Wenn die Temperaturen steigen, erwachen Zecken aus der Winterstarre. Für Hundehalter beginnt die Zeit der besonderen Vorsicht, da die Parasiten nicht nur auf Menschen gefährliche Krankheitserreger übertragen können, sondern auch auf ihre Haustiere. Ein Zeckenhalsband soll das verhindern – aber ist die Anwendung unbedenklich? Der stern hat eine Tierärztin gefragt.

Laut dem Robert-Koch-Institut werden Zecken erst dann aktiv, wenn die Temperaturen über sieben Grad steigen. Demzufolge lauern die Parasiten ab dem Frühjahr bis in den späten Herbst hinein in Wäldern und Wiesen – also genau an den Orten, die Hundehalter beim Gassigehen bevorzugen. Um zu vermeiden, dass ihre Vierbeiner gestochen werden (fürs Protokoll: Zecken beißen nicht, da sie einen Stechrüssel besitzen), greifen einige Menschen auf chemische Halsbänder zurück. Diese sollen nicht nur Zecken abwehren, sondern auch Flöhe und andere Parasiten. Aber funktioniert das wirklich? Und birgt die Anwendung gesundheitliche Risiken für Haustiere? Wir haben Frau Dr. Ursula von Einem vom Bundesverband praktizierender Tierärzte e.v. dazu befragt. 

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Darum sind Zeckenstiche für Hunde gefährlich

Werden Hunde von Zecken befallen, saugen sich die Parasiten voll und lassen sich anschließend wieder fallen, sodass dem Vierbeiner (normalerweise) außer einem anschließenden Juckreiz kein Leid widerfährt. In seltenen Fällen kann es jedoch vorkommen, dass sich die Bissstelle entzündet – insbesondere dann, wenn Tierhalter versuchen, den Parasiten zu entfernen und der Kopf dabei stecken bleibt. Der Biss (oder Stich) einer Zecke ist an sich also nicht gefährlich, bestätigt auch Frau Dr. Ursula von Einem. „Wenn die Zecke ihren natürlichen Saugprozess durchleben darf, passiert eigentlich nichts“. Dennoch gibt die Tierärztin zu bedenken, dass die Parasiten Überträger von gefährlichen Krankheiten wie Borreliose und Babesiose oder auch in sehr seltenen Fällen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind. Das gilt für Menschen, aber auch für Haustiere. „Es gab schon den einen oder anderen Fall von FSME bei Hunden.“ Umso sinnvoller scheint es, sein Haustier während der gesamten Zeckensaison vor den blutsaugenden Parasiten zu schützen. Zum Beispiel mit einem speziellen Zeckenhalsband? Der stern hat nachgehakt.

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Zeckenhalsband: Wie sinnvoll ist der Einsatz?

Sogenannte Spot Ons (z.B. von Frontline) sind flüssige Tierarzneimittel gegen Parasiten, die einmalig auf die Haut des Hundes geträufelt werden. Zeckenhalsbänder hingegen sollen ihren Wirkstoff kontinuierlich an die Fettschicht des Tieres abgeben. „Beide Varianten verhindern meist nicht, dass Hunde von Zecken gebissen werden, sondern sie bewirken, dass die Parasiten sterben, sobald sie in die Haut eindringen – und somit keine gefährlichen Krankheitserreger übertragen“, erklärt Ursula von Einem die Wirkungsweise beider Präparate. Aus diesem Grund hält die Schulmedizinerin den Einsatz von Zeckenhalsbändern für sinnvoll, allerdings erst nach Rücksprache mit dem Tierarzt. Dieser kann dabei unterstützen, den richtigen Wirkstoff und die richtige Größe für einen Hund zu bestimmen. Denn Fakt ist, dass die Anwendung durchaus Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Welche genau, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.

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Welche Risiken bergen Zeckenhalsbänder?

Je nach Hersteller kommen unterschiedliche Insektizide zum Einsatz. Zu den bekanntesten Wirkstoffen zählen Imidacloprid, Deltamethrin oder auch Permethrin. Bei den beiden letztgenannten Präparaten warnt die Tierärztin ausdrücklich davor, sie in Haushalten einzusetzen, in denen auch Stubentiger leben. „Permethrin ist giftig für Katzen. Sie können den Wirkstoff nicht verstoffwechseln und haben dadurch schwere Vergiftungserscheinungen, selbst wenn sie nur kleine Mengen aufnehmen.“ Aber wie steht es dann um die Verträglichkeit bei Hunden? „Die Wirkstoffe, die eingesetzt werden, können nervenschädlich sein. Zum Beispiel wenn ein falsches Halsband (oder falsches Spot On) eingesetzt wird – das kommt immer auf die entsprechende Dosierung an“, klärt Dr. Ursula von Einem über mögliche Risiken auf. Daher sollten Hundehalter ihre Tiere stets beobachten, ob sich Nebenwirkungen bemerkbar machen, wie zum Beispiel Müdigkeit, Koordinationsschwierigkeiten, Bewegungsstörungen, Speichelfluss, Appetitlosigkeit oder Erbrechen. Treten diese typische Anzeichen (meist schleichend) auf, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden.

Wie lange muss ein Hund das Halsband tragen?

Auf die Frage gibt es keine pauschale Antwort, da Zeckenhalsbänder (abhängig vom Hersteller) unterschiedlich lange wirken. Wichtig zu wissen ist, dass die Inhaltsstoffe nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn das Halsband ohne Unterbrechung getragen wird. Man kann es einem Hund nicht nur zum Spazierengehen anlegen und danach wieder abnehmen. Hinzukommt, dass sich die Zeckensaison erweitert hat. „Durch die milden Temperaturen haben wir selbst im Winter Zecken. Daher sollte man darüber nachdenken, ganzjährig Zeckenprophylaxe zu betreiben“, lautet ein Tipp von Ursula von Einem. Die Tierärztin rät dennoch dazu, das Halsband vor jedem Badegang abzunehmen – denn die darin enthaltenen Stoffe wirken toxisch auf Wasserorganismen. „Wenn man seinen Hund schwimmen gehen lässt, sollte bedacht werden, dass sich der Wirkstoff auf der Haut des Tieres befindet. Sprich für Hunde, die gerne im See baden gehen, macht ein Zeckenhalsband nicht immer unbedingt Sinn“.

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Gibt es Alternativen zum Zeckenhalsband?

Zeckenhalsbänder können chemische Stoffe beinhalten, aber auch pflanzliche Wirkstoffe – das sind meist ätherische Öle, die Zecken, Flöhe, Milben und Stechmücken fernhalten sollen. Alternativ werden auch Bernsteinketten zur Abwehr von Parasiten empfohlen: Durch die Reibung der Steine soll sich das Fell des Hundes elektrostatisch aufladen und somit Zecken vertreiben. Studien, die das belegen können, gibt es allerdings nicht. Auch Frau Dr. Ursula von Einem steht dieser Methode aus der Naturheilkunde als Schulmedizinern etwas skeptisch gegenüber. Zu guter Letzt gibt es auch noch sogenannte EM-Halsbänder für Hunde, die aus Keramik bestehen und spezielle Milchsäurebakterien enthalten. Auch hier konnte die Wirkungsweise in keiner Studie bislang bekräftigt werden, dennoch schwören viele Hundehalter auf die alternativen Zeckenhalsbänder. Am Ende sollte immer das Wohl des Tieres im Vordergrund stehen.  

Quellen: Robert-Koch-InstitutBundesverband praktizierender Tierärzte e.v.

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