Die FDP in Thüringen hat ihren Landesvorsitzenden Thomas Kemmerich zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im September bestimmt. Für den 59-Jährigen votierten bei einem Landesparteitag am Samstag in Weimar 89,5 Prozent der Delegierten, wie Kemmerich selbst im Onlinedienst X mitteilte. Es sei ihm „ein Bedürfnis, die FDP in diesen schwierigen Zeiten im Landtag zu halten“, erklärte er.

Kemmerich war im Februar 2020 bundesweit als überraschender Kurzzeitministerpräsident des Landes bekannt geworden. Damals war er mit Unterstützung von CDU und AfD zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Die Wahl erregte großes Aufsehen, weil es das erste Mal war, dass die AfD einem Ministerpräsidenten an die Macht verhalf. Sie ließ im dritten Wahlgang ihren eigenen Kandidaten fallen und votierte für den FDP-Mann. Kemmerich trat aber bereits nach wenigen Tagen zurück.

CDU, AfD und Grüne bestimmten ebenfalls bereits ihre Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 1. September. Für die CDU tritt Landes- und Fraktionschef Mario Voigt an, für die AfD Landes- und Fraktionschef Björn Höcke.

Die Grünen wählten die Fraktionsgeschäftsführerin Madeleine Henfling und Landesumweltminister Bernhard Stengele zum Spitzenduo. SPD und Linke wollen ihre Landeslisten noch im April beschließen. Auch das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will in Thüringen antreten.

Die Werteunion zieht mit dem Parteivorsitzenden Hans-Georg Maaßen an der Spitze in den Landtagswahlkampf, wie der Vize-Vorsitzende Alexander Mitsch der „Welt“ sagte. Das habe der Bundesvorstand der Partei am Freitag beschlossen. „Unser Anspruch ist es, in Thüringen nach der Landtagswahl mitzuregieren.“ Ein erster Landesverband der Partei solle am Sonntag nahe Bad Berka gegründet werden. 

In Thüringen bilden derzeit Linke, SPD und Grüne eine Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Die jüngsten Umfragen sahen die AfD als stärkste Kraft bei der Landtagswahl, gefolgt von CDU und Linkspartei sowie dem BSW.