Selten war der München-„Tatort“ so brutal und düster: Die Kommissare Batic und Leitmayr jagen einen sadistischen Mörder, der seine Opfer foltert und zerstückelt. Bei den Ermittlungen gerät auch Assistent Kalli in Gefahr.
Worum geht’s?
Grausamer Fall für die Münchener Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl): In einem Abwasserkanal wird ein Koffer mit einem weiblichen Torso gefunden. Das Opfer wurde vor seinem Tod gefoltert und anschließend zerstückelt. Bei ihren Ermittlungen stoßen Batic, Leitmayr und ihr Kollege Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) auf verstörende Gewaltvideos, die im Internet verbreitet werden. Eine der Aufnahmen zeigt die Tote aus dem Koffer – und den vermeintlichen Täter. Ein Mann mit auffälliger Maske, der unter dem Pseudonym Jerome Damer Menschen massakriert – eine Anspielung auf den amerikanischen Serienmörder Jeffrey Dahmer. Schon bald tauchen weitere Videos auf. Batic und Leitmayr wird klar, dass sie einen zweiten Mord verhindern müssen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem vor allem Assistent Kalli in höchste Gefahr gerät.
Warum lohnt sich der „Tatort: Schau mich an“?
Drehbuchautor Christoph Stark und Produzent Ronald Mühlfellner haben sich für ihren Film an realen Geschehnissen orientiert. Der Fall des Kanadiers Luka Rocco Magnotta sorgte weltweit für Schlagzeilen. 2011 stellte er zunächst anonym Videos ins Netz, in denen er Katzen quälte und tötete. Engagierte Tierschützer lüfteten Magnottas Identität – auch aus der Sorge heraus, dass er nach Tieren einen Menschen töten könnte. Tatsächlich ermordete er 2012 einen chinesischen Studenten, filmte die Tat und verbreitete das Video im Internet. „Bei diesem Film haben wir in den Abgrund geschaut, denn er basiert auf Tatsachen“, sagt Produzent Mühlfellner. Der Film geht der Frage nach, warum sadistische Täter auf manche Menschen offenbar eine Art Faszination ausüben – und wieso nichts unternommen wird, wenn sie ihre abscheulichen Verbrechen im Internet zur Schau stellen.
Was stört?
Zu Beginn ist der „Tatort“ etwas verworren. Es wird viel erklärt und zurückgeblickt. Der Tatverdächtige fiel in Österreich bereits als Tierquäler auf, weshalb es einen Kurzauftritt des Wiener Ermittlers Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) gibt. Er weiht die Kommissare in seine damaligen Ermittlungen ein und erwähnt in dem Zusammenhang die vermeintliche Tierschützerin Lisa Berger (Aenne Schwarz) – eine der Schlüsselfiguren in dem Fall. Schwer zu ertragen sind einige der Gewaltvideos, die immer wieder vorgespielt werden. Auch wenn nichts im Detail gezeigt wird, so reichen wimmernde Welpen und schreiende Menschen, dass einen die Bilder noch lange verfolgen.
Die Kommissare?
Die Hierarchie ist seit vielen Jahren klar: Batic und Leitmayr sind die Hauptkommissare, ihr Kollege Kalli – vom Dienstgrad her Kriminalkommissar – ihr unterstellter Assistent. In diesem Fall hat Kalli genug davon, immer nur die Hilfsarbeiten zu erledigen. Er begehrt auf und will gleichrangig mit Batic und Leitmayr ermitteln. Das gipfelt in einer schönen Szene, in der Batic und Leitmayr ihm das Du anbieten. Und es gibt ein Wiedersehen mit Fußballprofi Joshua Kimmich als Fitnesstrainer Kenny. Im März 2023 war er bereits im Münchner Tatort „Hackl“ zu sehen.
Ein- oder ausschalten?
Der „Tatort“ ist nichts für schwache Nerven. Wer am Sonntagabend Serien wie die Netflix-Produktion „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ schauen und danach entspannt einschlafen kann, darf gern einschalten. Alle anderen gucken vielleicht lieber „Fack Ju Göthe 2“ auf Sat.1.
Die Kommissare Batic und Leitmayr ermittelten auch in diesen Fällen:
Das harte Leben hinter Gittern: Batic und Leitmayr ermitteln im GefängnisFördern, vögeln, krönen: Batic, Leitmayr und MeToo in der LandwirtschaftZwischen Ruhm und Rausch: Batic und Leitmayr ermitteln in der Gaming-SzeneEr ist der Tyrann von nebenan – doch ist er auch ein Mörder?Batic und Leitmayr auf den Spuren von Agatha Christie