Seit Monaten scheut René Benko die Öffentlichkeit. Im Parlament hätte der gescheiterte Signa-Gründer Rede und Antwort stehen sollen. Doch er ließ den Auftritt im letzten Moment platzen.
Der österreichische Investor René Benko und seine insolvente Signa-Gruppe werden laut seines Anwaltes laufend mit neuen Anzeigen konfrontiert. Bis Mitte Februar seien bereits 37 sogenannte Sachverhaltsdarstellungen gegen den Immobilien- und Handelsunternehmer und Signa-Firmen bei Staatsanwaltschaften in Österreich eingereicht worden, doch mittlerweile liege die Zahl wohl weit höher, schrieb der Rechtsanwalt an das österreichische Parlament. In dem Brief wurde die für heute geplante Befragung des Ex-Milliardärs durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss kurzfristig abgesagt.
Der Rechtsberater argumentierte, dass Benko keinen Überblick über alle rechtlichen Vorwürfe habe. Der 46-jährige Unternehmer könne nicht im Parlament Rede und Antwort stehen, weil er dort in einen Konflikt zwischen Wahrheitspflicht und dem Recht zur Aussageverweigerung zu geraten drohe, hieß es in dem Schreiben, das der dpa vorliegt.
Benkos Auftritt vor dem sogenannten COFAG-Untersuchungsausschuss war mit Spannung erwartet worden. Denn der einst als Erfolgstyp gefeierte Manager hat sich bislang kein einziges Mal öffentlich zum Niedergang der von ihm gegründeten Signa-Gruppe geäußert. Seit im Vorjahr eine Insolvenzwelle durch sein verschachteltes Firmennetzwerk zu rollen begann, hat er auch alle öffentlichen Veranstaltungen gemieden.
„Ich würde sehr unruhig schlafen“
Der U-Ausschuss wurde von der Opposition eingesetzt, um die mutmaßliche Bevorzugung von Superreichen wie Benko zu beleuchten, die Verbindungen zur konservativen Kanzlerpartei ÖVP pflegen. Nach Benkos Absage stand noch die Befragung eines ehemaligen hochrangigen Finanzbeamten wegen Steuerverfahren der Signa-Gruppe auf dem Programm. Bereits am Mittwoch wurde zwei andere Finanzbeamte im Parlament befragt. Sie lieferten jedoch keine Hinweise auf eine steuerliche Bevorzugung von Signa-Firmen.Für Benko könnte es nach Ansicht des obersten Rechtsvertreters der Republik Österreich juristisch eng werden. „Ich würde sehr unruhig schlafen“, sagte der Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur, mit Blick auf den einstigen Immobilien-Tycoon. Aktuell gebe es rund um den spektakulären Niedergang der Signa-Gruppe „zahlreiche Hinweise auf strafrechtliche Vergehen.“ Aus dem Kreis der Investoren sei Benko als „faktischer Geschäftsführer“ beschrieben worden. Er sei daher vermutlich die treibende Kraft hinter den Geschäften gewesen.
Ermittlungen wegen Geldwäsche-Verdachts
In Deutschland hat die Münchner Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Geldwäsche-Verdachts im Zusammenhang mit der Signa-Gruppe bestätigt. Österreichs Korruptions-Staatsanwaltschaft untersucht unter anderem, ob Benko versucht hat, den ehemaligen Generalsekretär des Finanzministeriums mit einem lukrativen Jobangebot zu bestechen. Benkos Anwälte haben diese Vorwürfe zurückgewiesen.Benko hatte in Zeiten niedriger Zinsen ein undurchsichtiges Firmennetzwerk aufgebaut, zu dem unter anderem der unfertige Elbtower in Hamburg, sowie die mittlerweile insolventen Kaufhausmarken KaDeWe und Galeria Karstadt Kaufhof gehören. Mit dem Anstieg von Zinsen, Baukosten und Energiepreisen ist die Signa-Gruppe weitgehend zusammengebrochen.