Die Bundesregierung will dauerhaft bis zu 5000 deutsche Soldaten nach Litauen verlegen und einen Beitrag zur Abschreckung leisten. Ein Vorkommando reist nun in das östliche Nato-Land ab.
Mit der Verlegung eines Vorkommandos nach Litauen unternimmt die Bundeswehr einen weiteren wesentlichen Schritt zur dauerhaften Stationierung einer Kampfbrigade an der östlichen Außengrenze der Nato. Verteidigungsminister Boris Pistorius will noch heute etwa 20 Soldaten in den Auftrag verabschieden, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte. Sie sollen auch Voraussetzungen für die Verlegung weiterer Soldaten schaffen.
Als Reaktion afuf die veränderte Sicherheitslage in Europa hat die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband nach Litauen zu verlegen. Die Brigade soll laut Fahrplan bis 2027 einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von etwa 4800 Soldaten sowie rund 200 zivilen Bundeswehrangehörigen, die ihre Familien mitbringen können.
Das Vorkommando reise zusammen mit dem Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, nach Litauen, teilte das Verteidigungsministerium in Berlin mit. In Vilnius würden die ersten Kräfte der Brigade Litauen vom kürzlich neu ernannten litauischen Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas begrüßt.
Pistorius: „Historischer Moment“
Das Vorkommando solle zum vierten Quartal 2024 auf einen Aufstellungsstab von rund 150 Männern und Frauen anwachsen. Die Brigade des Heeres werde in Litauen mit dem Namen Panzerbrigade 45 neu aufgestellt. Nach offizieller Indienststellung der Brigade 2025 sollen die weiteren Kräfte in dem Jahr mit der Verlegung beginnen, sofern die benötigte Infrastruktur in Litauen vorhanden ist.
Pistorius hatte im Dezember in Vilnius ein Grundsatzdokument für die Stationierung unterzeichnet und von einem „historischen Moment“ gesprochen. Haupteinsatzort der Brigade soll der Truppenübungsplatz Rudninkai unweit der Grenze zu Belarus sein. Dort sollen nach litauischen Angaben rund 80 Prozent der Soldaten ihren Dienstort haben. Die übrigen sollen in Rukla im Zentrum des Landes stationiert werden.
Rückversicherung der Nato-Beistandsverpflichtung
Mit Interesse wird verfolgt, ob und wie die Litauer mit der Schaffung der zugesagten Infrastruktur vorankommen. Dabei geht es um Militärgelände und Kasernen wie auch Wohnungen und Häuser. Leben sollen die Soldaten und ihre Familien in Vilnius und Kaunas, wo jeweils eine Schule und ein Kindergarten aufgebaut werden soll.Die litauische Regierung hatte auf die Stationierung gedrängt. Zu deren Vorbereitung war bereits eine spezielle Kommission eingesetzt worden, seit Ende März ist zudem ein Vizeminister im Verteidigungsministerium für die Aufnahme der Brigade zuständig.
Litauen grenzt an das mit Russland verbündete Belarus sowie an Russlands Ostsee-Enklave Kaliningrad. Zwischen beiden Ländern verläuft von Litauen ein schmaler Landkorridor westlich nach Polen – die sogenannte Suwalki-Lücke der Nato, um die es im Falle eines Angriffs zu Kämpfen kommen könnte. Deutschlands Truppenstationierung ist für die Litauer eine gewünschte Rückversicherung der Nato-Beistandsverpflichtung. In Umfragen unterstützt die große Mehrheit der Bevölkerung die dauerhafte Präsenz deutscher Soldaten.