Niedersächsische Kassenärzte und Apotheker beklagen gut drei Monate nach Einführung des elektronischen Rezepts technische Probleme. Krankenkassen beobachten eine große Akzeptanz des neuen Angebots.

Gut drei Monate nach der verpflichtenden Einführung des elektronischen Rezepts beklagen Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheken noch technische Probleme. Bei der praktischen Umsetzung gebe es „deutlichen Verbesserungsbedarf“, sagte Marion Charlotte Renneberg, die stellvertretende Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, der Deutschen Presse-Agentur. „So kommt es leider häufiger zu Systemausfällen, wodurch in der Praxis dann wieder zeitaufwendig auf das papiergebundene Rezept umgeschwenkt werden muss.“ Ein zuverlässigerer Betrieb des Systems sei dringend notwendig. Renneberg ist Hausärztin mit einer Praxis in Ilsede im Landkreis Peine. Die Medizinerin kritisierte darüber hinaus, dass etwa Rezepte für Selbstzahler und für Privatpatienten bisher nicht elektronisch ausgestellt werden könnten.

Kassenärzte sind seit Anfang 2024 bundesweit verpflichtet, für verschreibungspflichtige Arzneimittel E-Rezepte auszustellen. Zur Einlösung haben Versicherte drei Optionen: per App, Papierausdruck oder mit ihrer Krankenkassenkarte. „Das E-Rezept läuft in den Praxen noch nicht rund“, kritisierte Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Im März sei es immer wieder zu Problemen beim Erstellen und Einlesen von E-Rezepten gekommen. Dies gehe zulasten der Patienten, Praxen und Apotheken. „Wie in jeder neuen Entwicklung kann es zu Anfangsschwierigkeiten kommen“, sagte Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen. Dies verlange den Patientinnen und Patienten viel Verständnis ab. 

Aus Sicht der AOK Niedersachsen verlief die Einführung des E-Rezepts trotz anfänglicher Hürden erfolgreich. Die E-Rezept-Quote habe im Januar bei rund 60 Prozent und im Februar bereits bei circa 70 Prozent gelegen, teilte die mitgliederstärkste gesetzliche Krankenkasse auf dpa-Anfrage mit. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) in Niedersachsen sieht nur vereinzelte Startschwierigkeiten. Flächendeckende Probleme seien dem Verband nicht bekannt. „Angesichts von bundesweit fast 137 Millionen eingelöster E-Rezepte gehen wir davon aus, dass das E-Rezept im Alltag der Versicherten angekommen ist“, sagte vdek-Sprecher Simon Kopelke der dpa.