In der Pflege in Thüringen wird deutlich mehr Nachwuchs benötigt – immer mehr Fachkräfte scheiden altersbedingt aus. Dramatisch könnte die Situation laut einer Studie in den Jahren nach 2030 werden.

In Pflegeberufen in Thüringen droht nach einer Studie eine altersbedingte Lücke – im nächsten Jahrzehnt könnten mehr Fachkräfte in Rente gehen als Berufsanfänger neu einsteigen. Dieser Kipppunkt liege in Thüringen allerdings voraussichtlich erst nach dem Jahr 2030 – in anderen Bundesländern sei das noch in den 2020er Jahren der Fall, sagte ein Sprecher der Krankenkasse DAK-Gesundheit in Hamburg.

Sie hat die Studie bei der AGP Sozialforschung in Auftrag gegeben, die sich mit den personellen Folgen beschäftigt, wenn die Baby-Boomer-Generation in Rente geht.

Aber auch in Thüringen werde sich die Personalsituation in der Pflege zuspitzen, wenn die Berufsanfänger die Renteneintritte der Baby-Boomer kaum noch auffangen könnten. Noch würden aber mehr junge Leute in die Pflege einsteigen als in Rente gingen – „auch weil sehr viel in die Aufwertung der Berufe investiert und zudem die Ausbildung attraktiver und durchlässiger geworden ist“, sagte der Krankenkassen-Sprecher.

Laut Studie stehen 2025 in Thüringen 217 Pflegekräften, die das Rentenalter erreichen, 1075 Berufsanfänger gegenüber. 2028 verschlechtert sich das Verhältnis danach von 701 Renteneintritten zu 1023 jungen Pflegekräften, 2030 liegt das Verhältnis von Renteneintritten zu Berufsanfängern bei 753 zu 1023. Wann der Kippunkt in Thüringen drohe, sei derzeit seriös nicht zu prognostizieren, so der Sprecher.

Die Wissenschaftler des Freiburger Sozialforschungsinstituts AGP gehen davon aus, dass die Arbeitsmarktreserve in der Pflege bundesweit schrumpft. In Deutschland insgesamt werde es noch in den 2020er Jahren nicht mehr ausreichend nachrückende Absolventinnen und Absolventen von Pflegeschulen geben, um die Lücke der aus dem Beruf ausscheidenden Baby-Boomer zu schließen. Mehr als jede und jeder Fünfte in der Pflege erreiche in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter. In jedem Bundesland müssten dann um die 20 Prozent des Personals ersetzt werden.