Die AfD ist in den Umfragen vor Landtagswahl im Herbst derzeit Nummer eins im Land. Sie will in Brandenburg an die Macht – und hat klare Ziele.
Die AfD Brandenburg will mit dem Rechtsaußen-Kandidaten Hans-Christoph Berndt im September das Amt des Ministerpräsidenten erobern und das staatliche Gefüge umbauen. Berndt, Gründer des vom Landesverfassungsschutz als rechtsextremistisch gewerteten Vereins Zukunft Heimat, nannte am Wochenende als Ziele der AfD das Ende des „Parteienstaats“, des Verfassungsschutzes und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in jetziger Form. Ein AfD-Parteitag in Jüterbog wählte ihn mit großer Mehrheit zum Spitzenkandidaten.
Die Landtagswahl in Brandenburg ist für den 22. September geplant. Die AfD lag in einer Umfrage zuletzt mit 25 Prozent Zustimmung auf Platz eins vor SPD und CDU. Sie will nach eigenem Bekunden die Regierung übernehmen, hat jedoch absehbar keine Koalitionspartner. Etwa 100 bis 200 Gegner der AfD versammelten sich am Sonntag auf dem Jüterboger Marktplatz, darunter SPD, Grüne, der Deutsche Gewerkschaftsbund und Initiativen wie die Omas gegen Rechts. Auf Transparenten stand „AfD – Nein Danke“ oder „Stoppt die Brandstifter“.
Kandidaten werben für „Remigration“
Bei ihrem Parteitag wählte die AfD auf alle vorderen Listenplätze für die Landtagswahl Kandidaten, die sich zu der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Jungen Alternative bekannten. Die Bewerber forderten unter anderem das Ende jeglicher Klimaschutzpolitik und unterstützten das umstrittene rechte Konzept der sogenannten Remigration.
So sagte Kandidat Dominik Kaufner: „Ja, Migration ist das Problem und Remigration ist die Lösung.“ Er sagte nicht, was er genau damit meint. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll, auch unter Zwang.
„Neonationalsozialistisch beeinflusst“
Auch Spitzenkandidat Berndt, derzeit AfD-Fraktionschef im Potsdamer Landtag, nannte Remigration als Ziel Nummer eins eines AfD-„Regierungsprogramms“. In seiner Bewerbungsrede erinnerte er an Proteste von 2015 gegen eine Asylbewerberunterkunft in Golßen und behauptete: „Verglichen mit dem Juni 2015 ist heute die Hölle los.“
Damals gründete Berndt den Verein Zukunft Heimat, den der Landesverfassungsschutz als „neonationalsozialistisch beeinflusst“ und „rechtsextremistisch“ bezeichnet. Die AfD Brandenburg insgesamt wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall geführt.
Im Gegenzug attackiert die AfD den Verfassungsschutz verbal und will ihn abwickeln. Spitzenkandidat Berndt nannte das Amt eine „Neo-Stasi“ und griff insbesondere Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) scharf an: „Woidke ist der personifizierte Parteienstaat, den wir überwinden müssen, um wieder frei atmen zu können.“ Auch der auf Listenplatz zwei gewählte Dennis Hohloch sagte, er lehne „diesen Parteienstaat grundsätzlich ab“.
„Verantwortliche aus den Amtsstuben jagen“
Das Grundgesetz schreibt den Parteien eine herausgehobene Rolle in der Demokratie zu. „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“, heißt es in Artikel 21. Im Januar hatte sich der Landesverfassungsschutz eingeschaltet, nachdem der AfD-Landtagsabgeordnete Lars Hünich gesagt hatte: „Wenn wir morgen in einer Regierungsverantwortung sind, dann müssen wir diesen Parteienstaat abschaffen.“ Beim Parteitag wiederholte Hünich diese Ankündigung. Er wurde auf Listenplatz sieben gewählt.
Felix Teichner, Listenplatz drei, beschwerte sich über staatliche Maßnahmen gegen Proteste während der Corona-Pandemie und kündigte für den Fall eines Wahlsiegs an: „Wenn wir es wollen, dann werden wir die hierfür Verantwortlichen und ihre Gesinnungsgenossen von ihren Sitzen und aus ihren Amtsstuben jagen (…).“
Bekenntnis zu rechtsextremen Vorfeldorganisationen
Spitzenkandidat Berndt bekannte sich ausdrücklich zu sogenannten Vorfeldorganisationen der AfD und nannte neben der Jungen Alternative unter anderem das ebenfalls als rechtsextrem gewertete Institut für Staatspolitik in Schnellroda.
„Weil nur eine Volksbewegung die krankhafte Verachtung des Eigenen kurieren kann, ist eine enge Verbindung mit dem Vorfeld für uns wichtiger als für jede andere Partei“, sagte der 68-jährige Laborarzt. „Wir unterwerfen uns keinem Verdammungsdiktat verfassungsfeindlicher Verfassungsschützer. Wir distanzieren uns nicht, wir halten zusammen und wir wehren uns gemeinsam.“
Die AfD kündigte an, mit bis zu 44 Listenkandidaten zur Wahl anzutreten. Der Landtag hat 88 Sitze. Am kommenden Wochenende will die AfD ebenfalls in Jüterbog ihr Wahlprogramm beschließen.