Seit dem 17. Jahrhundert ist der Hase zu Ostern der Eier-Lieferant. Genützt hat ihm der Ruhm nicht: In den vergangenen Jahrzehnten sind die Bestände drastisch geschrumpft. Doch zuletzt gab es gute Nachrichten. 

Dieses Stück stammt aus dem stern-Archiv. Es wurde aktualisiert. 

Steckbrief

Mit einer Länge von rund 55 Zentimetern und einem Höchstgewicht von vier bis sechs Kilo ist der Hase ein ziemlicher Brocken. Seine bevorzugten Aktivitäten sind: fliehen, verdauen, Nachwuchs schaffen. Für alle drei ist er hervorragend gerüstet. 

Die langen Beine und der schlanke Körper erlauben eine Laufgeschwindigkeit von bis zu 80 km/h.

Mit einer Geschwindigkeit bis zu 80 km/h kann der Hase rennen
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Die Augen sitzen seitlich am Kopf und stehen leicht hervor. Sie ermöglichen dem Fluchttier einen Rundumblick und das blitzschnelle Erfassen von Bewegungen.

In seinem Blinddarm erzeugt der Hase einen speziellen weichen Brei, den er nach dem Ausscheiden noch einmal frisst – zwecks optimaler Vitaminverwertung.

Die Häsin trägt ihre Föten meist 42 Tage lang aus, kann aber bereits ab dem 38. Tag erneut schwanger werden – im zweiten „Horn“ ihrer Gebärmutter.

r-Strategie : Hasen sind Einzelgänger – nur in der Paarungszeit von Frühjahr bis Herbst sammeln sie sich für einige Wochen an „Rammelplätzen“.

Die Häsinnen gebären in der Regel nach einer Befruchtung Würfe mit bis zu vier Jungen – drei- bis viermal im Jahr. Allerdings sterben manchmal bis zu 95 Prozent der kleinen Säuger schon im ersten Jahr. Biologen sprechen von einer r-Strategie – benannt nach der Wachstumsrate r, die bei Hasenpopulationen sehr hoch ist.

Hasenapotheke: Um möglichst viele Junge durchzubringen, muss die Häsin sehr fette Milch bilden. Sie nutzt dafür einen speziellen Futtermix aus der sogenannten Hasenapotheke mit Ackerminze, Schafgarbe, Wiesensalbei und vielen anderen Feldkräutern.

Populationen

Jahrzehntelang schätzten Experten die Hasenbestände ausschließlich anhand der sogenannten Jahresstrecke – der Zahl der erlegten und überfahrenen Tiere. Seit 2001 werden zusätzlich lebende Hasen in Referenzgebieten gezählt – und die neue Methode bestätigt die Daten der alten. Fazit: Seit den 70er Jahren sind die Bestände drastisch geschrumpft. Doch seit wenigen Jahren gibt es einen positiven Trend. Heute leben in Deutschland rund 19 Feldhasen je Quadratkilometer geeigneten Lebensraums. Das ist der höchste Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings im Jahr 2001. 

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Die Geschichte des Osterhasen

500 v. Chr. 
Dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot gilt der Hase als unermüdlicher Liebhaber, er ist eines der Symboltiere der Liebesgöttin Aphrodite.

Die Eier bringt der Osterhase, doch vor ihm sollen auch der Fuchs, der Kuckuck oder der Storch Eier gebracht haben
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4. Jahrhundert n. Chr. 
Für den Kirchenvater Ambrosius ist der Hase ein Sinnbild der Auferstehung, auch Eier werden schon früh mit der Osterbotschaft in Verbindung gebracht.

16./17. Jahrhundert 
In Bildern der Maler Peter Paul Rubens und Hans Baldung Grien taucht das Langohr mehrfach als „Paradiessymbol“ auf.

1682 
Erstmals erwähnt eine Schrift den Hasen als österlichen Eierlieferanten. Nach dem Volksglauben hatten zuvor schon Kuckuck, Fuchs, Storch und Hahn die Ostereier gebracht.

Die ersten Schoko-Hasen kamen schon im 19. Jahrhundert auf den Markt. Heute sind sie aus dem Osterkörbchen nicht mehr wegzudenken
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19. Jahrhundert 
Eine Dresdener Firma produziert die ersten handgearbeiteten Schokoladen-Osterhasen. Bald sind die süßen Langohren auch in den USA populär.

1907 
In Deutschland wird ein hasenähnlicher Stoffüberzug patentiert, mit dem man Hühner im Nest verkleiden konnte – um Kinder von der Existenz des Osterhasen zu überzeugen.