Nach nur zwölf Minuten fliegt Außenstürmer Joseph Hungbo beim 1. FC Nürnberg mit Gelb-Rot vom Platz. Für die Franken ist das Heimspiel gegen das Topteam Holstein Kiel gelaufen. Hungbo braucht Trost.
Der untröstliche Joseph Hungbo vergrub beim Gang in die Katakomben des Max-Morlock-Stadions das Gesicht in seinem Trikot. Mit einem Turbo-Platzverweis nach nur zwölf Minuten schickte der Startelf-Rückkehrer den 1. FC Nürnberg im Heimspiel gegen Aufstiegskandidat Holstein Kiel unfreiwillig auf die Verliererstraße. Nach 78 Minuten in Unterzahl verloren die Franken am Samstag in der 2. Fußball-Bundesliga mit 0:4 (0:3) und blieben damit im dritten Spiel nacheinander sieglos.
„Wir wussten von Anfang an, dass es mit elf Mann ein schweres Spiel gegen einen wirklich guten Gegner gewesen wäre. Mit zehn Mann: So gut sind wir nicht, dass wir die Möglichkeit haben, noch irgendetwas zu drehen“, räumte Nürnbergs Trainer Cristian Fiel ein.
Hungbo fliegt nach zwölf Minuten vom Platz
Der kurze Auftritt von Hungbo vor 31 961 Zuschauern hatte schon leicht tragische Züge. Im Sommer hatte der „Club“ den Rechtsaußen vom englischen Zweitligisten FC Watford verpflichtet. Am zweiten Spieltag Anfang August beim 2:2 gegen Hannover 96 stand er dann das vorerst letzte Mal in der Nürnberger Startelf.
Eine Adduktorenverletzung zwang den 24-Jährigen später zu einer mehrmonatigen Pause. In den vergangenen Wochen war Hungbo immerhin wieder eine Teilzeitkraft. Gegen Kiel wollte der Engländer bei seiner Startelfrückkehr dann zu viel. Nach Gelb in der 5. Minute sah er nur sieben Minuten später seine zweite Gelbe Karte und musste vorzeitig vom Platz. Fiel sprach von einer „sehr, sehr harten Entscheidung. Wenn es zwei Gelbe Karten sind, muss er vom Platz, klar. Aber natürlich beeinflusst das die Dynamik des Spiels.“
„Sein Zustand war nicht gut“
Hungbo selbst war total geknickt. „Sein Zustand war nicht gut in der Halbzeit“, berichtete Fiel. „Er ist aber noch ein junger Spieler, und ich glaube, dass es wichtig für ihn sein kann. Ich bin mir sicher, dass ihm das nicht nochmal passieren wird.“
Wenn man schon verwarnt ist, darf man in einem Zweikampf nicht mehr so ins Risiko gehen. „Jetzt gilt es, dass wir ihn wieder aufbauen, weil der Junge Qualität hat und jetzt unsere Hilfe braucht“, sagte Fiel weiter.
Holstein Kiel ist eiskalt
Die Kieler nutzten ihre Überzahl gnadenlos aus und ließen den Gastgebern in der ersten Hälfte gar keine Luft mehr zum Atmen. Nach einer Ecke von Philipp Sander traf Marko Ivezic per Kopf zur Führung. Ein fahrlässiger Einwurf von Jan Gyamerah eröffnete Shuto Machino die Gelegenheit zum 2:0. Kurz vor der Pause machte Alexander Bernhardsson mit einem herrlichen Schlenzer alles klar.
„Mit einem Mann weniger gegen die Kieler zu agieren, macht alles noch schwieriger. Wir haben versucht, Umschaltmomente zu generieren, mit der schnellen Führung war das dann aber auch im Kopf schwer“, sagte Außenverteidiger Gyamerah. Er fand, dass nicht zuletzt für Hungbo „alles sehr unglücklich“ gelaufen sei.
Hungbo wird „aus dieser Situation unfassbar viel lernen“
Die Kieler schalteten anschließend in den Verwaltungsmodus. Lukas Schleimer sorgte mit seinem Schuss sogar für ein wenig Beschäftigung bei Holstein-Keeper Timon Weiner. Der eingewechselte Kieler Nicolai Remberg nahm Erik Wekesser energisch den Ball ab und markierte schließlich noch das 4:0.
Am kommenden Samstag beim FC Schalke 04 muss Hungbo zusehen, wie seine Teamkollegen versuchen werden, die 40-Punkte-Marke zu erreichen. Bis dahin hat er vielleicht schon dazugelernt. „Viel schlimmer kann es nicht laufen“, meinte Fiel über Hungbo. „Du wirst aus dieser Situation aber unfassbar viel lernen und mitnehmen.“
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