dem angeblichen neuen Vorschlag von Raab, der jedoch mit gleich vier beteiligten Sendern noch ambitionierter wirkt. Raabs Triumph gipfelte im ESC in Deutschland: Bei der Großveranstaltung 2011 in Düsseldorf stand er nicht nur gemeinsam mit Vorjahressiegerin Lena Meyer-Landrut auf der Bühne, sondern moderierte das Spektakel auch gemeinsam mit Anke Engelke und Judith Rakers. Durch Lenas Sieg hatte er Narrenfreiheit, bestimmte im Vorfeld kurzerhand, dass sie erneut antreten würde und ließ das Publikum in „Unser Song für Deutschland“ lediglich über den Titel abstimmen. „Taken by a Stranger“ schaffte es immerhin auf Platz 10.

2012 gelang erneut ein Senderübergreifendes Format: „Unser Star für Baku“ brachte den Sänger Roman Lob hervor, der mit seinem Song „Standing Still“ auf Platz acht beim ESC landete. Im Jahr darauf richtete der NDR die Castingshow wieder alleine aus, gab das Ganze jedoch bei der Produktionsfirma Brainpool TV in Auftrag, an der Raab beteiligt war. Auch in den kommenden Jahren wirkte Brainpool noch an den Vorentscheids-Formaten mit.

Raab hat seine Anteile daran mittlerweile verkauft. Und will es jetzt mit neuer Firma und noch größerem Ehrgeiz offenbar noch einmal wissen. Nachdem Deutschland in den vergangenen Jahren wiederholt auf den letzten Rängen landete, könnte der ESC eine ordentliche Portion Raab gut vertragen. Denn eines ist sicher: Kaum einer liebt den ESC so sehr, wie Stefan Raab.