Trotz einer Milliardenbewertung an der Börse ist Donald Trumps Twitter-Klon Truth Social finanziell gesehen in echter Reinfall. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Beteiligten sich nicht die Taschen vollmachen.

Es war ein Paukenschlag: Als Truth Socials Betreiberfirma Trump Media vor zwei Wochen an der Börse debütierte, schoss der Kurs regelrecht nach oben – und erhöhte auf einen Schlag Donald Trumps Vermögen um fast fünf Milliarden Dollar. Erst danach verkündete die Firma eine schlicht katastrophale Jahresbilanz. Einige Beteiligte haben allerdings trotzdem ordentlich Geld verdient. 

Dabei zeichnen die Zahlen eigentlich ein klares Bild: Nur 4,1 Millionen Dollar Umsatz hat Truth Social im vergangenen Jahr gemacht – bei 58 Millionen Dollar Verlust. Zudem weisen die Zeichen deutlich nach unten: Im Laufe des letzten Jahres haben sich die Nutzerzahlen halbiert. Der Trend ist weiter rückläufig. An der Börse kam die Korrektur deshalb erstaunlich schnell: Innerhalb eines Tages brach der Kurs um mehr als 20 Prozent ein. Doch aus dem Jahresbericht lassen sich eben auch noch andere Zahlen lesen: Etwa wer 2023 Jahr trotz der schlechten Zahlen mit Truth Social Geld einnahm.

Trump und Ozempic 18:01

Gewinner Donald Trump

Der absolute Gewinner ist – natürlich – Donald Trump. Als größter Aktionär von Trump Media hält er 57,3 Prozent der Unternehmensanteile, das sind 78,7 Millionen Aktien. Nach aktuellem Stand entspricht das fast genau drei Milliarden Dollar. Und ein weiteres Aktienpaket steht kurz bevor: Hält die Aktie über 20 Tage einen Kurs von 17,50 Dollar, bekommt der ehemalige US-Präsident weitere 36 Millionen Aktien zugeteilt, was weiteren 1,4 Milliarden Dollar entspricht. Die Chancen dafür stehen gut: Zwar ist die Aktie nach einem rasanten Anstieg eingebrochen, mit einem aktuellen Wert um 38 Dollar hat sie aber noch einen satten Puffer nach unten, bevor der Bonus entfällt.

Ausgeben kann Trump diese Werte aber nicht: Trump hat einer sechsmonatigen Verkaufssperre zugestimmt. Frühestens am 25. September kann er Aktien zu Geld machen. Theoretisch kann er sich vom Vorstand von der Begrenzung befreien lassen, zumindest offiziell hat er aber noch nicht darum gebeten. Dieselbe Beschränkung gilt übrigens auch für die Geschäftsführung und den Vorstand.

Aktiengewinne und Bonus-Zahlungen

Denn auch die profitieren kräftig vom Börsengang. Vorstands-Chef Devin Nunes, ehemaliger republikanischer Abgeordneter für Kalifornien, erhielt 115.000 Anteile, Vorstands-Mitglied Eric Swider bekam 153.000. Finanz-Chef Phillip Juhan wurden 490.000 Anteile gut geschrieben, also gut 18,5 Millionen Dollar. COO Andrew Northwall bekam 20.000 Anteile. Das entspricht immerhin noch knapp 800.000 Dollar. 

Obendrauf, oder bei manchen Mitgliedern von Geschäftsführung und Vorstand stattdessen, gibt es noch reguläre Bezüge und Bonuszahlungen. Nunes etwa zahlte Trump Media den Unterlagen zufolge letztes Jahr ein Gehalt von 750.000 Dollar, dieses Jahr wird es eine Million Dollar sein. Hinzu kommt eine Bonus-Zahlung von 600.000 Dollar. Sie soll die „Beständigkeit des Unternehmens sichern“. Zum Vergleich: Noch 2018 wurde Nunes gesamtes Vermögen auf 100.000 Dollar geschätzt.

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Sein früherer Mitarbeiter Kash Pate, mittlerweile ebenfalls im Vorstand von Truth Social, bekommt immerhin noch 130.000 Dollar ausgezahlt, dafür aber keine Aktienanteile.

Auch die Geschäftsführung darf sich über bares Geld freuen. Finanzchef Juhan erhielt neben dem Aktienpaket auch 337.500 Dollar Gehalt, es steigt dieses Jahr um knapp 30.000 Dollar auf 365.000 Dollar. Das bekam COO Northwall schon 2023 überwiesen. Obendrauf gab es für beide den 600.000-Dollar-Beständigkeits-Bonus.

Uneinigkeiten

Deutlich mehr geht an die Erfinder des Netzwerks. Die Gründer Andy Litinsky und Wes Moss halten zusammen 7,5 Millionen Anteile, also etwa 285 Millionen Dollar. Etwas unklarer ist die Lage bei den Investoren: Der größte Investor, Arc Global Investments, erklärte gegenüber Behörden, dass man 13,3 Millionen Anteile erhalten solle, Trump Media spricht dagegen in einem Dokument von nur 9,5 Millionen Anteilen. 

Ähnlich ist die Lage bei 19 Kreditgebern, die dem Unternehmen insgesamt knapp 40 Millionen Dollar geliehen haben. Man habe „anhaltende Meinungsverschiedenheiten“, mit einem von ihnen, heißt es in den Dokumenten. Es gehe um „unterschiedliche Interpretationen bestimmter Bedingungen“.

Teure Rechtsstreits

Das führt zu einer weiteren Gruppe von Profiteuren: den Anwälten. Wie auch Donald Trump selbst steht das Unternehmen im Zentrum gleich mehrerer Rechtsstreitigkeiten. So verklagt Trump Media seinen ehemaligen Hauptinvestor Arc wegen „irrationalen und verstörenden Verhaltens“ und wirft ihm Rufschädigung vor. Die Gegenklage wirft indes Trump vor, Arc-Chef Patrick Orlando um Unternehmensanteile gebracht zu haben. Das werfen auch die beiden Gründer, die Donald Trump im Rahmen seiner Fernsehshow „The Apprentice“ kennen lernte, dem Unternehmen in einer weiteren Klage vor.

Und zu guter Letzt verklagt Trump Media Litinsky, Moss und Orlando, weil die dem Unternehmen schaden würden und ihm seine Anteile streitig machen wollten. Die Entscheidung verstörte sogar den zuständigen Richter: Er sei schwer irritiert, dass Trump Media diese Klage einreiche – wenn das Gericht den Fall doch bereits verhandeln würde, sagte er laut der „Washington Post“ in einer Anhörung.

Die rechtlichen Probleme tragen einen erheblichen Teil dazu bei, dass Trump Media nicht profitabel ist. Allein im vergangenen Jahr musste die Firma für Strafzahlungen an Behörden und Anwaltskosten mehr als 20 Millionen Dollar ausgeben. Das Unternehmen will diese öffentlich einsehbaren Zahlen übrigens nicht kommentieren. Damit konfrontiert, antwortete eine Sprecherin Nunes laut „Washington Post“, es handle sich um einen „durchschaubaren Schmieren-Artikel“.

Quellen:Trump Media, Washington Post, CNBC