Zu Ostern haben Eier Konjunktur. Aber sind sie wirklich so gesund? Und wie steht es um die Hennen? 

Dass ein Frühstücksei einen Gruß aus einer Zeit enthält, als Dinosaurier die Welt beherrschten, erschließt sich nicht jedem sofort. Doch Forscher aus Harvard haben anhand von Erbgutanalysen ermittelt, dass unser Huhn und der Tyrannosaurus Rex sehr eng verwandt sind.

Wir Menschen haben zum Ei ohnehin ein inniges Verhältnis. Zum einen, weil wir Jahr für Jahr rund 66 Millionen Tonnen Eier (entspricht 1000 Milliarden Eier) essen; am meisten verputzen die Mexikaner, jährlich 400 Stück, die Deutschen kommen auf 230. Zum anderen widmen wir diesem Symbol des Lebens seit Jahrtausenden ein Frühjahrsfest, wir feierten es schon, lange bevor die Christen das Osterfest kultivierten. Beim Eieressen machen aber nicht mehr alle mit. Veganer und Tierschützer denken an Massentierhaltung und Klimaschäden. Es stellt sich die Frage: Ei oder nicht Ei?

Für das Ei spricht die gemeinsame Geschichte. Die, so Wissenschaftler, begann vermutlich 1650 vor Christus. Thailändische Reisbauern stellten fest, dass Bankiva-Hühner ihre Reisvorräte angeknabbert hatten. Daraus entwickelte sich eine Mensch-Huhn-Beziehung, die darin gipfelte, dass heute dreimal so viele Hühner die Erde bevölkern wie Menschen – fast 26 Milliarden. Da könnte man grübeln: Wer hat hier eigentlich wen domestiziert?

Ein weiteres Plus des Eis: Es ist sehr gesund. „Superfood“ gewissermaßen. Unter der Kalkschale steckt ein Schatz aus Eiweißen, Vitaminen und Nährstoffen. Die Furcht vor dem Cholesterin im Ei hat sich medizinisch weitgehend erledigt – weil man heute weiß, dass der Körper die Cholesterinproduktion drosselt, wenn er zu viel davon erhält. Das Ei ist zudem ein guter Küchenhelfer, es lockert Kuchen und bindet Saucen.

Das Frühstücksei lieber als Biovariante

Nun zur Schattenseite, der Herstellung. 

Die Werbe-Idylle, in der Hühner frei gackern, entspricht nicht der Realität. Die meisten Legehennen leben in Bodenhaltung, neun Tiere teilen sich einen Quadratmeter, sehen nie die Sonne und picken sich blutig. Sie legen dabei bis zu 330 Eier pro Jahr. Das Ur-Huhn Bankiva schaffte 20 Stück. In der Freilandhaltung haben sie tagsüber Auslauf, in der Biohaltung mehr Platz und Ökofutter. Aber: Auch das Biohuhn haust im Stall mit bis zu 3000 Leidensgenossen, sechs Tiere pro Quadratmeter.

Dann die Umweltlasten: Ein Kilo Eier verursacht einen CO₂-Ausstoß von zwei bis vier Kilo. Das ist weniger als bei Käse, Butter oder Rindfleisch, aber mehr als bei pflanzlichen Eiweißlieferanten wie Linsen oder Soja. Also besser auf klimagerechte Ersatz-Eier aus Soja oder Bohnen setzen, wie sie gerade im Labor entwickelt werden? Schwierig. Sie enthalten weniger Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe und müssen geschmacklich aufgepeppt werden, weil ihr Aroma nicht an echte Eier heranreicht. Und bislang sind Kunst-Eier mit nachgebauter Schale noch nicht auf dem Markt.

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Also besser auf Eier verzichten und sich rein pflanzlich ernähren? Auch das schafft Probleme. Mit vegetarischer Nahrung können sich die Deutschen, anders als mit Tierprodukten, kaum selbst versorgen. Bei Gemüse schaffen wir nur 38 Prozent. Mehr Pflanzen auf dem Teller bedeuten mehr Importe. Die Importländer müssen dann mehr anbauen, noch mehr Naturflächen verschwinden, noch mehr knappes Wasser versickert auf Äckern. Wobei auch unsere heimische Eierproduktion Fläche im Ausland kostet. Denn unsere Hühner werden mit Soja gefüttert, das weitgehend aus anderen Ländern kommt. Biozüchter verwenden mehr hiesiges Futter, erzeugen aber weniger Eier als herkömmliche Bauern. Um den Bedarf zu decken, wären also mehr Ökohöfe nötig – im dicht besiedelten Deutschland, das eigentlich mehr Naturschutzflächen braucht.

Die Frage „Ei oder nicht Ei?“ lässt sich am Ende nicht einfach beantworten. Wer zum Frühstücksei greift, sollte zumindest die Biovariante wählen. Und an die Dinosaurier denken.