Seit Bekanntwerden seiner Krebsdiagnose hat sich König Charles nur aus der Ferne blicken lassen. Beim Ostergottesdienst in Windsor gibt er sich ganz nahbar und wird bejubelt. Doch es gibt auch Kritik.
Mit Charme und dem Anschein nach in bester Laune hat sich König Charles an Ostern erstmals seit Bekanntwerden seiner Krebserkrankung seinen Untertanen gezeigt. Der Auftritt beim Ostergottesdienst in Windsor soll dem Vernehmen nach kein Startschuss für eine dauerhafte Rückkehr zur Normalität sein, gilt aber Royal-Experten zufolge als wichtiger Meilenstein für das zuletzt von Krankheit heimgesuchte britische Königshaus. Die ebenfalls an Krebs erkrankte Prinzessin Kate (42) war wie erwartet nicht dabei.
Der 75-jährige Monarch und seine Frau Königin Camilla (76) zeigten sich am Sonntagmorgen lächelnd und winkend, als sie die St.-George’s-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor betraten. Als aus einer Gruppe von Schaulustigen jemand „Frohe Ostern!“ rief, antwortete der König: „Ihnen auch!“
Charles trug einen dunklen Mantel und eine blaue Krawatte mit kleinen Schiffsmotiven. Camilla kam im smaragdgrünen Mantelkleid mit Cape und passendem Hut. Das Paar hatte die kurze Strecke von seinen Räumlichkeiten im Schloss zu der im Vorhof liegenden Kapelle in einer Limousine zurückgelegt.
Jubel und Applaus für den König
„Ich muss gesehen werden, damit man an mich glaubt“ (im Original: I have to be seen to be believed) soll Charles‘ Mutter, Queen Elizabeth II., einst gesagt haben. Getreu diesem Motto traten Charles und Camilla nach dem Gottesdienst noch einmal in den Innenhof des Schlosses, wo sie mit Jubel und Applaus empfangen wurden. Die beiden schüttelten die Hände einiger Schaulustiger und unterhielten sich mit Leuten, bevor sie wieder ins Auto stiegen.
Der Auftritt wurde von Königshausexperten als bedeutendes Zeichen gewertet. Charles hatte sich bislang nur mit einigem Abstand in der Öffentlichkeit sehen lassen oder hinter verschlossenen Türen einzelne Gäste oder allenfalls kleine Gruppen empfangen.
Dass er sich nun erstmals wieder ganz aus der Nähe zeigte, war laut dem Chefredakteur des „Majesty Magazines“, Joe Little, ein „sehr willkommener Meilenstein auf dem Weg zur Genesung“, wie er der britischen Nachrichtenagentur PA sagte. Nach Berichten über eine Krise und Instabilität im Königshaus dürfte das Vertrauen der Menschen nun gestärkt sein, dass alles in Ordnung ist, fügte Little hinzu.
William und Kate sind nicht dabei
Nicht bei dem Ostergottesdienst dabei waren Thronfolger Prinz William (41) und seine Frau Prinzessin Kate (42). Kate hatte kürzlich in einer sehr persönlichen Videobotschaft der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass bei ihr nach einer größeren Bauch-OP im Januar Krebs festgestellt worden sei. Sie habe inzwischen mit einer vorbeugenden Chemotherapie begonnen. Kate bat darum, ihre Privatsphäre und die ihrer Familie zu respektieren.
Berichten zufolge hatte sich das Paar über die Ferien mit seinen Kindern – Prinz George (10), Prinzessin Charlotte (8) und Prinz Louis (5) – auf den Landsitz Anmer Hall in der ostenglischen Grafschaft Norfolk zurückgezogen. Zuvor hatte es in sozialen Medien teils wilde Spekulationen über Kates Gesundheitszustand gegeben.
Kritik wegen der Teilnahme Prinz Andrews
Zum Ostergottesdienst waren auch weitere Royals wie etwa Charles‘ Schwester Prinzessin Anne (73) mit ihrem Mann Timothy Laurence (69) sowie Prinz Edward (60) und dessen Frau Herzogin Sophie (59) gekommen. Dabei waren auch der wegen seiner Verwicklung in den Epstein-Missbrauchsskandal in Verruf geratene Prinz Andrew (64) und dessen Ex-Frau Sarah Ferguson (64), die im vergangenen Jahr ebenfalls Krebsdiagnosen öffentlich gemacht hatte.
Andrews Anwesenheit rief Kritik hervor. „Wie viele schon vermuteten, ging es bei Andrews Rückzug von vielen Teilen des öffentlichen Lebens nur um PR, nicht um Standards der Rechenschaftspflicht“, sagte der Chef der Antimonarchie-Organisation Republic, Graham Smith, laut einer Mitteilung.
Andrew hatte 2019 seine öffentlichen Aufgaben für das Königshaus niedergelegt, nachdem Vorwürfe gegen ihn erhoben worden waren. Später musste er auch auf seine militärischen Dienstgrade und die Anrede Königliche Hoheit verzichten. Obwohl er stets jegliches Fehlverhalten bestritt, einigte er sich mit der US-Amerikanerin Virginia Giuffre, die ihm vorwarf, sie als Minderjährige missbraucht zu haben, 2022 auf einen millionenschweren Vergleich.